Berlin. Trotz Gas- und Strompreisbremse fallen Kosten für Kunden erstmal nicht. Warum das so ist und was Verbraucher jetzt beachten müssen.

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine trieb in Deutschland die Gas- und Strompreise im vergangenen Jahr in die Höhe. Verbraucher mussten für Heizöl im Schnitt 87 Prozent mehr zahlen als 2021, Erdgas verteuerte sich um 64,8 Prozent. Die Strompreise stiegen um 20,1 Prozent. Als die Gas- und Strompreisbremse beschlossen wurde, keimte die Hoffnung auf: Bald wird Energie wieder billiger. Tatsächlich fallen die Preise für Strom und Gas – doch das kommt längst nicht bei allen Verbrauchern an.

Es gilt jedoch: Hohe Preise sind momentan normal. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Die meisten Tarife sind ganz einfach deshalb gestiegen, weil die Kosten gestiegen sind, weil Strom und Gas sehr teuer eingekauft werden mussten. Wir hatten Strom- und Gaspreise, die im vergangenen Jahr um ein Vielfaches höher waren als im Jahr 2021. Diese Preiserhöhungen im Einkauf kommen jetzt erst zeitversetzt bei den Kunden an. Es ist also in den allermeisten Fällen normal, dass Erhöhungen durchgeführt werden.“

Strompreise: Bundeskartellamt überwacht Strom- und Gaspreisdeckel

Seine Behörde überwacht, dass die Preisdeckel – für Strom liegt der Deckel bei 40 Cent, für Gas bei 12 Cent und Fernwärme bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde – von den Energieunternehmen eingehalten werden. Die Preise sind für die Kunden gedeckelt, solange sie nicht mehr als 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbrauchen. Der Staat erstattet den Versorgern die Differenz zum tatsächlichen Preis. Daraus könnte sich der Anreiz ergeben, die Preise stärker als notwendig nach oben zu schrauben.

Die Kosten für Gas und Energie werden auch in diesem Jahr wohl noch hoch bleiben - trotz Gas- und Strompreisbremse.
Die Kosten für Gas und Energie werden auch in diesem Jahr wohl noch hoch bleiben - trotz Gas- und Strompreisbremse. © epd | Friedrich Stark

Mundt erklärt: „Wir müssen die schwarzen Schafe finden. Aber es geht nicht darum, einen Energiepreis zu genehmigen, sondern darum, den Staat und die Steuerzahler vor einem Missbrauch und unredlicher Bereicherung aus der Staatskasse zu bewahren. Wir müssen prüfen: Gibt es einzelne Unternehmen, die Subventionen missbräuchlich in Anspruch genommen haben. Es gibt keinen Generalverdacht auf Missbrauch für die gesamte Branche.“

Es gilt: Die Preiserhöhungen, die jetzt auf Unternehmerseite getätigt werden, müssen gedeckt sein - zum Beispiel von entsprechend gestiegenen Kosten im Einkauf. „Wenn ein Unternehmen seine Preise nun erhöht, ohne nachweisen zu können, dass seine Kosten auch entsprechend gestiegen sind, dann kann es zu so einem Missbrauch gekommen sein“, sagt Mundt.

Strompreise: Verbraucherschützer rät, Preise zu vergleichen

Thomas Engelke, Leiter des Energie-Teams im Bundesverband der Verbraucherzentrale, erklärt, dass Preise insbesondere für treue Langzeitkunden der Energieversorger dieses Jahr aller Voraussicht nach hoch bleiben werden. „Viele Anbieter haben zum Jahreswechsel ihre Preise nochmal erhöht. Auf Beträge in der Nähe, zum Teil auch über den Gas- und Strompreisbremsen.“

Für Neuverträge hingegen sinken die Preise im Schnitt wieder. Engelke sagt: „Im letzten Jahr war ein Anbieterwechsel sehr schwierig. Jetzt kommen die ersten zusätzlichen Anbieter wieder auf den Markt. Es macht also Sinn zu vergleichen: Welche Anbieter gibt es, welche Konditionen haben die.“

Verbraucherzentrale: Keine Langzeitverträge abschließen

Der Verbraucherschützer hat noch einen zusätzlichen Tipp parat: „Zurzeit ist es eher nicht ratsam, sich langfristig festzulegen, der Abschluss eines Zwei-Jahres-Vertrags muss gut überlegt sein. Ich würde eher zu einem Ein-Jahres-Vertrag raten. Aber es ist in jedem Fall sinnvoll, den Markt zu prüfen, und wenn man einen günstigeren Anbieter findet auch zu wechseln.“

Engelke sagt mit Blick auf die noch immer hohen Energiepreise: „Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert, dass die jetzt sinkenden Großhandelspreise schnell an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden.“ Seiner Einschätzung nach könnte es jedoch noch bis Jahresende dauern, bis auch für Langzeitkunden die Kosten wieder sinken.

Die energiepolitischen Sprecher der Ampel-Fraktionen wiegeln jedoch ab: Mit der Strom- und Gaspreisbremse sei die Regierung bereits aktiv geworden, weitere Eingriffe von stattlicher Seite seien nicht zu erwarten.