Berlin. Der 19-Jährigen Olesya Krivtsova droht jahrelange Haft wegen eines Anti-Kriegs-Post. Unterstützer richten sich an Annalena Baerbock.

Die 19-Jährige Olesya Krivtsova steht für die russischen Behörden auf einer Stufe mit Al-Qaida, dem Islamischen Staat und den Taliban. Am 26. Dezember stürmte die Polizei die Wohnung der Studentin und ihres Ehemannes und verhaftete sie. Jetzt drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. Warum dieses harte Vorgehen gegen die junge Frau?

Krivtsova hatte auf der Social-Media-Plattform Instagram über die Explosionen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gesprochen und den Angriffskrieg in der Ukraine kritisiert. Kommilitonen der jungen Studentin sollen sie daraufhin angezeigt haben. Die Behörden werfen ihr jetzt vor, die russische Arme diskreditiert und Terrorismus gerechtfertigt zu haben. So landete Krivtsova auf einer Liste mit Terroristen und Extremisten. Für ihr "Vergehen" soll die Studentin mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden, sagte ihr Anwalt gegenüber CNN.

Olesya Krivtsova: Zehn Jahre für einen kriegskritische Post

Derzeit ist Krivtsova unter Hausarrest in der Wohnung ihrer Mutter Natalya Krivtsova. Auf Fotos sieht man die junge Studentin mit einer Fußfessel an einem Knöchel – am anderen prangt ein Putin-kritisches Tattoo.

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Ihre Mutter glaubt, dass die Behörden ein Exempel an ihrer Tochter statuieren könnten. "Wir leben in der Region Arkhangelsk. Das ist eine große Region, aber fernab vom Zentrum. Hier gibt es kaum noch Proteste und sie ersticken alles, was an Protest übrig ist", sagte sie gegenüber CNN.

Russland: Brutales Vorgehen gegen Proteste

Seit dem Angriff auf die Ukraine hat Russland die Repressionen im Land massiv verschärft. Die russische Menschenrechtsorganisation OVD-Info geht davon aus, dass mindestens 21.000 Menschen zumindest zeitweise inhaftiert wurden. 370 Menschen mussten sich für kriegskritische Äußerungen vor Gericht verantworten, elf Menschen wegen Landesverrats.

Olesya Krivtsova ist dabei nicht die einzige Frau, die sich öffentlich kritisch zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine äußert. Zwischen Beginn des Kriegs im Februar und Dezember 2022 wurden 8500 Frauen ohne Gerichtsverfahren inhaftiert, weil sie sich öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine positionierten. Das geht aus einer Statistik von OVD-Info hervor. Demnach steigt der Anteil an Frauen, die bei Protesten festgenommen werden immer weiter an.

Entsprechend zeigt die Statistik auch, dass Massenproteste zunehmend von Frauen geführt werden. Während sie zwischen Februar und März noch 44 Prozent der Protestierenden ausmachten, waren es im März bereits 71 Prozent.

Olesya Krivtsova: Unterstützer in Deutschland fordern ihre Freilassung

Der Vorwurf das Militär zu diskreditieren trifft nicht nur Krivtsova. Er ist weit verbreitet. So berichtete eine Anwältin gegenüber OVD-Info, dass sie Strafe zahlen musste, weil sie vor Gericht von einem "Krieg" gesprochen habe. Auch das gelte offenbar schon als Verunglimpfung des Militärs.

Unterstützter haben jetzt eine Petition auf der Plattform Change.org an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und den russischen Botschafter in Deutschland Sergei Netschajew gestartet. Sie erhoffen sich, dass sich die Grünen-Chefin für eine Freilassung von Olesya Krivtsova einsetzt.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt