Braunschweig. Der Traditionsbetrieb im Magniviertel schließt Ende Juni. Inhaberin Luule Artmann geht in den Ruhestand.

Nach 97 Jahren endet in Braunschweig die Ära Foto-Artmann. Ende Juni wird das Geschäft im Magniviertel für immer schließen. Inhaberin Luule Hartmann zieht sich in den Ruhestand zurück.

„Es wird Zeit“, sagt sie. Im Juni werde sie 68 Jahre alt. „So schön das Arbeiten im Studio Ölschlägern auch ist ­– auf die Dauer geht keine Sechs-Tage-Woche. Man wird schließlich nicht jünger.“ Dass Foto-Artmann nun verschwindet, schmerze sie aber natürlich sehr. Denn über Generationen haben die Fotografen des Unternehmens die Braunschweiger begleitet: Baby-Fotos, Hochzeitsfotos, Familienfeste, Porträts – 60 Jahre lang vom Bohlweg aus, mittlerweile befinden sich die Geschäftsräume im Magniviertel. Ein neuer Mieter wird einziehen. Eine Malerfirma.

Das Berufsbild habe sich stürmisch verändert, erzählt Luule Hartmann. Schwarzweiß-Fotografie, das Unternehmen unterhielt einst ein eigenes Labor samt Dunkelkammer und bildete das Personal aus, gehört längst zur Vergangenheit. „Mittlerweile werde ich bestaunt und selbst fotografiert, wenn ich aus Spaß mit meiner alten zweiäugigen Rollei losziehe.“ Die Digitalfotografie ist längst Standard. „Die Kameras werden zudem immer einfacher zu bedienen. Das Handy sorgt für eine Konkurrenz, die man sich vor einigen Jahren noch nicht hat vorstellen können.“

Lohnt sich noch ein Ladengeschäft?

Das größte Problem habe am Ende aber die Frage aufgeworfen: „Wer soll das Ladengeschäft weiterführen? Der Kunde vertraut auf verlässliche Öffnungszeiten.“ Eine Frage, auf die auch Simone Hobrecht-Kettner keine befriedigende Antwort gefunden hat. Sie ist einzige Mitarbeiterin. „Ich habe ganz lange mit mir gerungen, das Geschäft im Magniviertel zu übernehmen.“

Zu groß schienen ihr am Ende jedoch die Risiken einer Unternehmensnachfolge. Denn eine weitere Veränderung des Arbeitsalltags sei: „Die Arbeit im Studio geht mehr und mehr zurück. Die Kunden wollen mittlerweile immer häufiger, dass bei ihnen Zuhause oder unter freiem Himmel fotografiert wird.“ Ladengeschäft und Außentermine müssten in Einklang gebracht werden. Wenn Luule Artmann sagt: „Es fehlt der qualifizierte Nachwuchs. Auch unsere Branche leidet unter einem gewissen Fachkräftemangel“, stimmt ihr Simone Hobrecht-Kettner zu: „Wer gut ist, macht sein eigenes Ding. Ich habe mich mit vielen Kollegen beraten. Sie waren skeptisch, ob ein zusätzliches Ladengeschäft tatsächlich Zukunft hat.“ Ihr Weg führe darum in die Selbstständigkeit als freie Fotografin.