Berlin. Drei Studien widmen sich den anhaltenden Symptomen nach Corona-Infektionen. Offenbar können verschiedene Abläufe zu Long Covid führen.

Beschwerden wie Müdigkeit, geistiger Verfall und Schmerzen halten manchmal wochen- oder monatelang an. Dabei hat der Corona-Test durchweg negative Ergebnisse geliefert. In Deutschland könnten Hunderttausende Menschen von Long-Covid oder Post-Covid betroffen sein. Drei neue Studien widmen sich dem nach wie vor großen Rätsel anhaltender Symptome nach Ende einer akuten Infektion mit dem Coronavirus.

1. Zahl der Long-Covid-Betroffenen höher als erwartet

Schätzungsweise 65 Millionen Menschen sind weltweit seit Beginn der Pandemie an Long-Covid erkrankt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse von US-Forschern, die in der Fachzeitschrift Nature Reviews Microbiology erschienen ist. Sie prognostizieren, dass zehn Prozent der bisher weltweit offiziell gezählten 651 Millionen Corona-Infizierten anhaltende Symptome aufweisen. Bei schwerkranken Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, ist die Rate mit 50 bis 70 Prozent deutlich höher. Unter den Geimpften ist die Zahl mit zehn bis zwölf Prozent am niedrigsten.

2. Impfungen können Long-Covid-Symptome auch nach einer Infektion verkürzen

Dass Impfungen das Risiko eines langfristigen Long-Covid reduzieren können, zeigt auch eine kürzlich im Specialized Journal JAMA Network Open veröffentlichte Studie. Dort wurden Corona-Verläufe bei mehr als 1800 Angehörigen des US-Militärs beobachtet. Mehr als zwei Drittel von ihnen waren zum Zeitpunkt ihrer Erstinfektion ungeimpft. Fast 40 Prozent der Patienten hatten Symptome, die länger als 28 Tage anhielten. Bei den Ungeimpften war dieser Anteil deutlich höher. Eine nachträgliche Infektion konnte jedoch die Wahrscheinlichkeit verringern, dass nach sechs Monaten weiterhin Symptome auftreten.

3. Fehlerhafte Ausschüttung von Immun-Stoffen können Teil der Symptome erklären

Die zugrunde liegenden Mechanismen von Long-Covid sind lange noch nicht geklärt. Eine Forschungsgruppe der Universität Halle hat nun erste molekulare Hinweise auf verschiedene Sub-Gruppen bei Long-Covid gefunden. Die erste Abwehrmauer der körpereigenen Reaktion auf eine Infektion besteht aus spezifischen Immunzellen, den sogenannten Makrophagen. Sie spielen zusammen mit ihren Vorläufern, den Monozyten, eine entscheidende Rolle im angeborenen Immunsystem. Bei Long-Covid-Patienten gibt es offenbar anhaltende Störungen bei der Ausschüttung dieser Stoffe. Die Zellen schütten dann eine übermäßige Anzahl von Immunfaktoren aus, was zu einer anhaltenden Entzündung führt. (ew)