Hamburg. In der ZDF-„heute-show“ präsentiert Satiriker Oliver Welke den Jahresrückblick. Zuvor spricht er über Satire und beleidigte Politiker.

Welcher Politiker hat sich im abgelaufenen Jahr zum Affen gemacht? Was war 2017 besonders lustig? Und wer wird mit dem „Goldenen Vollpfosten“ ausgezeichnet? Um Fragen wie diese geht es im satirische Jahresrückblick der beliebten „heute-show“. Ein Gespräch mit Moderator Oliver Welke (51) über die Kraft der Satire und beleidigte Politiker.

Für Satiriker leben wir ja in herrlichen Zeiten.

Oliver Welke: Ich sage immer: Was für die „heute-show“ gut ist, ist oft nicht gut fürs Land. Ich finde also nicht alles toll, was uns Sendezeit schenkt, bestimmte Entwicklungen machen mir auch ernsthaft Angst. Wenn sich alle nur noch in diese merkwürdige Meckerhaltung reinsteigern, aber keiner mehr was tut, dann sehe ich schwarz für unsere Demokratie. Wer sich zum Beispiel mal kommunalpolitisch umsieht, stellt fest, dass da wenig nachkommt an jüngeren Leuten. Das hat nichts mit der sogenannten Politikverdrossenheit zu tun, an die ich sowieso nicht glaube. Es gibt vielmehr ein großes Interesse an Politik. Die Leute haben nur ein Problem mit der Art von Parteipolitik, die sie medial wahrnehmen.

Im Internet wird an allen Ecken und Enden gewitzelt und geblödelt. Braucht man da überhaupt noch Satire im Fernsehen?

Welke: Ich denke schon, man muss nur aufpassen, dass man nicht alle Sachen, die schon im Netz waren, noch einmal zitiert. Wobei man sagen muss: Unter dem vielen Quatsch finden sich oft auch exzellente Gags, die ja in der Regel von Amateuren kommen und nicht von Profis. Aber man muss höllisch auf der Hut sein, dass man nicht aus Versehen in die gleiche Kerbe schlägt. Sonst heißt es in den entsprechenden Foren gleich: Guck mal, den Witz haben sie aus dem Netz geklaut.

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    Beschweren sich Politiker bei Ihnen, dass Sie zu hart mit ihnen umgegangen sind?

    Welke: Bei mir persönlich nicht, aber beim ZDF in Mainz schon ab und zu. Im Laufe der Jahre habe ich zeitversetzt von so mancher Beschwerde erfahren. Wir haben aber mit dem ZDF vereinbart, dass es besser ist, wenn wir das in einem solchen Fall nicht unmittelbar erfahren, weil sich sonst die eine oder andere Hemmung einschleichen könnte.

    Sie hatten noch keinen wutschnaubenden Politiker am Telefon?

    Noch nie, die Wut ist zum Glück immer in andere Telefone geschnaubt worden. Wenn ich mal einen bei einer Veranstaltung oder im Flugzeug treffe, dann sehe ich natürlich an der Reaktion, ob der uns lieb hat oder nicht. Es ist manchem ja auch gar nicht so unangenehm, wenn er bei uns vorkommt.

    Hat Ihnen im Nachhinein schon mal ein Gag leidgetan?

    Welke: Nicht dass ich wüsste. Was mir manchmal leidtut, ist, wenn wir auf Parteitagen Delegierte vor dem Mikrofon haben, die nicht so ganz genau wissen, wer wir sind, und dann was Blödes sagen. Dass man sich also den Lacher mit jemandem geholt hat, der die Situation in diesem Moment nicht so richtig erfasst hat. Mit ausgebufften Politprofis dagegen habe ich weniger Mitleid.

    Freitag, 15. Dezember, 22.45 Uhr, ZDF: „heute-show – Der Jahresrückblick“,