Hamburg. Der ZDF-Krimi „Sarah Kohr – Mord im Alten Land“ überzeugt als spannungsgeladener Thriller. Zeitweise bietet er sogar Kino-Feeling.

Die Krimi-Flut im Fern­sehen sorgt häufig für Kritik. Nicht immer zu Recht, denn sie bietet häufig Stoff für ungewöhnliche Frauenfiguren. Wie jetzt in „Sarah Kohr“ zu sehen ist. Die Titelheldin, gespielt von Lisa Maria Potthoff, ist – ähnlich wie ihre TV-Kolleginnen „Helen Dorn“ oder „Winnie Heller“ – eine Frau, die querdenkt. Eine Polizistin, die ihre eigenen Wege geht.

Auch in der Folge „Mord im ­alten Land“ hält sie sich nicht an Vorschriften, wenn sie den Täter sucht, der in einem Labor für biochemische Untersuchungen eine Laborantin schwer verletzt hat.

Krimi über Gewalt, Korruption und Egoismen

Überraschend, wie körperlich Potthoff ihre Rolle angeht und selbst in Nahkampfszenen mehr als überzeugt. Dafür hat sie hart trainiert, wie sie sagt. Sie habe extra einen Krav-Maga-Kurs belegt, eine spezielle Form der Selbstverteidigung, um Abwehr- und Angriffstechniken zu trainieren.

Sarah (Lisa Maria Potthoff) schleicht zum Apfellager, in dem Anna Mehringer, Thomas Lichter und Götz Weiler bedroht werden.
Sarah (Lisa Maria Potthoff) schleicht zum Apfellager, in dem Anna Mehringer, Thomas Lichter und Götz Weiler bedroht werden. © ZDF und Marion von der Mehden | Marion von der Mehden

Spannungsgeladen erzählt dieser Krimi von Gewalt, Korruption und Egoismen. Es ist durchaus ein Abend, der im Krimi-Einerlei dank kluger Erzählstrukturen Ausnahmestatus genießt. Schade nur, dass auch hier auf bestimmte Klischees nicht verzichtet wurde.

Großes Staraufgebot in dem wendungsreichen Thriller

Sarah Kohr hatte ein Verhältnis mit Staatsanwalt Anton Mehringer (Herberg Knaup). Und immer wenn sie sich sehen, liegt Herzflimmern in der Luft. Dann aber muss sie auch noch zusammen mit Mehringers Ehefrau Anna Mehringer (Stephanie Eidt) ermitteln. Das führt dann zu Dialogen wie: „Haben Sie ein Problem mit mir?“ „Sie meinen, außer der Affäre mit meinem Mann.“ „Ich dachte, er hätte Ihnen nichts gesagt.“

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Krimis vergisst der Zuschauer solche Szenen schnell. Denn ­Regisseur Marcus O. Rosenmüller, der fürs ZDF schon seit Jahren die Taunus-Krimis nach Nele Neuhaus verfilmt hat, bietet hier einen überaus wendungsreichen Thriller mit Starbesetzung: Herbert Knaup, Rudolf Kowalski, Martin Feifel, ­Corinna Kirchhoff und Hannes Hellmann.

Katja Studt rundet die Starbesetzung ab

Anton (Herbert Knaup ) und Sarah fühlen sich immer noch zu einander hingezogen.
Anton (Herbert Knaup ) und Sarah fühlen sich immer noch zu einander hingezogen. © ZDF und Marion von der Mehden | Marion von der Mehden

Ebenfalls mit dabei ist Katja Studt. Sie spielt die Ehefrau des Verdächtigen Thomas Lichter (Marcus Mittermeier) und ist zur Zeit in einigen ZDF-Produktionen zu sehen: Am Donnerstag erst spielte sie in „Tonio & Julia: Zwei sind noch kein Paar“. Am 3. Mai hat sie eine Hauptrolle in „Ausgerechnet Sylt“. „Es gibt jetzt Katja Studt satt in den kommenden Wochen – ob man will oder nicht“, sagt die Schauspielerin lachend bei einer Begegnung.

Entdeckt wurde Katja Studt im Alter von 13 Jahren von Dieter ­Wedel. Der Erfolgsregisseur steht wegen angeblicher sexueller Übergriffe auf Schauspielerinnen heftig in der Kritik. „In den ersten Jahren hat er mich künstlerisch beraten und sehr viel für mich getan. Ich ­habe selbst mit ihm nie etwas Schlimmes erlebt, habe ihn aber auch bei Dreharbeiten als extremen Despoten erfahren“, sagt sie zu den Vorwürfen.

Fazit: Gut durchdachte Story. Dank der Starbesetzung hat der Zuschauer an vielen Stellen das Gefühl, nicht vor dem Fernseher, sondern im Kino zu sitzen.

ZDF, Montag, 23. April, 20.15 Uhr