Gifhorn. Durch Umbauen lassen sich Ressourcen sparen – das schließt Neues nicht aus.

Die Zukunft des Bauens, sie liegt heute immer mehr in der Vergangenheit. Altbauten rücken stärker in den Fokus von Bauherren und Architekten. Einerseits werden Grundstücke in begehrten Stadtlagen knapper und dazu teurer, anderseits ist „das Umbauen von vorhandener Architektur nachhaltig und dazu ressourcenschonend“, berichtet Architekt Holger Hörmann aus Gifhorn.

„Sicherlich kann und muss nicht jedes Gebäude erhalten werden, aber ein genaues Hinsehen und Beschäftigen mit der Bausubstanz, das hilft schon, um zu erkennen, welche versteckten Qualitäten und energetischen Reserven darin stecken.“ Das aus den 1960er Jahren stammende Wohnhaus im Nordwesten der Innenstadt von Gifhorn, das ist so ein Bau mit Potenzial. Wo früher eher kleinteilig Zimmerchen auf Zimmerchen trafen, ist heute nach dem Umbau Raum für natürliche Helligkeit, Platz zum Durchatmen, für Wohn- und Essbereich mit offener Küche sowie für das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach.

Während sich die innere Struktur des Hauses komplett verändert hat, wird der Wandel außen eher nur in feinen Details sichtbar. Der Charakter des Hauses, sein Baukörper und die äußere Gestalt mit dem asymmetrischen Satteldach sind so geblieben. „Der Bau hat zeitlose Qualitäten, eine solide Bauweise und eine gute Raumgliederung“, meint Architekt Hörmann. „Natürlich muss man ein Gebäude beim Umbau an die Wünsche des neuen Bauherrn anpassen und vor allem energetisch modernisieren, aber es sollte in seiner Erscheinung nicht seinen ursprünglichen zeitlichen Kontext negieren.“

Im eingeschossigen Gebäudeteil zum Wilscher Weg wurde eine Praxis eingerichtet, aber baulich bis auf den Dacheinschnitt nichts weiter bearbeitet. Im anschließenden nordöstlichen Wohnbereich entstanden zwei getrennte Wohneinheiten. Erschlossen sind diese Wohnungen mit separaten Eingängen vom Müllersteg aus.

Um die ursprüngliche Gebäudeerscheinung beizubehalten, wurde die Erweiterung in baugleicher Form gestaltet. Das Garagendach ist zum Garten hin gleichzeitig als überdachter Freisitz gefasst und dient den Eingängen als Regenschutz. Die Wohneinheit im oberen Geschoss erhielt eine Loggia über der Praxis und ist somit optisch und akustisch optimal von der unten liegenden Terrasse getrennt. Die Wohnräume sind zum Garten nach Süden und die Funktionsräume und Arbeitszimmer nach Norden angeordnet. Details wie eine Dachdeckung aus Titanzink, mit der auch der gestalterisch dominante Kaminschornstein eingefasst ist, oder das ungewöhnliche Material Muschelkalk auf der Fassadenseite, geben dem Gebäude heute eine elegante und zeitgemäße Note – ein Blickfang, ohne aus der Reihe zu tanzen.