Hamburg. Die Nachfrage nach Festgeldanlagen steigt und steigt. Welche Vorteile Vermittlungsportale bieten und welche Alternativen es dazu gibt.

Es sind riesige Anlagesummen, die in diesen Wochen angelegt werden: Am Zinsmarkt, der ein Jahrzehnt nur fallende Zinsen kannte. Doch da inzwischen längst noch nicht bei jeder Bank die Rückkehr der Zinsen eingeläutet worden ist, müssen Sparer nach neuen Wegen suchen. Zum Beispiel über Zinsportale, die Vermittler zu den Banken mit den höchsten Zinsen sind.

Eines davon, Zinspilot, sitzt in Hamburg. In der vergangenen Woche war der Andrang so groß, dass für mehrere Tage der telefonische Kundenservice abgeschaltet werden musste. Jetzt ist zwar wieder Telefonkontakt möglich, aber mit längerer Wartezeit, wie es heißt.

Allein als Bargeld oder auf Giro- oder Tagesgeldkonten haben die deutschen Privathaushalte laut Bundesbank 2230 Milliarden Euro herumliegen. „Noch immer zahlen vor allem viele örtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken keine Zinsen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Nur allmählich kommt die Zinswende auch in der Fläche an.“ Doch wo gibt es die höchsten Zinsen? Wie arbeiten Zinsportale? Wie sicher sind die Anlagen?

Wie arbeiten Zinsportale?

Das kann man sich wie einen virtuellen Supermarkt für Tages- und Festgeldangebote vorstellen. Der Kunde wählt aus und legt heute sein Geld bei einer Bank an und sechs Monate später bei einer weiteren, ohne immer wieder eine neue Kontoverbindung zu eröffnen und sich erneut legitimieren zu müssen. Das ist der wichtigste Unterschied zu einer Direktanlage bei Banken. Die Zinsportale haben Zugang zu Banken, bei denen der Verbraucher sein Geld sonst nicht anlegen könnte.

Wie groß ist die Nachfrage?

„Wir verzeichnen durch die Zinswende eine enorme Nachfrage und sind deshalb mit einem erhöhten Aufkommen an Kundenanfragen konfrontiert. Wir geben unser Bestes, alle Anfragen so schnell es geht zu bearbeiten“, sagt Fin Stempel von Weltsparen, zu dem seit 2021 auch Zinspilot gehört.

Während die Kunden von Weltsparen seit der Gründung 2012 bis 2022 Gelder in Höhe von insgesamt 30 Milliarden Euro bei Partnerbanken angelegt haben, kam allein im Januar eine Milliarde Euro von den deutschen Plattformen Weltsparen und Zinspilot hinzu. Aktuell besonders gefragt sind Festgeldprodukte mit einer Laufzeit von ein oder zwei Jahren mit Zinsen von bis 3,5 Prozent. Weltsparen und Zinspilot bieten mehr als 400 Festzinsangebote an. Lesen Sie hier: Jahreswirtschaftsbericht: Wie geht es der deutschen Wirtschaft wirklich?

Wie finde ich die Zinsportale?

Es reicht, den Namen des Portals im Internet einzugeben. Die Zinsportale heißen Weltsparen, Zinspilot und Check24. Wem das dennoch zu umständlich ist, der kann zunächst bei seiner Bank nachfragen. Denn es gibt auch Geldinstitute, die mit diesen Zinsportalen zusammenarbeiten und einen Teil ihrer Sparangebote übernehmen.

Dazu gehören die Deutsche Bank, die Unicredit und die DKB Bank. Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) hatte in der Niedrigzinsphase mit Zinspilot kooperiert, die Zusammenarbeit aber inzwischen beendet. Offensichtlich möchte man in einer Phase steigender Zinsen nur die eigenen Zinsangebote vermarkten, zum Beispiel 1,3 Prozent für einen Anlagezeitraum von zwei Jahren. Auch interessant: Lindner: "Mit Machtworten sollte man sparsam umgehen"

So langsam steigen die Zinsen wieder. Zinsportale wie Zinspilot und Weltsparen bieten Kunden verschiedene Anlegemöglichkeiten.
So langsam steigen die Zinsen wieder. Zinsportale wie Zinspilot und Weltsparen bieten Kunden verschiedene Anlegemöglichkeiten. © IMAGO / Westend61

Wie kommt mein Geld zu den Banken?

Die Anbieterplattformen sind sehr ähnlich aufgebaut. Interessenten müssen sich zunächst mit einer E-Mail registrieren und dann identifizieren. Für die persönliche Authentifizierung werden das Videoident- oder das Postident-Verfahren angeboten. Nach diesem Schritt können die Kunden ihr Verrechnungskonto eröffnen.

Von diesem Konto aus können dann verschiedene Zinsangebote genutzt werden. Alle weiteren Schritte wie Überweisungen vom Verrechnungskonto auf die Anlagekonten und die gesamte Kommunikation mit den Banken im Ausland tätigt dann das jeweilige Zinsportal.

