Berlin. Ein Bericht von Oxfam zeigt, wie Milliardäre Industrien finanzieren, die dem Weltklima schaden. Auch Deutsche stehen auf der Liste.

Privatjets, Luxusjachten, große Villen: Superreiche Menschen pflegen häufig einen Lebensstil, der sehr viele Treibhausgase verursacht. Doch größer noch als der Fußabdruck durch ihren Lebenswandel ist der, den Milliardäre mit ihren Investments hinterlassen. Laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Oxfam, der am Montag veröffentlicht wurde, befeuern Milliardäre die Erderhitzung vor allem auch erheblich mit ihrem Geld.

Im Schnitt, so die Organisation, ist jeder der untersuchten Milliardäre über seine Investments verantwortlich für so viele Emissionen wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung.

Oxfam hat für den Bericht die Investments von 125 Milliardären weltweit untersucht, bezogen auf 183 Unternehmen. Einkalkuliert hat die Organisation dabei sogenannte Scope 1- und Scope 2-Emissionen, also Emissionen, die direkt bei der Tätigkeit des Unternehmens entstehen, aber auch solche, die indirekt anfallen, zum Beispiel durch anderswo produzierte, eingekaufte Energie.

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Diese Emissionen der Firmen wurden dann nach Unternehmensanteilen den Milliardären zugeordnet: Bei einer Person, der 50 Prozent einer Firma gehören, wurden also auch 50 Prozent der Emissionen des Unternehmens verbucht.

Zusammen kommen die Milliardäre auf der Liste auf mehr CO2-Ausstoß als viele Länder

Die Daten zu den Emissionen stammen dabei laut Oxfam aus öffentlichen Quellen selbst, entweder den Nachhaltigkeitsberichten der Firmen selbst oder aus der Datenbank des Carbon Disclosure Projects, einer Nichtregierungsorganisation, die seit 2000 Klimadaten von Unternehmen erhebt. Bei den Informationen über die Höhe der Anteile, die die Milliardäre an den Unternehmen halten, beruft Oxfam sich auf den Milliardärs-Index des Finanzinformationsdienst Bloomberg.

Für Tesla-Gründer (und seit kurzem Twitter-Eigentümer) Elon Musk ergibt sich nach der Rechnung der Hilfsorganisation zum Beispiel, dass Musks Anteile an Tesla einen Investment-Fußabdruck von rund 80.000 Tonnen CO2 bedeutet. Mit Mark Zuckerbergs Anteilen an Facebook-Mutterkonzern Meta gehen demnach 378.000 Tonnen CO2 einher. Und beim deutschen Unternehmer Klaus-Michael Kühne errechnet Oxfam vier Millionen Tonnen Treibhausgase über seine Beteiligung an Hapag Lloyd und weitere 1,25 Millionen Tonnen für seine Anteile am Logistikdienstleister Kühne + Nagel.

Multimilliardär Elon Musk bei der Eröffnung seiner Tesla-Fabrik in Grünheide.
Multimilliardär Elon Musk bei der Eröffnung seiner Tesla-Fabrik in Grünheide. © Patrick Pleul/dpa

Im Durchschnitt kommen die superreichen Personen auf der Liste laut den Autorinnen und Autoren auf knapp über Millionen Tonnen Treibhausgase im Jahr, die mit ihren Investments zusammenhängen – und zusammen auf fast 400 Millionen. Zum Vergleich: Die ganze Bundesrepublik Deutschland kam 2021 auf 762 Millionen Tonnen.

Oxfam sieht Superrreiche besonders in der Verantwortung

Mit den Investitionen der Personen auf der Liste sind demnach auch mehr Treibhausgas-Emissionen verbunden als mit anderen, vergleichbaren: Pro Million Dollar, die die untersuchte Gruppe investiert, werden laut Oxfam 162 Tonnen CO2 ausgestoßen. Ein Fonds, der die Entwicklung des US-Aktienindex S&P 500 verfolgt, komme dagegen nur auf 86 Tonnen pro investierter Million.

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Die Nichtregierungsorganisation weist darauf hin, dass Investoren großen Einfluss darauf haben, ob und wie schnell Firmen ihre Prozesse klimaneutral machen. Sie hätten deshalb eine Verantwortung, dazu beizutragen, dass Emissionen sinken und keine fossilen Brennstoffe mehr aus der Erde geholt werden, heißt es im Bericht.

„Schon die Emissionen, die Milliardär*innen durch eigenen Konsum mit Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verursachen, betragen das Tausendfache der weltweiten pro-Kopf-Emissionen“, sagt Manuel Schmitt, Referent für Soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Sehe man sich zudem die Emissionen an, die durch Investitionen mitverursacht werden, seien ihre Treibhausgasemissionen um ein Vielfaches höher. „Die maßgebliche Rolle extremer sozialer Ungleichheit und insbesondere die enorme Verantwortung der Superreichen für die Klimakrise werden in der Politik kaum berücksichtigt“, kritisiert Schmitt. Das müsse sich ändern.

Auf der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten, die am Wochenende begonnen hat, müssten die Staaten deshalb die Rolle von Superreichen und Konzernen mehr in den Blick nehmen, fordert Oxfam. Die Organisation plädiert für eine Vermögenssteuer für sehr reiche Menschen und einen zusätzlichen Aufschlag auf Vermögen, das in klimaschädliche Industrien investiert wurde, zudem eine Übergewinnsteuer. Darüber hinaus, so Oxfam müssten Unternehmen Aktionspläne mit mittel- und langfristigen Zielen vorlegen, die zeigen, wie sie bis 2050 klimaneutral werden wollen, und verpflichtet werden, Strategien zur Umsetzung ihrer Gemeinwohlpflichten vorzulegen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.