Teheran. Im Iran ist erstmals ein Todesurteil im Zusammenhang mit den andauernden Protesten gegen die Führung des Landes verhängt worden.

Das islamische Revolutionsgericht in Teheran hat am Sonntag das wohl erste Todesurteil im Zusammenhang mit den Protesten im Iran verhängt. Wie die die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die Website "Mizan" berichtet, soll die Person wegen der Teilnahme an Unruhen verurteilt worden sein.

Der Website "Mizan" zufolge lautet der Vorwurf, dass der Verurteilte ein Regierungsgebäude angezündet haben soll. Ein anderes Teheraner Gericht soll vor dem Hintergrund der Proteste außerdem fünf Personen zu Haftstrafen zwischen fünf und zehn Jahren verurteilt haben. Mehr Einzelheiten zu den Personen wurden zunächst nicht bekannt.

Iran: Erstes Todesurteil gegen Demonstranten verhängt

Das Revolutionsgericht wurde nach der Islamischen Revolution von 1979 gegründet und ist dafür bekannt, harte Strafen gegen diejenigen verhängt, die sich den klerikalen Herrschern des Iran widersetzen.

Der Iran wird seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September von einer anhaltenden Protestwelle erschüttert. Die 22-Jährige war von der Sittenpolizei festgenommen worden, da sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

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Zahlreiche Menschen - überwiegend Demonstranten, aber auch Sicherheitskräfte - wurden während der landesweiten Proteste getötet. Die iranischen Behörden verurteilen die Demonstrationen als "Unruhen".

Menschenrechtsorganisationen mit Sitz im Ausland zufolge wurden im Zuge der Proteste 15.000 Menschen festgenommen - eine Zahl, die von den iranischen Behörden bestritten wird. Seit Beginn der Demonstrationen vor zwei Monaten wurden nach Angaben der iranischen Justiz jedoch bereits mehr als 2000 Menschen angeklagt, die Hälfte davon in Teheran.

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So wurde laut der Website "Mizan" etwa in der südiranischen Provinz Mormosgan gegen 164 Menschen unter anderem wegen „Anstiftung zur Tötung“, „Verletzung von Sicherheitskräften“, „Propaganda gegen die Regierung“ und „Beschädigung öffentlichen Eigentums“ Anklage erhoben.

Weitere 276 Menschen wurden in der zentraliranischen Provinz Markasi angeklagt, wie der Leiter der dortigen Justizbehörde, Abdol-Mehdi Musawi, der staatlichen Nachrichtenagentur Irna sagte. 100 junge Menschen seien wieder freigelassen worden, nachdem sie sich verpflichtet hatten, in Zukunft nicht mehr an den „Unruhen“ teilzunehmen. (les/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.