Hamburg. Der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl erklärt in der neuen Podcast-Folge, warum Pausen zwischen den Mahlzeiten notwendig sind.

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Wir essen viel und vor allem ständig. Das sei ungesund, sagt der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. In der neuen Folge des Podcasts "Dr. Matthias Riedl – So geht gesunde Ernährung" erklärt der Experte, was Intervallfasten bedeutet, worin der Unterschied zum Fasten besteht und was man dabei richtig und was falsch machen kann. Einfach gesagt, gehe es beim Intervallfasten um Pausen zwischen den Mahlzeiten. "Sie sind für uns enorm wichtig, weil da eine Menge passiert, wir brauchen diese Pausen zum Gesundbleiben", so der Ernährungsmediziner, Internist und Diabetologe.

Ernährungsmediziner: Das Immunsystem ist ständig im Arbeitsmodus

Derzeit praktizierten viele das Gegenteil – über die Hälfte der Bevölkerung esse Snacks. Dabei dienten Essenspausen der Selbstreinigung des Körpers, das Immunsystem habe dann Ruhe. "Es muss sich nicht um das kümmern, was da am Darm reinkommt." Ein Großteil unseres Immunsystem sitze im Darmbereich und sei beschäftigt mit dem, was da kommt: "Früher kamen da neben dem Essen auch jede Menge Bakterien mit und da musste sofort reagiert werden. Und wenn wir was essen, ist das Immunsystem sozusagen überall mit lauter Polizisten da und ist beschäftigt."

In den Essenspausen sei das Immunsystem mit der Selbstheilung, der Autophagie, beschäftigt, es würde also "Keime beseitigen, auch mal hier und da eine kleine entartete Zelle wegschmeißen, aus der vielleicht Krebs entstehen könnte. All das macht das Immunsystem in der Pause", sagt Riedl, der aus den NDR-Ernährungs-Docs bekannt ist. "Wir brauchen diese Pause, die sind physiologisch, also natürlich für uns und erhalten unsere Gesundheit. Und die nächste Stufe ist, diese Pausen in die Länge zu ziehen."

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Dann komme man vom Drei-Mahlzeiten-Prinzip zum Zwei-Mahlzeiten-Prinzip. Man könne nachts fasten bis zum nächsten Vormittag oder Mittag. Das könne eine 16-Stunden-Pause sein, "aber ob das jetzt 16 sind oder 14 oder 15 oder 17, ist egal." Man wisse, dass die Selbstheilung ab zwölf Stunden zunehmend aktiver werde, deshalb seien 17 Stunden besser als 15, "aber Hauptsache, man macht es überhaupt mal." Man müsse es auch nicht an jedem Tag machen. Lesen Sie auch: Schon Kurzzeit-Fasten hilft dem Körper beim Aufräumen

Dr. Riedl: Viele Menschen kaufen zu viel Ungesundes ein

Neben dieser 16:8-Variante gibt es auch noch andere Varianten, etwa 5:2. An zwei Tagen pro Woche wird dann die Energie reduziert auf etwa 500 bis Kilokalorien. Laut Riedls Erfahrung ist diese Methode aber für viele schwieriger durchzuhalten als das morgendliche Fasten.

Und einen Kardinalfehler müsse man vermeiden, sagt der Mediziner: In den Essensphasen unkontrolliert ungesundes Zeug in sich reinzustopfen. "Wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe, kriege ich jedes Mal Depressionen, wenn ich sehe, was die Leute essen. Manchmal haben die bis zu 80 Prozent Schrott im Einkaufswagen, übelste Fertigprodukte, da sträuben sich mir die Haare."

Der Ernährungs-Doc plädiert für das Intervallfasten

Die Studienlage zum Intervallfasten sei indes nicht eindeutig, sagt Riedl. "Neulich hat bei einer Diabetestagung ein sehr guter Wissenschaftler vom Deutschen Forschungsinstitut für Ernährung in Potsdam das noch mal zusammengefasst und gesagt, die Studien sind so ungleichmäßig in der Aussage, dass man eigentlich nicht sagen kann, dass Intervallfasten wirklich wirkt."

Er wolle dem gern ein wenig widersprechen, sagt der Autor von mehr als 30 Bestsellern zum Thema gesunde Ernährung. "Wenn ich Intervallfasten kombiniere mit gesundem Essen, mit artgerechter Ernährung, dann hat es eine Wirkung – eine enorme Wirkung auf die Verhinderung und Verbesserung von Diabetes Typ 2. Ich kann das nur empfehlen."

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Dr. Riedl: Zwischendurch sollte man sich richtig satt essen

Ein wichtiger Rat des Mediziners: "Leute, esst euch satt, pappsatt zu den Mahlzeiten, damit ihr die Pausenintervalle einhaltet – das führt zu einem richtig gesunden Ernährungsrhythmus. Deshalb bin ich auch ein großer Fan von Intervallfasten."

Wer nicht auf das Frühstück verzichten will, könne es möglicherweise zeitlich ein wenig nach hinten ziehen und das Abendessen ein bisschen früher machen, rät Riedl. "Man sollte sowieso vier Stunden vorm Schlafen zuletzt gegessen haben, dann ist der Darm wieder in Ruhe und wir können besser schlafen." Lesen Sie dazu: Sieben Tipps – So finden Sie endlich wieder in den Schlaf

Wer richtig fasten will, sollte vorher einen Kurs machen

Das Intervallfasten sei aus dem Fasten entstanden, sagt Riedl. "Das ist sozusagen die jüngere Form des Fastens, weil man gemerkt hat, dass die Effekte vom Fasten in kleiner Version auch beim Intervallfasten passieren. Man weiß, dass das Fasten die Entzündung im Körper reduziert, das passiert beim Intervallfasten auch."

So richtig in Fahrt komme das, wenn man sieben, 14, maximal 21 Tage nichts esse. Wer fasten wolle, sollte am besten einen Kurs machen, rät Riedl. Fasten sei eine medizinische Maßnahme, er warnt daher vor dem Fasten auf eigene Faust. Vor allem ältere Menschen seien vom Muskelabbau betroffen. "Man sieht es: Die Menschen kriegen immer dünnere Beine und einen dickeren Bauch. Das Gewicht ist zwar gleich geblieben, aber wenn wir falsch fasten, dann kommt es zur gefährlichen Sarkopenie, dem Abbau der Muskelmasse. Darunter leiden viele im Alter. Und das erhöht die Sterblichkeit – und zwar gewaltig."