Berlin. Die Silvesterdiskussion bei Markus Lanz ging in eine neue Runde – und lieferte dank spannender Gäste doch noch neue Erkenntnisse.

Kurz vor Ende der Sendung brachte es Hasnain Kazim nochmal auf den Punkt: „Wenn zwischen der Tat und Herkunft kein Zusammenhang besteht“, erklärte der Journalist und Experte für Migrationspolitik „spielt es keine Rolle. Genauso wie es keine Rolle spielt, ob der Täter Mohammed oder Ali heißt.“

Wie schon am Dienstag ging es auch in der gestrigen Folge des ZDF-Sendung Markus Lanz um die gewalttätigen Angriffe junger Männer auf die Einsatzkräfte an Silvester. Die Polizei nahm 38 Verdächtige vorläufig fest, zwei Drittel davon sind Deutsche.

Trotzdem hatte die Polizei zunächst nur über die 18 verschiedenen Nationalitäten der insgesamt 145 Festgenommenen informiert. Der Streit, der danach ausbrach – Migrationshintergrund ja oder nein – wurde zu einer der meist diskutierten Fragen nach den Krawallen.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert, Politiker
  • Kerstin Münstermann, Journalistin
  • Hasnain Kazim, Autor
  • Claudia Major, Militärexpertin

Vorherrschender Ton komplett anders als in erster Sendung

Obwohl bei Markus Lanz bereits zum zweiten Mal über das Aufregerthema gesprochen wurde, hätte der vorherrschende Ton nicht unterschiedlicher sein können.

Zwei Tage zuvor hatte CDU-Chef Merz in der Sendung arabischstämmige Kinder als „kleine Paschas“ bezeichnet, die schon in der Grundschule keinen Respekt gegenüber ihren Lehrerinnen zeigen würden. Seiner Meinung nach habe Deutschland außerdem ein „veritables Problem mangelnder Integration" junger Menschen.

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Aussagen, für die Merz schon am Dienstag heftig Kritik einstecken musste und die auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, ein weiterer Gast der gestrigen Sendung, gegen den Strich gingen.

Für ihn hätte eine solche Äußerung nichts damit zu tun, erwachsene Menschen, die eine Straftat begangen haben, zur Rechenschaft zu ziehen. „Egal, welchen Pass sie haben“. Vielmehr erkenne er darin den „Versuch der Kulturalisierung von gesellschaftlichen Diskussionen“ sowie die Tendenz, pauschal über Gesellschaftsgruppen zu urteilen. Etwas, wo er, wie Kühnert betonte, immer bestimmt dazwischentreten werde.

Merz Äußerung mache konstruktive Lösung zum Teil kaputt

Wie Merz sich geäußert habe, mache „eine sachliche, vernünftige und konstruktive Lösung (zum Teil) kaputt“, meinte auch Hasnain Kazim. Dies habe die Berliner CDU für ihn auch deutlich gemacht, als sie forderte, die Vornamen der Tatverdächtigen herauszugeben.

Es sei ein „ins Gesicht spucken“ bei allen Menschen, die in Deutschland leben und ein „vernünftiger“ Teil der Gesellschaft sind, jedoch fremdklingende Namen haben. Die Botschaft: Du kannst dich noch so sehr anstrengen Teil der deutschen Gesellschaft zu werden, sobald du etwas falsch machst, gehörst du trotzdem nicht mehr dazu.

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Kazim: "Dritte Generation bekäme von der Gesellschaft permanent vor den Latz geknallt"

Eine Tatsache, die besonders bei Kindern und Jugendlichen aus der „dritten Generation“ wie Kazim sie nannte, für Wut sorgt. Sie sind in Deutschland geboren, sind hier aufgewachsen, sie sind selbstbewusst. Trotzdem bekämen sie von der Gesellschaft „permanent vor den Latz geknallt“, nicht richtig zu sein. Dadurch würde die Stimmung teilweise leider auch in „eine gewisse Verachtung“ umschlagen.

Dabei konnte Kazim auch aus eigener Erfahrung berichten. Zum Beispiel werde er im Zug jedes Mal kontrolliert, erzählte er bei Markus Lanz. Ein klares Indiz für Racial Profiling. Trotzdem käme er „nicht auf die Idee zu sagen, die gesamte Polizei ist rechtsextrem“. Es gäbe eben auch dort schwarze Schafe, genau wie es auch bei Menschen mit Migrationshintergrund der Fall sei.

Am Ende bestimmt Kazim mit seinen klaren Worten und guten Vergleichen die Runde bei Markus Lanz – und ist damit eine große Bereicherung.

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