Braunschweig. Ausläufer des Sturmtiefs „Sabine“ beenden die Winterkunstzeit in Braunschweig vorzeitig. Aus Sicherheitsgründen ist auf dem Kohlmarkt Schluss.

Auf dieser Veranstaltung lag in diesem Jahr von Anfang an kein Segen. Erst stoppte das Verwaltungsgericht Braunschweig die Sonntagsöffnung – und entzog damit der Winterkunstzeit in der Braunschweiger Innenstadt und auf dem Kohlmarkt den erhofften Publikumszuspruch. Dann schlug auch noch das Sturmtief „Sabine“ zu – aus Sicherheitsgründen musste das Wiederaufbau-Atelier auf dem Kohlmarkt bereits am Sonntagmittag geschlossen werden.

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„Nachdem die ersten Ausläufer des Sturmtiefs Braunschweig erreicht haben und aufgrund der Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes müssen wir die Veranstaltung Winterkunstzeit für heute absagen“, teilte das Stadtmarketing mit.

In aller Eile begannen Künstler und Verantwortliche mit der Sicherung und dem Abtransport der Werke, musste mit dem Abbau begonnen werden.

Die Enttäuschung war groß, denn immerhin hatte es auch am Sonntag zunächst noch Besucherzuspruch gegeben – trotz des ausgefallenen verkaufsoffenen Sonntags. Doch von Anfang an war klar, dass allein schon das unsichere Wetter noch einmal weitere Publikumsgunst gekostet hatte. Dann die Absage – und sofort der Start des dann schon fast hektischen Abbaus.

Bitter: Auch die Künstler in den Schloss-Arkaden kamen am Sonntag nicht zum Zuge, denn wegen des Beschlusses des Verwaltungsgerichts blieb auch dort geschlossen. Noch am Samstag hatte es dort einen sehr großen Zuspruch für die Winterkunstzeit gegeben.

Dies war auch auch dem Kohlmarkt der Fall, wo das Interesse am Wiederaufbau-Atelier und die Atmosphäre drinnen eigentlich Lust auf mehr Winterkunstzeit gemacht hatten. Bis zum bitteren Ende 2020, das dann am Sonntag kam.

60 Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende hatten zuvor vier Tage lang die regionale Kreativszene in der Braunschweiger Innenstadt präsentiert. Es gab Ausstellungen, Workshops und Mitmachaktionen. „Rund 162.000 Besucherbewegungen erfassten die Lasermessgeräte im Laufe des Samstags“, teilte das Stadtmarketing am Sonntag mit.

Damit hätten die Werte – zumindest bis Samstag – auf Vorjahresniveau gelegen. Ausstellungen von Acrylmalerei über Fotografie bis hin zu Street Art und Upcycling – vier Tage lang habe die Winterkunstzeit „farbenfrohe Kunst in teils graue Februartage“ gebracht.

Auch Olaf Jaeschke vor Arbeitsausschuss Innenstadt zeigte sich zufrieden, wenngleich ihn die schwelende Frage der rechtlichen Zulässigkeit der Sonntagsöffnungen weiter umtreibt. „Ich hoffe nicht, dass es die letzte Winterkunstzeit war“, sagte er unserer Zeitung.

Ohne Sonntagsöffnung werde es allerdings tatsächlich schwer, so Jaeschke. Das Ziel aber, mehr Kultur und die Kreativen in die City zu bekommen, Begegnungen und Diskussionen zu ermöglichen, auch für Familien und das alles auf niedriger Schwelle, es sei so lohnenswert, dass man es keinesfalls aus den Augen verlieren dürfe. „Wir sollten es wieder versuchen.“

Ähnlich hatte sich zuvor bereits Geschäftsführerin Julia Taut vom Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler gegenüber unserer Zeitung geäußert. Es werde sich erst in der Zukunft zeigen, was die Bekenntnisse zur Winterkunstzeit tatsächlich wert seien. Die Zusammenarbeit, die Präsenz, die Atmosphäre und die ungewöhnlich vielen Publikumskontakte lohnten den Aufwand indes auf jeden Fall.

Zu einer echten Bereicherung der Innenstadt wurde das lichte Wiederaufbau-Atelier auf dem Kohlmarkt, ein Kunst-Cafe, das diese City gut verträgt. Am Ende konnten einem die Akteure dort allerdings leid tun – doppelt geschlagen trotz ihres hohen Engagements. Sie haben eine neue Chance verdient.