Berlin. Bei Strom und Gas gibt es zwischen den Anbietern und von Region zu Region gewaltige Preisunterschiede. Was Verbraucherschützer raten.

Zwischen den Anbietern von Gas und Strom gibt es von Stadt zu Stadt erhebliche Preisunterschiede. Das ergab eine Studie des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). Der Verband hat sich die Angebote in 14 Großstädten angesehen. Beim Strom sei in allen Städten der Grundversorger am günstigsten, stellen die Verbraucherschützer fest. Beim Gas gab es nur einen Anbieter, der preiswerter war als der örtliche Grundversorger.

„Viele Energieanbieter haben angekündigt, zum Jahreswechsel ihre Preise zu erhöhen. Verbraucher und Verbraucherinnen sollten hier genau hinschauen und die Preise vergleichen“, sagt Sabine Lund, Energieexpertin beim vzbv. Lesen Sie auch: Bundestag beschließt Energiepreisbremsen – Was nun gilt

Wie groß die Preisunterschiede sind, zeigen die extremen Beispiele Bremen und Leipzig. In der Hansestadt mussten die Gaskunden der Untersuchung zufolge zwar auch höhere Energiepreise hinnehmen. Doch mit einem Zuschlag um 17 Prozent in diesem Jahr blieb die Entwicklung moderat. Der Grundversorger der Messestadt schlug hingegen satte 114 Prozent auf. Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden mussten in Bremen 243 Euro, in Leipzig 2.056 Euro mehr bezahlen. In einigen Städten mussten die Kunden sogar schon mehrere Preiserhöhungen schlucken.

Energiekrise: Wo das Gas vom Grundversorger besonders teuer ist

Energietabelle.
Energietabelle. © ZRB | ZRB

Strompreise der Grundversorger in Dortmund am höchsten

Beim Strom ergibt sich ein anderes Bild. Hier haben einige Grundversorger ihre Preise sogar gesenkt, in der Spitze um 15 Prozent. Bei einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden zahlen Kunden in Nürnberg 33 Euro weniger, in Frankfurt/Main, Leipzig, Bremen und München sparen sie sogar 155 Euro. In Hamburg und Berlin blieben die Strompreise weitgehend stabil, in den anderen sieben Städten stiegen sie um bis zu 25 Prozent. Spitzenreiter ist Dortmund. In der Ruhrgebietsstadt kostet der Grundversorgungsstrom einen Musterhaushalt 308 Euro mehr.

Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Preise durch die Marktbeobachter des vzbv. Im November kostete Strom bei den Grundversorgern zwischen 22 und 40 Cent pro Kilowattstunde. Im Durchschnitt berechneten die Unternehmen 31 Cent. Der Brutto-Arbeitspreis beim Gas lag zwischen acht und 19 Cent, im Mittel bei zwölf Cent. Die Strom- und Gaspreisbremse würde bei einer gleichbleibenden Entwicklung nicht oft greifen müssen. Der Preisdeckel beim Strom liegt neun Cent höher, beim Gas entspricht er dem aktuellen Preisgefüge.

Versorger erhöhen Strom- und Gaspreise: Hilfe von Experten sinnvoll

Die Studie legt die Tarife vom November zugrunde. Einige, auch bei den Grundversorgern, werden nicht mehr lange aktuell sein. Mehr als 400 Versorger in Deutschland haben zum 1. Januar bereits Preiserhöhungen angekündigt. „Verbraucher und Verbraucherinnen sollten Preiserhöhungen genau prüfen und sich im Zweifel beraten lassen“, rät der Verband, der selbst Beratungsstellen unterhält. Auch interessant: Gaspreisbremse soll rückwirkend ab Januar gelten

Die Hilfe von Experten kann sinnvoll sein, denn nicht alle Zuschläge durch die Versorger sind angemessen und erlaubt. So müssen die Unternehmen etwa bestimmte Fristen einhalten. Auch dürfen sie bei vereinbarten Preisgarantien nicht plötzlich doch etwas draufschlagen.

Gas: Das ist für die Höhe der Verbraucherkosten entscheidend

Außerdem hat die Bundesregierung mit der Energiepreisbremse noch eine weitere Auflage für die Versorger verbunden. Der Grundpreis für Gaslieferungen darf das Niveau vom 30. September dieses Jahres nicht überschreiten. Das sind die Kosten für die Bereitstellung, die Zählermiete oder die Abrechnung. Hier dürfen sie Preise nur mit guten Begründungen angehoben werden, zum Beispiel, wenn der Staat höhere Abgaben darauf verlangen würde.

Nach Beobachtung des vzbv beziehen sich die meisten jetzt angekündigten Preiserhöhungen jedoch auf den Arbeitspreis. Das sind die Verbrauchskosten jedes Kunden. Entscheidend für die Höhe sind die Beschaffungskosten für das Gas. Das ist wiederum ein Betriebsgeheimnis jedes Unternehmens.

Anbieterwechsel: Der Blick in Vergleichsportale lohnt sich

Die Grundversorger, das sind oft die kommunalen Stadtwerke, stellen die Gaslieferungen sicher, etwa wenn ein anderer Anbieter pleitegeht oder nicht mehr liefern will. Laut vzbv sind sie mit Ausnahme Leipzigs durchweg günstiger als konkurrierende Unternehmen auf dem freien Markt. Ein Wechsel dürfte sich daher derzeit kaum lohnen. Ob sich das ändert, können Verbraucher bei einer regelmäßigen Anfrage auf den Webseiten verschiedener Vergleichsportale im Internet überprüfen.

Die Sachlage ist auch durch die unterschiedlichen Standardtarife kompliziert. So bieten die Grundversorger auch die Ersatzversorgung an, etwa wenn ein anderer Anbieter ausfällt. Hier dürfen die Preise vom Grundversorgungstarif abweichen. Diese Im November in Kraft getretene Regel nutzen einige kommunale Versorger weidlich aus. So berechnet Essen in der Grundversorgung 31 Cent pro Kwh, in der Ersatzversorgung jedoch 85 Cent. In einigen weiteren Städten ist der Tarif etwa doppelt so teuer. Nur in Hannover, Düsseldorf, Nürnberg, München und Leipzig kostet das Gas in beiden Fällen gleichviel.