Braunschweig. In einer Baulücke entstand ein Wohn- und Geschäftshaus mit klugen Details.

Die Braunschweiger Karlstraße ist im Gegensatz zu den schmuckvollen Gründerzeitarchitekturen des östlichen Ringgebiets eher durch einen heterogenen Mix aus Fachwerk- und alten Handwerkerhäusern, Industriegebäuden der Jahrhundertwende sowie Bauten des 20. Jahrhunderts geprägt. Zwischen den Häusern ist Platz für Grün und in den dahinterliegenden Gärten sowieso.

Dass sich hier eine Baulücke findet, ist ein Glücksfall. Dogrul Architekten aus Braunschweig haben auf dem fast quadratischen Grundstück Ecke Karl- und Bindestraße ein dreigeschossiges Wohnhaus entwickelt, das unten Raum für ein Ladengeschäft bietet. Es ist ein kompaktes Haus, das wie ein Würfel die Balance findet zwischen rauem Charme und poetischer Bescheidenheit.

Während sich der Laden unten mit seinen Oberlichtern und bodentiefen Fenstern zur Straße hin öffnet, ist der darüber liegende Wohnbereich fast hermetisch abgeschlossen. Die bestimmenden Materialien sind im Erdgeschoss die beständigen, dänischen Klinker von Petersen-Tegl, darüber liegt eine weiße Putzfassade. Den Blicken fast verborgen, öffnet sich im 2. Obergeschoss nach Süden großzügig eine Dachterrasse.

Wie ein ironischer Gegenpart zur geometrischen Strenge der kubischen Gesamtform, kragt auf der Westseite ein kleiner Balkon schräg aus der Fassade. Von hier aus lässt sich die ganze Umgebung überblicken, gleichzeitig bietet ein davorstehender Baum Schutz, man bleibt unbemerkt in diesem urbanen Kleinod. Mit feinen aber souverän umgesetzten architektonischen Elementen wird hier eine städtebauliche Situation erzeugt.

„Ein Haus sollte immer den Ort respektieren“, erzählt Architekt Erdal Dogrul „aber gleichzeitig beziehe ich die Wünsche der Bauherren mit ein.“ Energetisch optimiert und dazu ein gutes und gesundes Raumklima haben die Architekten durch die Verwendung nachhaltiger Werk- und Dämmstoffe erreicht.

Die Innenräume der Wohnetagen sind offen und klar mit wenigen Materialien gestaltet. Eichenparkett und erdfarbene Fliesen korrespondieren mit weißen Wänden. Analog zur zweigeteilten Fassade führt eine Massivtreppe vom Erdgeschoss in die Wohnetage, darüber und innerhalb der Wohnung dient eine offene Stahlwangentreppe der Erschließung.