Wolfenbüttel. Nach der Sanierung strahlt ein Wolfenbütteler Fachwerkhaus von 1662 in neuem Glanz.

Die Adresse Holzmarkt 1 zählt zu den zentralen und markanten Orten mitten in der Altstadt Wolfenbüttels. 2016 wurde der umfangreiche Umbau des aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammenden Fachwerkhauses und damit der letzte Projektstein des seit 1978 angelaufenen Sanierungsprogramms der Wolfenbütteler Altstadt abgeschlossen.

Das dreigeschossige Wohnhaus war über die Jahrhunderte arg in Mitleidenschaft gezogen. Durch ungünstige Bodenverhältnisse war der Bau um circa 70 Zentimeter in den Untergrund eingesunken. Um das Wohnen in einem halbwegs ausgeglichenen Zustand möglich zu machen, hatte man zuvor in einige Räume Podeste eingezogen. Fast alle Köpfe der tragenden Balken waren gebrochen. Sie hielten zum Teil nur noch durch Eisenklammern zusammen.

„Wir konnten nicht alles erhalten“, berichtet der Wolfenbütteler Architekt Andreas Niehüser über die Umbaumaßnahme. Aber es fanden sich auch zahlreiche erhaltenswerte, historisch wertvolle Details, die viel über die Geschichte und den Wandel des Gebäudes erzählen, darunter eine Esse im Erdgeschoss mit intaktem Gewölbe sowie Überbauungen, die das Gebäude seit 1662 immer größer haben werden lassen.

Priorität beim Umbau hatte die Befestigung des Baugrunds. Dazu musste eine Bohrpfahlgründung mit 27 Wedi-Spül-Pfählen rund 20 Meter tief unter dem vorhandenen Gebäude eingebracht werden. Ein massives Betonbalkenraster mit Bodenplatte bot ein tragfähiges Fundament für die nachhaltige Instandsetzung. „Allerdings mussten wir das komplett abgestützte Gebäude noch um circa 70 Zentimeter anheben, um es horizontal in Waage zu bringen“, berichtet Niehüser.

Mit Eichen-Trapezleisten und Fachwerkziegeln wurde der Bau neu ausgemauert. Die innenseitige Dämmung der Außenwände erfolgte mit Holzweichfaserplatten auf einer Ausgleichsschicht aus Lehmputz. Ein Armier-Kalkputz mit Silikatfarbe bildet den Abschluss der diffusionsoffenen Wandkonstruktion. Auf der Außenseite wurden die Gefache mit Trass-Kalkputz und mit einem Anstrich aus Silikatfarbe versehen. Das Balkenwerk wurde mit Leinölfarbe behandelt. Jedes Detail, auch der Anbau mit dem neuen Treppenhaus wurde mit der Denkmalpflege abgestimmt.

Vier moderne Wohnungen zwischen 70 und 90 Quadratmeter sind entstanden. „Wirtschaftlich gesehen hätte man das Gebäude komplett abbrechen und dann wieder aufbauen müssen“, sagt der Architekt. „Aber dann wären die Authentizität und viele Spuren der Vergangenheit verloren gegangen.“