Essen. Kabel 1 setzt auf eine neue Doku-Soap. In „Unser neuer Chef“ bestimmen die Angestellten, wer ihr Boss wird. Ein spannendes Experiment.

In den USA ist dieses Verfahren weit verbreitet, in Deutschland dagegen eine ganz neue Art, Führungspersonal zu finden: Beim „Collaborative Hiring“ entscheiden die Angestellten einer Firma selbst, wer ihr neuer Chef wird. Kabel 1 erklärt dieses Prinzip nun zum Inhalt einer neuen Arbeitsplatz-Doku-Soap: Am Dienstag läuft die erste Folge von „Unser neuer Chef – Jetzt entscheiden wir!“.

Ein Vorgesetzter muss seinen Untergebenen beweisen, dass er es draufhat – aus dieser Grundidee haben schon andere Sender Shows gemacht. In „Undercover Boss“ auf RTL etwa mischen sich Chefs großer Firmen – oft mit Perücken und falschen Bärten absurd verkleidet – unters ganz normale Mitarbeitervolk, um mal zu gucken, wie der Laden so läuft. Kabel 1 setzt große Hoffnungen in das Job-Experiment. Seit Wochen laufen TV-Trailer und Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften, laut dem Sender geht es um nicht weniger als die „wichtigste Wahl des Jahres“.

Die erste Folge spielt in einer Großbäckerei

Geplant sind zunächst vier Folgen, sie laufen immer dienstags. In jeder Ausgabe steht ein anderes Unternehmen mittlerer Größe im Fokus, bei dem es eine Führungsposition auf unterer Ebene zu besetzen gilt: Jeweils drei Bewerber auf den Posten müssen sich beim Einstellungsgespräch und später im Betrieb bewähren.

Sie durchlaufen in einer Woche alle Abteilungen, machen sich mit den Abläufen und Erfordernissen der Produktion vertraut und auch schon mal die Hände schmutzig. Was die potenziellen Chefs nicht ahnen: Am Ende entscheiden die Mitarbeiter, welcher der drei Bewerber den Job kriegt – und nicht, wie von den Anwärtern angenommen, die Geschäftsführung.

Bewerber geben sich zunächst routiniert

In der heutigen Auftaktfolge bewerben sich der 56-jährige Bäcker Konrad, der 40-jährige Groß- und Außenhandelskaufmann Karim sowie die 26-jährige Objektleiterin Jessica als Bezirksleiter einer Großbäckerei. Im Einstellungsgespräch fühlt der Geschäftsführer den Kandidaten auf den Zahn, und alle drei machen ihre Sache routiniert und einigermaßen abgeklärt.

Floskelhaft erzählen sie von ihrem „kollegialen“ oder „kooperativen“ Führungsstil, versprechen, die ihnen unterstellten Mitarbeiter kräftig „zu motivieren“, und betonen den „Teamgedanken“, auf den in modernen Unternehmen viel Wert gelegt wird – was man im Vorstellungsgespräch eben so sagt. Spannend wird es, wenn die Anwärter später in der Produktion eingesetzt werden. Dann läuft nicht mehr alles so glatt wie beim Vorstellungsgespräch, und die drei Bewerber sehen sich schnell mit Anforderungen und Problemen konfrontiert, von denen sie nichts geahnt haben.

Format ist ein Experiment

In den weiteren Folgen geht es um Jobs in einem Fleischgroßhandel, einem Autohof und einem Freizeitpark. Das Format ist auch ein Experiment: Nehmen die Mitarbeiter den nettesten Kandidaten oder denken sie, dass ein Fiesling den Laden eher voranbringt? Wollen sie Eigenverantwortung oder klare Ansagen? Vielleicht entscheiden Angestellte am Ende gar nicht anders als die Manager.

Dienstag, 25. Juli, Kabel 1, um 20.15 Uhr