Berlin/Frankfurt. Die Reform der katholischen Kirche nimmt Fahrt auf: Die Synodalversammlung beschließt offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare.

Am Freitag, den 3. März 2023, hat die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Frankfurt am Main die offizielle Zulassung von Segensfeiern für homosexuelle Paare beschlossen. Diese Entscheidung gilt als der vielleicht wichtigste Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der Kirche in Deutschland.

Das Abstimmungsergebnis der Synodalversammlung

Der Beschluss wurde mit einer Mehrheit von 176 der 202 Synodalen gefasst. Nur 14 stimmten dagegen, zwölf enthielten sich der Stimme. Auch die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Bischöfe wurde erreicht. Die Segensfeiern werden allerdings erst im März 2026 eingeführt. Die dreijährige Frist soll genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erarbeiten.

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Kernforderung des Reformprozesses Synodaler Weg

Die Zulassung von Segensfeiern für homosexuelle Paare war eine der zentralen Forderungen des Reformprozesses Synodaler Weg, der seit 2019 läuft. Die Entscheidung gilt als Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland.

Segensfeiern für homosexuelle Paare werden bereits in vielen Gemeinden praktiziert, finden allerdings in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Diese Grauzone wurde von vielen Synodalen kritisiert. Priester, die den Segen spenden, sollen künftig keine Sanktionen mehr befürchten müssen. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.

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Gegen die Linie des Vatikans

Der Vatikan hatte im Jahr 2021 klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet" anerkannt werden könnten. Der Beschluss der Synodalversammlung in Frankfurt am Main steht damit gegen die Linie des Vatikans.

Unterschiedliche Positionen in der Weltkirche

Einige Synodale, die eine Ablehnung des Antrags ankündigten, verwiesen auf die sehr unterschiedlichen Positionen innerhalb der Weltkirche zur Homosexualität. In Afrika seien die Katholiken strikt dagegen, sagte etwa der Delegierte Emeka Ani. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einer innerkirchlichen Zerreißprobe in dieser Frage, wie sie derzeit die anglikanische Kirche erlebe.

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Positive Erfahrungen in Belgien

Der Antwerpener Bischof Johan Bonny berichtete in der Synodalversammlung über die bereits erfolgte Einführung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare in Belgien. Dies sei relativ geräuschlos verlaufen, berichtete er. Es habe eine informelle Abstimmung mit dem Vatikan und Papst Franziskus gegeben. Der Papst habe nur gesagt: "Das ist Ihre Entscheidung". (ew/dpa)