Berlin. Die Gefahr von Überreaktionen ist leider oft groß. Die Nato will die Explosionen im Grenzgebiet jetzt prüfen. Und das ist auch gut so.

Russische Raketen auf Nato-Gebiet, Krisensitzung in der polnischen Hauptstadt Warschau – es wäre ein Albtraum in diesem Krieg. Den ganzen Tag über lag die Ukraine, auch der Westen des Landes, unter extrem starken Beschuss. Ziel der russischen Raketen: die Strom- und Wasserversorgung des Landes. Sind ein paar Geschosse zu weit geflogen? Oder ist etwas anderes explodiert? Gar eine ukrainische Luftabwehrrakete? Für Letzteres gibt es laut US-Regierung Hinweise.

Von mehreren Seiten hieß es nach dem kurzfristig einberufenen Nato-Krisentreffen, Moskau trage mit seinem Beschuss der Ukraine die Verantwortung für den Vorfall in Polen. Dies gelte selbst dann, wenn es sich tatsächlich um eine ukrainische Abwehrrakete gehandelt haben sollte.

Sollten aber die Explosionen einen russischen Absender haben, wäre die Lage eine andere. Ein Angriff auf Nato-Territorium, wenn auch aus Versehen, verändert die Lage. Zwei Polen sind ums Leben gekommen – das würde nicht ohne Antwort bleiben. Die Gefahr von Überreaktionen ist leider immer groß.

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Explosion in Polen: Nato will Vorfall im Grenzgebiet jetzt prüfen

Die Nato hat frühzeitig in diesem Krieg klar gemacht, dass sie den Angriff auf ein Nato-Land als Angriff auf das gesamte Bündnis verstehen wird. Vor allem im Grenzgebiet zu Russland und der Ukraine – in Polen und in den kleinen baltischen Staaten – war die Angst vor Russland von Anfang an viel größer als weiter im Westen. Den Menschen war die Beistandsklausel wichtig – und die Versicherung, dass sie auch gilt.

Nun sind Besonnenheit und Aufklärung die Gebote der Stunde. Die Nato will die Explosionen im Grenzgebiet jetzt prüfen. Und das ist auch gut so.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.