Berlin . Der Mensch hinter dem legendären Modezaren: Thomas Schmauser als „Der große Rudolph“ Moshammer in einer ironischen Filmbiografie.

Der Name Rudolph Moshammer ist so etwas wie ein Wahrzeichen für die Bussi-Gesellschaft der 80er-Jahre in München. Das exklusive Geschäft des Modemachers auf der noblen Maximilianstraße war damals die Anlaufstelle einer Schickeria, die dort mit ihren hochpreisigen Errungenschaften gesehen werden wollte.

Im Innern dieses kommerziellen Heiligtums traf man den Exzentriker Moshammer fast nie alleine an, fast immer war auch seine Mutter anwesend sowie sein Hund Daisy, den er mit Vorliebe auf dem Arm trug. Über diese schillernde Figur hat der Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph jetzt einen Film gedreht, der so ganz anders funktioniert als ein herkömmliches Biopic.

Die Ermordung Moshammers kommt nicht vor

Adolph sucht mit „Der große Rudolph“ nicht den ganzen Lebensbogen, der ihn dann unweigerlich auch zu Moshammers brutaler Ermordung 2005 durch einen Stricher geführt hätte. Er reduziert den Film nur auf ein paar wenige Tage im Leben dieser schillernden Figur. Auch seine Homosexualität, die ihn schließlich das Leben kosten sollte, wird nur höchst dezent gestreift.

Dafür erhält man, gespickt mit viel Ironie, einen tiefen Einblick in die Inszenierung eines Menschen, der möglicherweise viel lieber ein ganz anderer geworden wäre: Mal sieht man ihn, wenn er sich in eine Ecke verdrückt, um dort endlich mal wieder einfache Wurst anstatt der ständigen Kanapees zu verzehren. Mal folgt man ihm, wenn er sich nachts zu den Obdachlosen fahren lässt, um dort Almosen zu verteilen.

Hannelore Elsner spielt die hinterhältige Mutter

Der Münchener Theatermime Thomas Schmauser spielt diese Figur nicht einfach, er geht förmlich in ihr auf. Auch Hannelore Elsner als hinterhältige, intrigante Mutter kann wacker mithalten. Eine Hassliebe. Der Regisseur lässt den Zuschauer dabei stets im Zweifel, ob das, was er sieht, tatsächlich authentisch ist – oder nur süffig servierte Ironie.

Wie etwa die Lagerung billiger Kleidungsstücke im Keller, die Moshammer angeblich bearbeitet, um sie im Geschäft für fünfstellige Summen an reiche Kunden zu verkaufen. Oder die Sache mit dem kindischen Blaublüter Konstantin Graf von Antzenberg (Robert Stadlober), der Moshammer für den größten Philosophen schlechthin hält und ihm zu Ehren ein Fest gibt.

Verkaufsassistentin Evi ist eine Seelenverwandte

Der schönste Einfall dieses Films jedoch, das ist das Zusammentreffen Moshammers mit der jungen, unscheinbaren Evi (Lena Urzendowsky), deren Natürlichkeit ihn anrührt, und die er vom Fleck weg zu seiner Verkaufsassistentin macht. Mit ihr scheint der Modezar eine Seelenverwandte gefunden zu haben, die ihn sogar ohne seine schwarze Perücke und somit auch ohne Haupthaar sehen darf. Dass diese seltsame Freundschaft auf unsicherem Terrain fußt, das liegt an der eifersüchtigen Mutter, die ihren Sohn wieder ganz und gar für sich haben will.

Filmemacher Alexander Adolph war treibende Kraft bei Krimikost wie „Unter Verdacht“ und „München Mord“. Bei diesem prächtigen Film wähnt man ihn auf den mondänen Spuren eines Helmut Dietl.

Fazit: Aus dem Leben einer Inszenierung: Das Drama taucht mit viel Ironie ein in die Welt des Modemachers.

• „Der große Rudolph“, Mittwoch, 19. September, ARD, 20.15 Uhr