Washington. Die Künstliche Intelligenz ChatGPT sorgt für Aufsehen. Nun kontert Google: Der Text-Roboter „Bard” soll ChatGPT Konkurrenz machen.

Der sensationelle Erfolg des von Künstlicher Intelligenz (KI) getriebenen Sprachprogramms „ChatGPT”, in das Microsoft zehn Milliarden Dollar investieren will, hat den Suchmaschinen-Riesen Google zur Aufholjagd gezwungen.

Wie der Vorstandsvorsitzende Sundar Pichai ankündigte, soll am Mittwoch in Paris ein „experimenteller KI-Dienst für Konversationen“ namens „Bard” (wie Barde) vorgestellt werden.

Googles Antwort auf ChatGPT: „Bard“ soll Echtzeit-Informationen nutzen

Der Chatbot basiert auf einer weniger Rechnerleistung verlangenden Version des seit Jahren im Aufbau befindlichen Sprachmodells „Lamda” (Language Model for Dialogue Applications), das mit dem Internet verbunden ist – und damit mit Echtzeit-Informationen.

Der Wissensstand von „ChatGPT”, entworfen von der kalifornischen Firma OpenAI, endet in der seit neun Wochen weltweit von zig Millionen Menschen kostenlosen getesteten Version im Herbst 2021.

Druck der Investoren auf Google sorgt für schnelle Reaktion

„Bard” wird binnen Tagen allen Google-Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Außerdem sollen ausgewählte auswärtige Tester Zugang zu der Gesprächstechnologie bekommen, die im Kern eine Konversation zwischen echten Menschen imitiert. In den Wochen danach soll die breite Öffentlichkeit die Möglichkeit bekommen, mit „Bard” zu arbeiten.

Pichai folgt dem Druck von Investoren, die Google ins Hintertreffen geraten sahen. Hintergrund: Microsoft will „ChatGPT”, das auf Kommando Texte jeder Art und sogar Computer-Programmcode schreiben kann, in seine Suchmaschine „Bing” integrieren. Was die Internetsuche laut Experten revolutionieren und das Auswerfen von Trefferlisten überflüssig machen könnte. Bereits am Dienstagabend sollte es dazu in der Microsoft-Zentrale eine große Produkt-Präsentation geben.

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KI-Anwendungen sollen in Google-Suchmaschine eingebunden werden

Google-Chef Pichai betont hingegen, dass „wir Künstliche Intelligenz auf verantwortungsvolle Weise entwickeln”. Sein Unternehmen sieht sich etwa in Europa diverser regulatorische Eingriffe durch Regierungen und der EU-Kommission in Brüssel ausgesetzt.

„Bard” werde daran gemessen, ob es die „hohe Messlatte für Qualität, Sicherheit und Verankerung in Informationen aus der echten Welt erreicht”, sagt Pichai. Neben „Bard“ will Google KI-Anwendungen auch in seine herkömmliche Suchmaschine einpflegen. Dabei sollen künftig auf Anfragen „komplexe, konkret nützliche” Antworten in leicht verdaulicher Form ausgespuckt werden.

Google-CEO Sundar Pichai setzt auf eine „verantwortungsvolle Weise“ bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.
Google-CEO Sundar Pichai setzt auf eine „verantwortungsvolle Weise“ bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. © AFP | SAJJAD HUSSAIN

Google-KI Lamda: Laut Entwickler soll sie Gefühle gezeigt haben

Weil Pichai verspricht, dass „Bard” (anders als zurzeit ChatGPT) „die volle Bandbreite des Weltwissens mit der Macht, Intelligenz und Kreativität unserer Sprachmodelle kombinierbar macht”, sind Kritiker wie der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger alarmiert. Sie sehen in der massentauglichen Einführung von KI-Anwendungen, so sie nicht staatlich reguliert werden, auf Sicht geradezu zivilisatorische Risiken.

Dabei wird daran erinnert, dass Google im vergangenen Jahr einen prominenten Entwickler, der an der Google-Software „Lamda” arbeitete, feuern ließ. Blake Lemoine hatte in einem Artikel in der Washington Post dezent davor gewarnt, das „Lamda” (die Basis für „Bard”) menschliche Züge zeige; sprich Gefühle.