Weltsparen verfügt über eine eigene Bank, die Raisin Bank. Zinspilot kooperiert mit der Hamburger Privatbank Sutor. Beide Institute sind Mitglieder der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken. Der Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung beträgt pro Einleger und Kreditinstitut bis zu 100.000 Euro. „Sobald Kundinnen und Kunden ihre Einlagen in ein Produkt investieren, gilt die Einlagensicherung des jeweiligen Instituts“, sagt Stempel. Aber auch hier sind alle Einlagen mit bis zu 100.000 Euro abgesichert. Lesen Sie hier: Spar-Zwang: Deutsche Wirtschaft leidet stärker als erwartet

Wo gibt es die höchsten Zinsen?

Um zu sehen, welche Vorteile die Zinsportale bieten, hat unsere Redaktion mithilfe der Vergleichsplattform kritische-anleger.de die jeweils höchsten Zinsen für Festgeld unter verschiedenen Prämissen für die Anlagezeiträume von drei Monaten bis zu fünf Jahren ermittelt.

Festgeld-Vergleich und direkte Anlage bei Banken
Festgeld-Vergleich und direkte Anlage bei Banken © kritische-anleger.de / Hamburger Abendblatt

Längere Anlagezeiträume bringen keine höheren Zinsen als die 3,75 Prozent für fünf Jahre. Sehr attraktiv sind derzeit alle Anlagezeiträume von bis zu zwei Jahren. Schon für sechs Monate reicht die Palette der jeweils besten Angebote von 2,70 Prozent (Zinsportal) bis zu 2,30 Prozent (Bank mit deutscher Einlagensicherung). Bei einem Anlagezeitraum von zwei Jahren beträgt die Bandbreite 3,50 Prozent (Zinsportale) bis 3,20 Prozent (Bank mit deutscher Einlagensicherung).

Zwar bieten die Anlageportale Zinsvorteile, aber diese sind überschaubar im Vergleich zu den Banken, die einen direkten Zugang zum Kunden ermöglichen. Ein Grund dafür: „Die Zinsportale kassieren von den ausländischen Banken eine Vermittlungsprovision“, sagt Stefan Erlich von Kritische Anleger. So fallen die Zinsangebote etwas niedriger als in der Heimat der Banken aus. Auch interessant: Grundsteuerbescheid: So lange haben Sie Zeit für Einspruch

Was ist mit Tagesgeld?

Bei Tagesgeld können die Zinsportale noch nicht wirklich mit besonders attraktiven Angeboten punkten. Zwar gibt es auch diese Anlageform dort, aber das beste Angebot mit 1,50 Prozent Zinsen ist kein Spitzenwert wie bei den Festgeldangeboten.

Bei Weltsparen hofft man, dass künftig das Angebot an Tagesgeld ausgebaut werden kann. Als Alternative bietet Weltsparen ein Geldmarkt-Portfolio mit aktuell rund drei Prozent Verzinsung an. Anders als Tagesgeld unterliegen aber Geldmarktpapiere Kursschwankungen und fallen auch nicht unter die Einlagensicherung.

Wodurch unterscheiden sich die verschiedenen Zinsportale?

Das umfangreichste Angebot gibt es bei Weltsparen. Zinspilot konzentriert sich auf Anlagezeiträume von bis zu einem Jahr. Eine Zusammenlegung der beiden Plattformen ist in nächster Zeit nicht geplant. Sie operieren auf unterschiedlicher technischer Infrastruktur. Auch Check24 bietet auf seinem Zinsmarktplatz nur Angebote von bis zu einem Jahr Laufzeit.

Wie sicher ist das Geld bei einer ausländischen Bank?

Schaut man sich die Fonds der Einlagen­sicherung in den jeweiligen Ländern an, so sind sie in Griechenland, Rumänien oder Schweden wesentlich besser gefüllt als in Deutschland. Während der Fonds in Griechenland zumindest drei Prozent der abgesicherten Einlagen abdeckt, sind es in Deutschland nur 0,56 Prozent.

„In den Ländern mit hoher Quote sind keine großen Banken beheimatet, und das wirkt sich auch auf die Höhe der Einlagen aus“, sagt Stefan Erlich von Kritische Anleger, dessen Portal die Quoten anhand offizieller Daten ermittelt hat. Teilweise stammen sie aber von 2021. Auch interessant: Änderung bei Sparkasse: Öffnungszeiten bei Geldautomaten

Im Jahr 2024 muss jeder Einlagensicherungsfonds in Europa zu mindestens 0,8 Prozent der gedeckten Einlagen gefüllt sein. Erlich rät, Anlagen auf Banken zu verteilen. Weltsparen war bisher von zwei Bankinsolvenzen betroffen, deren Angebote vertrieben wurden. „Alle Anleger wurden innerhalb der gesetzlichen Frist entschädigt“, so Stempel.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.