Berlin. Ex-Tennis-Star Boris Becker wurde nach Deutschland abgeschoben. Bei der Berlinale läuft eine Doku über ihn. Vorab spricht er bei Sat.1.

Es war die wohl härteste Zeit seines Lebens. 231 Tage saß Boris Becker in England im Gefängnis, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. Der einstige Liebling der deutschen Tennis-Welt war tief gefallen. Die Zelle im berüchtigten Wandsworth-Gefängnis und später im Knast in Huntercombe haben Spuren bei der ehemaligen Nummer eins im Männertennis hinterlassen.

Nun, nach seiner Entlassung am Donnerstag, soll für Becker ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Der oscarprämierte Filmemacher Alex Gibney hat den 55-Jährigen für eine Film-Dokumentation längere Zeit begleitet. Am Dienstag wurde bekannt, dass der Film im Februar bei der Berlinale Premiere feiern wird. Und Boris Becker wird wohl in Berlin mit über den roten Teppich laufen. Glamour statt Gefängnis. Für Becker wird es ein gutes Gefühl sein.

Boris Becker spricht mit Steven Gätjen über seine Zeit im Gefängnis.
Boris Becker spricht mit Steven Gätjen über seine Zeit im Gefängnis. © Sat.1/Nadine Rupp

Becker: "Im Gefängnis bist du nur eine Nummer"

Bis es soweit ist, hat Becker viel Zeit zum Erzählen. Am Dienstagabend (20.15 Uhr) strahlt Sat.1 das erste Interview mit Becker seit seiner Freilassung aus. Becker spricht mit Steven Gätjen. Die "Bild"-Zeitung berichtete vorab. Was zunächst auffällt: Boris Becker hat erkennbar abgenommen. Sein Gesicht ist schmaler geworden. Auch die Haarfarbe hat sich verändert. Das knallige Hellblond ist einem dunkleren Blond gewichen.

Beckers Fazit fällt knallhart aus: "Im Gefängnis bist Du niemand", sagte der 55-Jährige. "Du bist nur eine Nummer, Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer du bist." Der ehemalige Tennis-Profi berichtet auch über den Alltag im Gefängnis. Becker durfte schon nach zwei Wochen als Hilfslehrer arbeiten, gab Mithäftlingen Tipps für eine gesunde Ernährung.

Boris Becker verlässt nach einem Prozesstag im April den Southwark Crown Court in London.
Boris Becker verlässt nach einem Prozesstag im April den Southwark Crown Court in London. © Alberto Pezzali/AP/dpa

Warten, dass die Zellentür aufgeht

Er habe "eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte“, gibt Becker im Interview zu. Und nun versuche er, in Freiheit etwas daraus zu machen. Denn das Ganze habe ihn eben "etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund." Aus der schwierigen Zeit hat die Tennisikone aber auch Kraft gezogen, "ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", so Becker bei Sat.1.

Ex-Tennis-Profi Boris Becker (M) mit seiner Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro und Sohn Noah in London.
Ex-Tennis-Profi Boris Becker (M) mit seiner Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro und Sohn Noah in London. © Tayfun Salci/ZUMA Press Wire/dpa

Berührend ist das, was er über die letzten Stunden vor seiner Abschiebung nach Deutschland sagt. "Ich saß ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht", erzählte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger im „Sat.1 Spezial. Boris Becker“: "Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: 'Los geht's!' Ich hatte auch schon alles gepackt." (tok/sid/dpa)