Barcelona. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wird deutlich: Das Smartphone ist aus modernen Fahrzeugen nicht mehr wegzudenken.

BMW trifft Samsung, Mercedes hat seinen Stand in Sichtweite der Fritzbox von AVM und Seat begegnet Nokia unter einem Dach. Apple und Tesla schwänzen den World Mobile Congress in Barcelona. Trotzdem wächst auf der Riesenmesse zusammen, was lange nicht zusammen gehörte. Das Smartphone hat längst das Auto erobert. Die Autobauer wehren sich nicht länger gegen die Macht der Technologieunternehmen. Friedliche Koexistenz heißt das neue Motto, das auf der größten Leistungsschau der Mobilfunkbranche allerorten präsent ist.

Natürlich reißt sich die Heerschar der Zaungäste aus aller Welt mehr darum, das neue Samsung Galaxy in Händen zu halten. Oder Selfies mit dem Nokia im Retrolook zu schießen. Die Autos stehen im Hintergrund auf viel kleineren Ständen. Ähnlich wie auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas scheint es so, als wären die Giganten der alten Zeit von den Start-ups und Smartphone-Firmen nur geduldet.

Im Vordergrund stehen deshalb auch die technischen Finessen im Innenraum: Wie eben das neue Display in der bald erscheinenden A-Klasse von Mercedes, das wie vier längs hintereinandergelegte Smartphones aussieht und zahllose neue Einstellmöglichkeiten hat. Für Mercedes ist die Messe auch eine Art Kontaktbörse. Denn viele kleine Unternehmen zeigen sich am Mittelmeer. Die Stuttgarter haben in Barcelona eine Beteiligung an einem israelischen Start-up verkündet. Anagog aus Tel Aviv hat zusammen mit dem Autobauer ein Programm entwickelt, das mithilfe von künstlicher Intelligenz das Verhalten von Autonutzern mittels zahlreicher Sensoren verfolgt, analysiert und bewertet. So kann vorhergesagt werden, ob der betreffende Autofahrer für den Umgang mit einem Elektroauto prädestiniert ist oder doch in einem klassischen Verbrenner besser aufgehoben ist.

Zeitgleich mit BMW bringt Mercedes auch eine neue Handy-funktion ins Auto. Damit wird das Smartphone zum digitalen Schlüssel, der das Auto öffnet, schließt und auch den Motor zum Laufen bringt. Ideal für Carsharing-Unternehmen, weil die Berechtigung, das Fahrzeug zu nutzen, per App und Link übermittelt werden kann. Aber auch Familien, die ein Auto gemeinsam nutzen, werden sich freuen. Der ständige Austausch des Zündschlüssels gehört der Vergangenheit an.

Seat bringt auch die digitale Assistentin Alexa ins Auto

BMW lässt zudem seinen Dauerbrenner i3 in Barcelona von der Leine. Der Stromer präsentiert sich auf einer Fläche so groß wie ein Volleyballfeld als autonomes Vehikel, das fahrerlos seine Kreise zieht. Für eine weitere Innovation muss noch abgewartet werden, bis der nächste Mobilfunk-Standard G5 marktreif ist. Dann bieten die Münchner eine zweite Sim-Karte an, die unabhängig von der des Fahrer-Handys für Kontakt mit der Außenwelt sorgen soll. So kann das Auto die Verbindung zu anderen BMW-Fahrern herstellen und die Gemeinschaft vor Unfällen, Glätte oder Staus warnen.

Seat, in Barcelona zu Hause, verkündet die Zusammenarbeit mit der bekannten App Shazam, die gespielte Musiktitel erkennen, abspielen und auch sofort kaufen kann. Laut Seat verwenden viele Shazam-Nutzer bisher das Smartphone am Steuer und werden so zu Unaufmerksamkeit verleitet. Jetzt kann die App auf den Navi-Bildschirm gespiegelt werden. Die Spanier lassen auch Alexa ins Auto, der Sprachassistent hat in den Wohnstuben längst seinen festen Platz. An einem Forschungsauto zeigt Seat, wie sie sich das unfallfreie Fahren der Zukunft vorstellen. Wichtigstes Detail: Der Fahrer muss vor dem Anlassen des Motor in ein Röhrchen blasen, das den Alkoholkonsum misst. Nur bei reinem Atem darf er losfahren.

Wem die fest eingebauten Navigationssysteme immer noch zu teuer sind, hat jetzt bei Toyota oder Ford eine preisgünstige Alternative. Beide Hersteller verkünden in Barcelona ihre Zusammenarbeit mit Google und dessen App Waze. Das auf Google Maps basierende Programm nutzt die Daten aller Waze-Fahrer, zeigt so Staus und Sperrungen an. Auch Nachrichten können verschickt werden. sp-x