Berlin. Das Riesen-Aquarium Aquadom in Berlin ist am Freitagmorgen komplett zerstört worden. Nun gibt es erste Hinweise zur Unglücksursache.

  • Am Freitag ist der Aquadom in Berlin geplatzt
  • Das Platzen wird auf eine Materialermüdung zurückgeführt
  • "Aqua-Dom"-Havarie sei neuen Erkenntnissen zufolge allerdings nicht einsturzgefährdet
  • US-Firma schickt Team zur Hilfe nach Berlin

Der Aquadom in Berlin ist am Freitagmorgen geplatzt. Das riesige Aquarium, das sich im Inneren des Hotel- und Geschäftskomplexes Dom Aquarée – in dem auch das Sea Life Berlin angsiedelt ist – unweit des Alexanderplatzes befand, platzte gegen 5.40 Uhr.

Zwei Menschen wurden bei dem Unglück leicht verletzt. 1000 Kubikmeter Wasser traten aus dem 16 Meter hohen Zylinder aus. Die Wassermassen zerstörten Teile des Radisson-Hotels. 1500 Fische, die sich in dem riesigen Aquarium befanden, konnten nicht mehr gerettet werden. Lesen Sie auch: Riesen-Aquarium in Berlin geplatzt – 1500 Fische tot

