Berlin. Deutschland ist nicht die Arbeit ausgegangen. Ihm gehen die Fachkräfte aus. Die Folgen sind dramatisch – für jeden einzelnen Bürger.

Jahrzehntelang haben sich Politiker, Gewerkschafter, Wirtschaftslenker und Wissenschaftler hierzulande Gedanken darüber gemacht, wie sich die Arbeitslosigkeit möglichst schnell und nachhaltig reduzieren lässt. Jetzt ist das Land in einer grundlegend anderen Situation: Es gibt immer noch einen harten Kern von Arbeitslosigkeit.

Vor allem aber gibt es zunehmend einen Mangel an Fachkräften, Millionen von Jobs können nicht besetzt werden. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Selbst ungelernte Kräfte haben vielerorts wieder gute Chancen, eine Beschäftigung zu finden.

Deutschland ist nicht wie befürchtet die Arbeit ausgegangen. Dem Land gehen gerade vielmehr die Arbeiter und Angestellten aus. Das zeigt auch der neue DIHK-Fachkräftereport. Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation gehen nach und nach in Rente, es kommen zu wenige Junge nach.

Die Folgen für die Sozialkassen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sind dramatisch. Und für das Gemeinwesen auch: Wenn Kitas, Schulen, Klinken, Pflegeheime, Verkehrsbetriebe oder Behörden permanent mit Personalnotstand zu kämpfen haben, leidet die Lebensqualität aller.

Fachkräfte: Ohne Zuwanderung geht es nicht

Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent
Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Die gute Nachricht ist, dass die Politik das Problem endlich erkannt hat. Die neue Bundesregierung hat ziemlich klare Vorstellungen davon, wie sie dem Fachkräftemangel begegnen will. Es geht darum, vorhandene Potenziale im Inland zu heben, etwa durch eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Zwingend notwendig ist aber auch mehr Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und damit in die Sozialkassen. Wer sich dieser Erkenntnis verschließt, versündigt sich an Deutschlands Zukunft.