Berlin. Wissenschaftler haben außergewöhnlich gut erhaltene Überreste eines Säugetiers im Magen eines urzeitlichen Dinosauriers gefunden.

Der abgetrennte Fuß im Magen eines versteinerten Dinosauriers hat in der Welt der Paläontologie für eine Überraschung gesorgt. Bisher war bereits bekannt, dass Microraptoren wenig wählerisch sind. Nun ist klar: Neben Fischen, Reptilien und Vögeln standen auch Säugetiere auf der Speisekarte der "Kleinen Jäger". Ein internationales Team von Wissenschaftlern machte den Zufallsfund in einem chinesischen Museum.

Fund in Magen des Microraptoren wirft alte Vermutung über den Haufen

"Am Anfang konnte ich es überhaupt nicht glauben", schilderte Hans Larsson von der McGill University in Montreal den Fund in einer Veröffentlichung der Universität. Ein vollständig erhaltener, etwa ein Zentimeter langer Fuß, der zu einem mausgroßen Nagetier passen könnte, blieb im Dinosaurier-Fossil vollständig erhalten. Ein Sensationsfund angesichts der Seltenheit, mit der Mageninhalt prähistorischer Fossilien entdeckt werden.

Der federführende Autor des wissenschaftlichen Papiers, David Hone, schrieb in seinem Blog: "Das ist meiner Kenntnis nach das erste Beispiel eines Dinosauriers, der ein Säugetier gefressen hat." Aus der Erkenntnis der "breitgefächerten Ernährung" folgert der britische Paläontologe, dass vorhergehende Vermutungen, Microraptoren seien spezialisierte Schwimmer mit dem Beuteziel Fische, verworfen werden müsse.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ob der kleine, gefiederte Räuber seine Beute selbst erlegt oder als Aas gefunden hat, sei nicht mehr festzustellen. Der in der Kreidezeit, vor etwa 145 Millionen Jahren, im heutigen China aktive Dinosaurier gilt mit dem Fund als Allesfresser unter den Fleischfressern. Wie die Wissenschaftler dem "Journal of Vertrebrate Paleontology" mitteilten, sind prähistorische Mageninhalte ein extrem seltener Fund.

Zumeist sei die Zersetzung schon viel zu weit fortgeschritten, um noch Aussagen über die Beute zu treffen. Die Überreste im Magen des Microraptors waren jedoch so gut erhalten, dass an der Feststellung keine Zweifel bestehen. Der Microraptor muss das Nagetier demnach kurz vor seinem eigenen Tod gefressen haben. Lesen Sie auch: War der T. Rex viel größer? Wissenschaftler äußern Hypothese

Neuer Fund gibt Erkenntnisse über prähistorisches Ökosystem

Bei dem untersuchten Exemplar handelt es sich um einen Microraptor zhaoianus. Die Dinosaurier wurden etwa einen Meter lang und nutzten ihre gefiederten Vorder- und Hinterbeine laut aktueller Annahme für Gleitflüge. Der Fund, der Ende Dezember 2022 im Rahmen einer Studie der Queen Mary University in London veröffentlicht wurde, ist bereits der vierte mit konserviertem Mageninhalt.

Was die Entdeckung für die Paläontologie bedeutet, ordnete Larsson ein: "Die Erkenntnis, dass der Microraptor ein vielseitiger Fleischfresser war, eröffnet eine neue Perspektive auf die Funktionsweise untergegangener Ökosysteme." Auch interessant: Rekord-Fund: Forschende entdecken Ichthyosaurier-Fossil