Riesen-Aquarium in Berlin geplatzt - Bilder der Verwüstung

Der Blick von oben zeigt, mit welcher Wucht das herausschießende Wasser Trümmer auf die Straße schleuderte.
Der Blick von oben zeigt, mit welcher Wucht das herausschießende Wasser Trümmer auf die Straße schleuderte. © Christoph Söder/dpa | Christoph Södedr/dpa
Straße überflutet: Der Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée in Berlin-Mitte am frühen Freitagmorgen. Dort platzte ein riesiges Aquarium.
Straße überflutet: Der Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée in Berlin-Mitte am frühen Freitagmorgen. Dort platzte ein riesiges Aquarium. © Morris Pudwell
Die gewaltige Flutwelle hat Teile der Einrichtung auf die Straße vor dem Hotel gespült.
Die gewaltige Flutwelle hat Teile der Einrichtung auf die Straße vor dem Hotel gespült. © Paul Zinken | Paul Zinken
Ein toter Fisch liegt zwischen den Trümmern aus dem Hotelgebäude auf der Straße.
Ein toter Fisch liegt zwischen den Trümmern aus dem Hotelgebäude auf der Straße. © Miriam Schaptke
Rettungsaktion: Überlebende Fische werden in andere Fischbecken transportiert.
Rettungsaktion: Überlebende Fische werden in andere Fischbecken transportiert. © John MACDOUGALL / AFP
Ein paar wenige Fische wurden gerettet.
Ein paar wenige Fische wurden gerettet. © Miriam Schaptke
Angesichts solcher Zerstörungen wirkt das wie ein Wunder.
Angesichts solcher Zerstörungen wirkt das wie ein Wunder. © Miriam Schaptke
Ein Helfer in Schutzanzug beseitigt am Sonnabend Trümmer.
Ein Helfer in Schutzanzug beseitigt am Sonnabend Trümmer. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Eine zerborstene Glastür wird entsorgt.
Eine zerborstene Glastür wird entsorgt. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Helfer transportieren Aquaristik-Gerätschaften wie Seile und Netze ab.
Helfer transportieren Aquaristik-Gerätschaften wie Seile und Netze ab. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Der Gebäudekomplex ist auch am Sonnabend abgesperrt. Auch das Parkhaus ist nicht nutzbar.
Der Gebäudekomplex ist auch am Sonnabend abgesperrt. Auch das Parkhaus ist nicht nutzbar. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Container stehen bereit, die Aufräumarbeiten am Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée sind aufwendig.
Container stehen bereit, die Aufräumarbeiten am Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée sind aufwendig. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verschaffte sich am Freitag vor Ort einen Überblick.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verschaffte sich am Freitag vor Ort einen Überblick. © Paul Zinken
Der Druck von einer Million Litern Wasser, die aus dem Aquarium schossen, hatte eine verheerende Wirkung - wie ein Tsunami, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD).
Der Druck von einer Million Litern Wasser, die aus dem Aquarium schossen, hatte eine verheerende Wirkung - wie ein Tsunami, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD).
Das Aquarium Aquadom im Hotel hatte eine 14 Meter hohe Wassersäule. Es war mit rund einer Million Liter Wasser gefüllt und beherbergte rund 1500 tropische Fische.
Das Aquarium Aquadom im Hotel hatte eine 14 Meter hohe Wassersäule. Es war mit rund einer Million Liter Wasser gefüllt und beherbergte rund 1500 tropische Fische. © picture alliance / dpa | Kay Nietfeld
Das Riesen-Aquarium ist geborsten. Im Inneren des Aquariums fuhr ein doppelstöckiger Fahrstuhl die Besucher durch die Unterwasserwelt.
Das Riesen-Aquarium ist geborsten. Im Inneren des Aquariums fuhr ein doppelstöckiger Fahrstuhl die Besucher durch die Unterwasserwelt. © instagram/tnn/dpa
Das komplett zerstörte Aquarium im Hotel Dom Aquarée.
Das komplett zerstörte Aquarium im Hotel Dom Aquarée. © instagram/tnn/dpa
Das Atrium des Hotels Dom Aquarée ist verwüstet und liegt in Trümmern.
Das Atrium des Hotels Dom Aquarée ist verwüstet und liegt in Trümmern. © tnn/dpa
Ein Foto eines Hotelgastes aus der 4. Etage. Zu erkennen ist das zerstörte Aquarium.
Ein Foto eines Hotelgastes aus der 4. Etage. Zu erkennen ist das zerstörte Aquarium. © Morris Pudwell
Die Feuerwehr und die Polizei Berlin sind mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Feuerwehr und die Polizei Berlin sind mit einem Großaufgebot vor Ort. © Morris Pudwell
Hotelgäste wärmen sich in Bussen der Berliner Feuerwehr  vor dem Hotel auf.
Hotelgäste wärmen sich in Bussen der Berliner Feuerwehr vor dem Hotel auf. © Morris Pudwell
Das Wasser hat Teile der Café-Einrichtung auf die Karl-Liebknecht-Straße gespült.
Das Wasser hat Teile der Café-Einrichtung auf die Karl-Liebknecht-Straße gespült. © Christoph Soeder/dpa
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) räumt Trümmerteile von den Straßen.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) räumt Trümmerteile von den Straßen. © Paul Zinken
Bis zum Sommer 2020 war der Aquadom umfassend modernisiert worden.
Bis zum Sommer 2020 war der Aquadom umfassend modernisiert worden. © Annette Riedl/dpa
Das Aquarium beherbergte rund 1500 tropische Fische. Taucher reinigten das Aquarium regelmäßig.
Das Aquarium beherbergte rund 1500 tropische Fische. Taucher reinigten das Aquarium regelmäßig. © picture alliance / dpa | Kay Nietfeld
Das Aquarium im Bau - ein Foto von 2003.
Das Aquarium im Bau - ein Foto von 2003. © picture-alliance/ Berliner_Zeitung
Das Hotel Radisson SAS Dom Aquarée liegt in der Nähe des Berliner Doms.
Das Hotel Radisson SAS Dom Aquarée liegt in der Nähe des Berliner Doms. © picture alliance / imageBROKER | Lothar Steiner
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Mehr Informationen zu dem geplatzten Riesen-Aquarium lesen Sie bei der Berliner Morgenpost.

Aquadom: Wie ist es zur Zerstörung des Berliner Aquariums gekommen?

Das Platzen des Großaquariums ist nach ersten Erkenntnissen wohl auf eine Materialermüdung zurückzuführen. „Die Ermittlungen zur Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen“, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Freitag. Erste Erkenntnisse würden aber auf eine Materialermüdung hindeuten. Nun gehe es darum, die Schäden zu erfassen und die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.

