Braunschweig. Über 500 Helfer bekämpfen den Brand. Wochenendhaus-Siedlung wurde evakuiert. Glutnester werden noch gelöscht.

Als „gespenstisch“ beschreibt Jens Führer den Anblick, der sich ihm am Donnerstagmorgen in Teilen des Esseler Waldgebiets bietet: „Da sind Baumskelette – komplett schwarz gebrannt. Das war mehr als ein bloßes Bodenfeuer“, berichtet der Sprecher der Feuerwehr Heidekreis, der die gesamte Nacht auf Donnerstag am Einsatzort verbracht hat. Sein Kollege Stephan Meier ergänzt zustimmend: „Es war nicht ohne: Es gab durchaus Flammenbildung auf Brust- und Kopfhöhe.“

Wind facht Flammen an

Auf einer Fläche von 28 Hektar brannte der Kiefernwald entlang der Autobahn 7 nahe Schwarmstedt – in Brand gesetzt offenbar durch Funkenflug eines Lastwagens. „Unser Verdacht ist, dass ein Reifenplatzer der Auslöser für das Feuer war“, sagt Polizeisprecherin Eva Peukert. Auf einer Strecke von mehr als einem Kilometer setzte der Lkw etwa um 17 Uhr den Grünstreifen neben der Fahrbahn in Brand. „Von dort griff das Feuer über die Böschung auf den angrenzenden Wald über“, erklärt Meier den Hergang. Der Wald, weitgehend Kiefern, war infolge der zurückliegenden heißen Sommertage – und der trockenen letzten Jahre – völlig ausgetrocknet: Waldbrandgefahrstufe 4. Angefacht von kräftigem Wind breiteten sich die Flammen rasch aus. Eine gewaltige Rauchsäule stieg in den Himmel.

A7 erst komplett, dann halb gesperrt

Die A7 wurde am Mittwochabend zunächst komplett gesperrt. Die festsitzenden Pkw- und Lkw-Insassen wurden von Hilfskräften der Johanniter verpflegt. Als sich abzeichnete, dass die Löscharbeiten länger

Der Brand brachte den Verkehr auf der A7 südwärts zum Erliegen.
Der Brand brachte den Verkehr auf der A7 südwärts zum Erliegen. © dpa | Philipp Schulze

dauern würden, geleitete die Polizei Autos gegen die Fahrtrichtung zur Ausfahrt in Westenholz. Laut Polizei waren in der Nacht 50 Beamte und Beamtinnen im Einsatz. Nach Aufhebung der Sperrung Richtung Norden gegen Mitternacht blieb die Fahrbahn südwärts noch bis zum Donnerstagnachmittag, 15.30 Uhr, geschlossen.

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Vor allem wegen der massiven Rauchentwicklung hatte sich die Samtgemeinde Schwarmstedt entschlossen, eine nahe gelegene Siedlung von Wochenendhäusern zu evakuieren. 35 Personen mussten das Areal verlassen und wurden in organisierten Unterkünften untergebracht. Eine richtige Entscheidung, wie Meier findet: „Zwar brannte es in der Nähe der Häuser nur an einzelnen Stellen. Aber der Brandrauch und die Unkalkulierbarkeit der Situation sprachen dafür, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen.“ Am Morgen konnten die Bewohner ihre Häuser wieder in Besitz nehmen.

Brand gegen Mitternacht unter Kontrolle

Bereits gegen Mitternacht war es den laut Polizei rund 240 Einsatzkräften der Feuerwehren des Heidekreises, unterstützt von Kollegen aus Celle und Harburg, gelungen, den großflächigen Brand weitgehend unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei kamen auch ein Polizeihubschrauber und der Feuerwehr-Flugdienst zum Einsatz. Sie behielten den Brand aus der Luft im Blick. Das nötige Wasser wurde mit Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr zum Einsatzort gebracht. Auch Landwirte unterstützten die Arbeiten durch den Transport von Löschwasser in Güllefässern. Bis Donnerstagmorgen waren laut Landesfeuerwehrverband sogar mehr als 500 Einsatzkräfte vor Ort gewesen.

Bekämpfung von Glutnestern geht weiter

Noch am Donnerstagnachmittag löschten Feuerwehrleute Glutnester im Wald. Um diese aufzufinden, setzten sie Wärmebildkameras ein. „Heute morgen, gegen 10 Uhr, haben wir stellenweise noch

Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen weiter Glutnester.
Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen weiter Glutnester. © dpa | Philipp Schulze

Temperaturen von rund 600 Grad am Boden gemessen“, berichtet Stephan Meier am Donnerstag. Die Suche nach den oberflächlich teils schwer erkennbaren Glutnestern und deren Bekämpfung – freilegen und löschen – würden die örtlichen Feuerwehren in den kommenden Tagen fortführen. „Nur wenn es jetzt massiv regnet, können wir es schon vorher gut sein lassen“, so Meier.

Ähnliche Verhältnisse – Kiefernwälder, trockene Sandböden, hohe Waldbrandgefahr – gibt es unserer Region vor allem in der Südheide im Landkreis Gifhorn. Florian Preusse, Vorsitzender des dortigen Nabu-Kreisverbands, kritisiert im Gespräch mit unserer Zeitung, derart anfällige Wälder seien auch ein Ergebnis verfehlter Forstwirtschaft. „Statt aus der Heide-Brand-Katastrophe von 1975 die richtigen Schlüsse zu ziehen und großflächig Mischwälder aufzubauen, hat man vielerorts wieder großflächig mit dem Brotbaum Kiefer aufgeforstet.“ Dieser Fehler dürfe auf Flächen, die heute Bränden oder der Dürre zum Opfer fielen, nicht noch einmal wiederholt werden. Hierfür fordert er. „entsprechende Förderkulissen“.