Berlin. Vier Männer und eine Frau sollen die Entführung des Gesundheitsministers geplant haben. Das wirft ihnen die Staatsanwaltschaft vor.

Es klingt wie der Plot eines schlechten Thrillers, doch spätestens die jüngste Großrazzia in der Reichsbürgerszene hat gezeigt, dass mit Verschwörungstheoretikern nicht zu spaßen ist. Nun hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen vier Männer und eine Frau erhoben, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entführen wollten. Die Gruppe war im April 2022 aufgeflogen. Seit dem vergangenen Jahr sitzen die Mitglieder in Untersuchungshaft.

Bei einer Razzia gegen sogenannte „Reichsbürger“ im Dezember führen vermummte Polizisten, nach der Durchsuchung eines Hauses, Heinrich XIII Prinz Reuß (2.v.r.) zu einem Polizeifahrzeug. In der mutmaßlichen Terrorgruppe war auch mindestens eine Richterin aktiv.
Bei einer Razzia gegen sogenannte „Reichsbürger“ im Dezember führen vermummte Polizisten, nach der Durchsuchung eines Hauses, Heinrich XIII Prinz Reuß (2.v.r.) zu einem Polizeifahrzeug. In der mutmaßlichen Terrorgruppe war auch mindestens eine Richterin aktiv. © dpa | Boris Roessler

Der Prozess gegen die vier Männer und eine Frau soll am Oberlandesgericht Koblenz stattfinden, wie die Bundesanwaltschaft am Montag in Karlsruhe mitteilte. Allen Beschuldigten wird die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund vorgeworfen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die Gruppe spätestens im Januar 2022 zusammenschloss - mit dem Ziel, „mittels Gewalt sowie zumindest unter Inkaufnahme von Todesopfern in Deutschland bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen und damit den Sturz der Bundesregierung und der parlamentarischen Demokratie herbeizuführen“.

Gruppe wollte autoritäres Regierungssystem errichten

Die Verschwörer hatten geplant, ein autoritär geprägtes Regierungssystem nach dem Vorbild des Deutschen Kaiserreichs zu etablieren. Zur Vorbereitung sollten durch einen längeren Stromausfall chaotische Zustände herbeigeführt werden.

Die vier Männer waren am 13. April 2022 an verschiedenen Orten in Deutschland festgenommen worden. Vorausgegangen war ein Treffen eines der Männer mit einem verdeckten Ermittler zu einem Waffengeschäft. Bei bundesweiten Durchsuchungen waren damals etliche Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt worden.

Wenig später hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Mitte Oktober hatte sie außerdem eine pensionierte Lehrerin in Sachsen festnehmen lassen, die ebenfalls eine übergeordnete Stellung in der Gruppe gehabt haben soll. (tok/dpa)