Der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) am Aquadom wurde am Freitagabend beendet. Das Hotelgebäude in dem das Aquarium stand wurde mittlerweile als sicher eingestuft und an den Eigentümer zurückgegeben. Von dem Gebäude gehe keine Gefahr mehr aus, heißt es von Seiten des THW. Das Atrium und die Rezeption seien aber schwer verwüstet worden.

Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Behälter sehr schnell zerstört. „Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig“, sagte ein Feuerwehrsprecher. „Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.“

US-Firma schickt Team nach Berlin

Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben.“ Das Unternehmen aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine „Zylinderkomponente“ des Tanks hergestellt und installiert. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen, es habe das Acrylfenster des Aquadoms hergestellt.

Aquadom-Eigentümer: Grund für Platzen "völlig unklar"

Die Investmentgesellschaft "Union Investment", der das zerstörte Aquarium gehört, hat sich derweil „bestürzt über das Unglück“ gezeigt. Gleichzeitig betonte ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass Grund für das Platzen des riesigen Zylinders noch „völlig unklar“ sei. „Wir versuchen uns derzeit in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr vor Ort ein genaueres Bild von der Lage und des entstandenen Schadens zu verschaffen", hieß es weiter.

Nach Angaben der Polizei ist das Aquarium am gestrigen Morgen wohl in Verbindung mit einem sehr lauten Geräusch oder einem Knall zerborsten. Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel ein. Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, seien auf die Straße geflogen. Nach Angaben der Feuerwehr lief ein großer Teil des Wasser wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden.

Das Unglück wurde außerdem mit den strengen Minusgraden in Berlin in Verbindung gebracht. Vor Ort hieß es dazu zunächst, Kälte sei als Ursache eher unwahrscheinlich, da sich der Aquadom im Innern des Gebäudekomplexes befindet.

Hätte die Instandhaltung Aquariums öfter kontrolliert werden müssen?

"Großaquarien werden in der Regel aus Acrylglas in mehreren Einheiten angefertigt, da Form und Druck anders nicht zu bewältigen sind. Bei der Produktion wird natürlich darauf geachtet, dass dies dem Wasserdruck standhält. Allerdings kann es durch Temperaturdifferenzen, Spannungen im Glas, Fremdeinwirkung oder auch Materialermüdung zu einem Bruch kommen", teilte eine Sprecherin der Berliner Zoos mit.

"Durch TÜV-Überprüfungen, nach Ablauf einer bestimmten Standzeit und je nach Größe, sowie durch Techniker und Wartungsfirmen kann der Zustand eines Aquariums regelmäßig gewartet werden", erklärt sie weiter. Bei großen Scheiben und Nähten gäbe es die Möglichkeit diese mit Ultraschall zu kontrollieren.

Die Betriebsgenehmigungen und die damit verbundenen Prüfungen von Aquarien haben nach Angaben von Florian Schuran aber je nach Bundesland unterschiedlichen Voraussetzungen. Der Inhaber und Geschäftsführer der Firma New Wave Aquarium Concepts in Wasserberg in Nordrhein-Westfalen erklärt weiter, dass die Genehmigungen in den meisten Fällen von den Bauaufsichten erteilt werden, die auch die Prüfungen durchführen.

"Wenn Leib und Leben durch das Betreiben eines Großaquariums in Gefahr sein können, dann müssen Prüftechniker, Statiker oder die Ingenieure der Bauaufsichten in regelmäßigen Abständen Sicht- oder Tiefenkontrollen durchführen“, sagte er der "Berliner Morgenpost" auf Anfrage. Das Material unterliege Alterungsprozessen. Auch das Salzwasser im Aquarium beanspruche Nähte und Acryl, so der Experte. "Bei den Prüfungen sind Profis am Werk, da wird nichts leichtfertig geprüft und genehmigt", sagte Schuran.

Das 18 Jahre alte Zylinderaquarium wurde laut Herstellerangaben aus 41 Teilen zusammengebaut. "Da gibt es viele Punkte, die das Material beanspruchen. Es wird vermutlich nicht die eine Ursache für das Unglück haben, sondern es ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ursachen", sagte Schuran. Der Experte verwies auf das Quellverhalten im Material. Auch die mechanischen Beanspruchungen, wie möglicherweise Vibrationen durch den Fahrstuhl im Innern des Aquariums, könnten mögliche Gründe sein.

