Braunschweig. Motorradmesse: Händler Hans „Pauli“ Lier hört auf, die Gedenkfahrt hat ein neues Ziel und die „Peace-Scramler“ wirbt für Spenden an Flüchtlinge.

Zwei Jahre Corona-Pause. Jetzt ist sie wieder da: Die Motorradmesse Braunschweig, größte Messe ihrer Art in Niedersachsen, ist das gesamte Wochenende über Treffpunkt der Biker. Der Handel zeigt Neuheiten. Aber die Messe ist natürlich auch Info-Börse. Und Branchen-Geflüster gab es reichlich.

Eine Messe mit Hindernissen. Organisator Frank Henkel hatte sie eigentlich bereits zum Saisonstart im Februar geplant. Die Hoffnung, im März könnten Auflagen fallen, erfüllte sich nicht. Es galt: Helm ab, FFP-2-Maske auf. 3G ohnehin. Dafür machte bestes Wetter die Fahr zur Millennium-Halle zum Vergnügen. Zu Bestaunen gab es dort genug, zu erfahren noch mehr.

Zum Beispiel: Braunschweigs Händler-Urgestein Hans Lier, nur „Pauli“ genannt, geht in den Ruhestand. Die Geschäftsübergabe läuft. „Im Augenblick sind wird noch zu dritt“, erzählt Barbara Dastig, zuvor bereits an der Daimler Straße für die Buchhaltung verantwortlich. Sie hat mit Werkstattmeister Dominik Pohle die Geschäftsleitung übernommen. Die Verkaufsräume sind bereits umgebaut. Die bisherige Trennung der Marken Honda und Kawasaki wird aufgehoben.

Merten Menzel nimmt Maß auf einer alten Rennmaschine, die die Kreidler-Freunde aus Wolfsburg mitgebracht hatten.
Merten Menzel nimmt Maß auf einer alten Rennmaschine, die die Kreidler-Freunde aus Wolfsburg mitgebracht hatten. © regios24 | Stefan Lohmann

Hinzu kamen bei Benlex an der Christian-Pommer-Straße hingegen Aprilia und Beta. Der Ducati-Händler ist mittlerweile auch Vertragshändler für diese Marken. Doch das ging fast unter, weil Benlex für einen der Hingucker der Messe sorgte. Nach zehn Tagen Kraftakt, so Marketing-Leiter Wolfgang Rühle, erfolgte am Madamenweg der Rollout der „Peace Scrambler“. Der Name ist Internet-Suchbegriff. Eine umlackierte Ducati, die als Werbeträger für eine Spendenaktion zugunsten der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland dient.

Biker helfen Kriegsflüchtlingen

Das Problem dabei sei gewesen, erzählt Rühle: „Es musste alles ganz fix gehen. Aber wer hat Zeit, um zusätzliche Arbeiten zu erledigen?“ Frank Thiele sorgte für die Sonder-Lackierung, Marc Stantiem für Fotos zur Unterstützung des Aufrufs. Der Spendenaufruf zugunsten der Aktion-Deutschland-Hilft läuft noch bis Jahresende. 675 Euro gingen bereits ein. 25.000 Euro sollen es werden. Nach Abschluss der Spendenaktion soll sich klären, was aus der „Peace Scrambler“ wird. Rühle sagt: „Der Gesetzgeber verlangt, dass bis zum Ende des Spendenaufrufs die Maschine weder verkauft noch versteigert werden darf.“

Andreas Pautz zeigt eines seiner außergewöhnlichen Motiv-Schlauchtücher.
Andreas Pautz zeigt eines seiner außergewöhnlichen Motiv-Schlauchtücher. © regios24 | Stefan Lohmann

Neues gab es auch von Kraftrad aus Hondelage. Eigentlich Spezialist, um Motorrad-Oldtimer wieder in Schuss zu bringen. Mittlerweile ist Kraftrad auch Vertragshändler für Royal Enfield. Einst weltberühmte britische Marke. Mittlerweile in Indien heimisch. Weil keine echte Weiterentwicklung erfolgte. standen die Royals für „Langsamkeit neu erleben“. Ein Gegenentwurf zu „Unter 100 PS bist Du ein Mädchen“. Klaus Jokl hat Vorkriegsmaschinen repariert. „Die Marke passt zu uns. Kein Chichi. Aber auch kein Vergaser mehr, sondern Einspritzung.“ Höchst behutsam modernisierte Technik in alter Form. Etwas für für Freunde des Ursprünglichen. Bendix kam auch hinzu. Ein Hersteller aus China. Jokl meint „Die Chinesen werden es den heutigen Platzhirschen künftig richtig schwer machen.“

Motorrad-Demofahrt findet wieder statt

Geklärt hat sich mittlerweile auch, wie die Zukunft der Motorrad-Demofahrt aussieht. Jährlich fuhren tausende Biker von Salzgitter nach Braunschweig, um dort Motorradfahrern zu gedenken, die im Straßenverkehr starben. Zuletzt fiel die Fahrt pandemiebedingt aus. „In diesem Jahr findet sie am 30. April statt“, erzählt Tina Wachter, Präsidentin ACM Braunschweig. Ziel werde Sankt Martini sein. „Sankt Martini wird künftig dauerhaft zum Ziel, um Terminkollionen mit dem Dom zu vermeiden.“

Wer nicht bis Ende April warten will: Worker Wheels laden am Freitag, 1. April, zum Stammtisch ein. Offen für jeden. Ab 18 Uhr werden im „Gliesmaroder Thurm“ gemeinsame Ausfahrten besprochen.