Braunschweig. Die TU Braunschweig bietet ab dem Wintersemester als erste Uni in Niedersachsen ein Orientierungsstudium an.

Was tun nach dem Schule? Diese Frage zu beantworten, findet die Mehrheit der Schüler ziemlich oder sogar ausgesprochen schwierig, und zwar unabhängig von der Schulform. Was das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 2015 herausfand, hat sich auch im Jahr 2018 noch nicht wesentlich verändert. Jedenfalls nicht nach dem, was die Studienberater der Technischen Universität Braunschweig beobachten.

„Viele sind sehr unentschlossen, wenn sie in unsere Beratungen kommen. Da geht es nicht darum, ob sie vielleicht Maschinenbau oder Ingenieurwissenschaften studieren wollen, sondern ob überhaupt und wenn ja: welche grundsätzliche Richtung“, sagt Studienberaterin Yvette Hummel. „Dabei sind viele durchaus sehr gut informiert. Aber es gibt in Deutschland über 10 000 Studiengänge, der Druck lähmt sie.“

Um das zu ändern, bietet die TU Braunschweig als erste Universität in Niedersachsen vom kommenden Wintersemester an ein zweisemestriges Orientierungsstudium an. Maximal 60 Abiturienten können teilnehmen. Sie bekommen einen Stundenplan, der aussieht wie der eines Vollzeitstudiums – der aber Lehrveranstaltungen aus mehreren Themengebieten enthält, die den Abiturienten oder die Abiturientin interessieren, also beispielsweise Architektur, Verkehrsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik. Zusätzlich gibt es Kurse, in denen wissenschaftliches Arbeiten gelernt wird, und je nach Interessen Vorbereitungskurse für das reguläre Studium. In weiteren von sechs sogenannten Orientierungsfeldern geht es um die Berufe, die dem Studium später folgen, sowie um Vernetzung mit anderen Studierenden. Zudem steht eine sogenannte Potenzialanalyse fest im Studienplan, mit der Vorlieben und Fähigkeiten der Teilnehmer herausgearbeitet werden sollen.

„Das Orientierungsstudium ist ein Vollzeitformat“, sagt Hummel, die das Programm gemeinsam mit ihrer Kollegin Susann Heichel entwickelt hat, „wir simulieren den Studienalltag mit seinen wesentlichen Elementen.“ „Simulieren“ deswegen, weil die Studierenden des Orientierungsstudiums keine echten Studenten sind, sondern den Status von Gasthörern haben. Deswegen wird lediglich der Gasthörerbeitrag von 100 Euro pro Semester fällig – es kann allerdings auch kein Bafög beantragt werden. „Aber dafür ist dann für das reguläre Studium auch noch kein Anspruch verfallen“, sagt Hummel. Gespräche über Vergünstigungen beispielsweise durch ein Semesterticket oder beim Mensaessen würden derzeit geführt. In einigen der belegten Kurse können auf Wunsch auch Prüfungen abgelegt werden.

Man wolle mit dem Orientierungsstudium auch erreichen, dass die Zahl der Abbrecher sinkt, sagt Dr. Yvonne A. Henze, die Leiterin der zentralen Studienberatung der TU: „Die Teilnehmer sollen wissen, was im Studium auf sie zukommt.“ „Sie sollen später ihr Fach wählen, weil sie wissen, was sie können, was sie wollen und was ihnen liegt“, ergänzt Hummel. „Und nicht, weil irgendjemand, den sie kennen, dieses Fach auch studiert.“

Belegt werden können Veranstaltungen aller Fakultäten außer Pharmazie und Psychologie. Bewerben darf sich jeder Abiturient, einzige Voraussetzung: Er muss seiner Bewerbung ein fertiges Abiturzeugnis beilegen.