Sind Menschen bei der Zerstörung des Aquariums zu Schaden gekommen?

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich laut Feuerwehrangaben mehr als 350 Menschen im Radisson-Hotel. Sie wurden am Morgen von der Feuerwehr aus dem Gebäude herausgeführt und kamen in Wärmebussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) unter.

Lesen Sie hier das Statement der Hotelleitung zu dem geplatzten Aquarium

Laut den Rettungskräften wurden zwei Personen durch Glassplitter leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Ob es sich bei den beiden Verletzten um Angestellte des Hotels oder um Hotelgäste handelte, war zunächst nicht bekannt. Das zerstörte Erdgeschoss des Dom Aquarées wurde am Vormittag mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht.

Was ist der Aquadom?

Der Gebäudekomplex, in dem sich der Aquadom befindet, liegt an der Karl-Liebknecht-Straße im Berliner Bezirk Mitte und wurde 2004 eröffnet. Er befindet sich nahe dem Berliner Dom an der Spree, gegenüber dem Marx-Engels-Forum unter dem Fernsehturm. In dem Komplex befinden sich das Sea Life Berlin, zu dem das Aquarium aber nicht gehörte, und das Radisson Collection Hotel. Von vielen nach innen ausgerichteten Hotelzimmern hatte man einen direkten Blick auf das Groß-Aquarium.

Ein Taucher schwimmt im Aquadrom in Berlin, während eine Besuchergruppe in einem Fahrstuhl durch den Zylinder nach oben fährt.
Ein Taucher schwimmt im Aquadrom in Berlin, während eine Besuchergruppe in einem Fahrstuhl durch den Zylinder nach oben fährt. © Getty Images/Getty | Getty Images

Der Aquadom war nach Betreiber-Angaben das „größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt“ und wurde im Dezember 2003 nach mehrjähriger Bauzeit eröffnet. Es galt als eine bei vielen Touristen bekannte Attraktion in Berlin. Der Behälter bestand aus Acrylglas, der 16 Meter hoch war und einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurchfahren.

Der Aquadom war von 2019 bis zum Sommer 2020 umfassend modernisiert worden. Damals musste das Wasser komplett abgelassen werden. Die Fische des Großaquariums wurden in dieser Zeit vorübergehend in Aquarien im Untergeschoss des Dom Aquarées untergebracht. Der gesamte Prozess wurde laut Betreibern von erfahrenen Biologen und Aquaristen begleitet.

Welche Fische lebten vor der Explosion im dem Aquarium?

In dem Aquarium lebten zuletzt 1500 exotische Fische in einem echten Korallenriff. Die FDP-Politikerin Sandra Weeser, die in dem Hotel übernachtete und Augenzeugin des Unglücks wurde, berichtete, rund um die Überreste des Aquadoms sei alles zerstört, überall lägen tote Fische herum.

Das Riesen-Aquarium Aquadom in Berlin.
Das Riesen-Aquarium Aquadom in Berlin. © Zentralbild | soe/ae

„Das ist ein großes Desaster für die Fische und das Hotel“, sagte sie. Zu den Bewohnern zählten insgesamt 100 Arten, zeitweise unter anderem Schwalbenschwänzchen, Azurriffbarsche, Doktorfische, Fuchsgesichter, Papageienfische und ein Kugelfisch. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: in der Konstruktion des geborstenen Zylinders haben Experten der Höhenrettung noch Fische gefunden und retten können, so der Sprecher der Feuerwehr. Außerdem konnten die 400 bis 500 Fische aus dem Untergeschoss, die dort zur Nachzucht gehalten wurden, alle gerettet werden. (bee/dpa)

Mehr Informationen zu dem geplatzten Riesen-Aquarium Aquadom in Berlin lesen Sie bei der Berliner Morgenpost.