Hamburg. Glückliches Ende einer Nervenschlacht am Hamburger Flughafen. Am Sonntagnachmittag gab der Vater nach langen Verhandlungen auf.

  • Die Geiselnahme am Hamburger Fluhafen ist nach fast 19 Stunden unblutig beendet worden
  • Ein bewaffneter Mann hatte sich Zugang zum Vorfeld des Hamburger Airports verschafft
  • Er verschanzte sich mit seiner vierjährigen Tochter
  • Am Sonntagnachmittag ergab sich der Mann
  • Der Flugverkehr soll schnellstmöglich wieder anlaufen

Die Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist nach über 18 Stunden am Sonntag am frühen Nachmittag unblutig zu Ende gegangen. Der bewaffnete Mann, der am Samstagabend mit seinem Auto und seinem vierjährigen Kind auf das Vorfeld des Airports gerast war, sei festgenommen worden, erklärte die Polizei.

„Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen“, schrieb die Polizei auf X, früher Twitter. „Der Mann wurde widerstandslos von den Einsatzkräften festgenommen. Das Kind scheint unverletzt zu sein.“

Geiselnahme in Hamburg: Vater entführte seine Tochter schon einmal

Das Drama hatte am Samstag gegen 19.30 Uhr in Stade begonnen. Dort suchte der 35-jährige Mann aus Buxtehude seine von ihm getrennt lebende, drei Jahre ältere Ehefrau auf und nahm ihr mit Gewalt das gemeinsame Kind ab. Um mögliche Zeugen auf Abstand zu halten, schoss er nach Darstellung der örtlichen Polizei zweimal mit einer Pistole in die Luft. Dann lud er seine Tochter in einen schwarzen Audi und entkam den herbeigeeilten Fahndern – Richtung Hamburger Flughafen, wie sich alsbald herausstellen sollte.

Schon während der Geiselnahme am Flughafen durchsuchte die Polizei in Buxtehude die Wohnung des Täters und stellte Beweismittel sicher. Wie die Polizei am Sonntag in Stade weiter mitteilte, hatte er sich bereits Mitte letzten Jahres einmal mit seiner Tochter über mehrere Monate unerlaubt in der Türkei aufgehalten. Das Verfahren wegen Kindesentziehung gegen ihn wurde seinerzeit mit einer Geldstrafe abgeschlossen.

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte umstellen den Geisenehmer, der sich auf den Boden gelegt hat.
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte umstellen den Geisenehmer, der sich auf den Boden gelegt hat. © Getty Images | Martin Ziemer

Betrieb am Hamburger Flughafen soll schnell wieder anlaufen

Am Samstag hatte er gegen 20.00 Uhr mit dem Audi mehrere Absperrungen im Norden des Geländes durchbrochen. Danach fuhr er auf das Rollfeld. Nach Angaben der Bundespolizei hat er zudem in die Luft geschossen und „eine Art Molotowcocktails“ aus dem Wagen geworfen.

Der Flughafen war sofort weiträumig gesperrt und die beiden Terminals geräumt worden. Alle Passagiere in den Flugzeugen wurden aus den Maschinen geholt und in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht. Insgesamt 3200 Passagiere seien betroffen gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend.

Hamburg: Ein Polizeifahrzeug steht auf dem Flughafen vor einem Flugzeug, an dem ein Auto mit einem Geiselnehmer steht.
Hamburg: Ein Polizeifahrzeug steht auf dem Flughafen vor einem Flugzeug, an dem ein Auto mit einem Geiselnehmer steht. © dpa | Daniel Bockwoldt

Am frühen Sonntag hatte der Flughafen bekanntgegeben, dass der Flugbetrieb wegen der Geiselnahme auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe. „Es kommt zu Flugstreichungen und Verzögerungen über den gesamten Tag“, teilte der Flughafen weiter mit.

Geiselnahme am Hamburger Flughafen: Mann möglicherweise im Besitz von Sprengsätzen unbekannter Art

Das von seinem Vater auf dem Hamburger Flughafen als Geisel festgehaltene vierjährige Mädchen war nach Einschätzung der Polizei körperlich unversehrt, hieß es vor der Beendigung der Geiselnahme. „Wir gehen im Moment davon aus, dass es dem Kind körperlich gut geht. Das sagt uns der Blickkontakt, den wir im Moment haben, und die Telefonate mit dem Täter, da ist das Kind im Hintergrund zu hören“, sagte Polizei-Sprecherin Sandra Levgrün am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur am Airport.

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Mann mit Tochter als Geisel: Hintergrund könnte Kindesentführung sein

Die Hamburger Polizei hatte die ganze Nacht mit dem Mann verhandelt. „Wir haben eben guten Kontakt zu dem Täter bekommen“, sagte eine Polizeisprecherin. Man habe mit ihm auf Türkisch verhandelt. „Er ist uns zugewandt. Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv.“

„Wir gehen derzeit davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund des Einsatzes ist“, twitterte die Hamburger Polizei kurz vor Mitternacht. „Die Mutter möchte natürlich so schnell es geht zu ihrem Kind“, sagte der Leiter des Kriseninterventionsteams des DRK Hamburg, Malte Stüben, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagmittag. Die Mutter stehe in direktem Kontakt mit dem DRK und befinde sich auch am Airport.

Ein Großaufgebot der Polizei ist vor Ort.
Ein Großaufgebot der Polizei ist vor Ort. © Michael Arning | Michael Arning

Hamburger Flughafen: Keine Verletzten unter den Passagieren

Die Polizei sah zu dem Zeitpunkt auch keine akute Gefährdung von Dritten mehr. Das Flugzeug der Turkish Airlines, unter dem der Mann sein Auto abgestellt hatte, wurde geräumt, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es gebe keine Gefährdung Unbeteiligter mehr.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich nach der Rettung des Kindes erleichtert. „Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet“, schrieb Tschentscher am Sonntag auf X. Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte. „Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen.“

Nach dem Ende der Geiselnahme plant der Airport ein möglichst rasches Wiederanlaufen des Flugbetriebs. „Die Vorbereitungen für die schnellstmögliche Wiederaufnahme des Flugbetriebes laufen“, hieß es am Sonntag auf der Homepage des Flughafens. „Wir sind in enger Abstimmung mit den Sicherheitskräften, wann die Zufahrten und Terminals wieder freigegeben werden.“