Berlin. Mit Beginn des kommenden Jahres will der Online-Streamingdienst Netflix zusätzliche Gebühren für Nutzer erheben, die ihr Konto teilen.

Goldene Zeiten für den Streamingdienstleister Netflix: Gerade erst verkündete die Unternehmensführung ein sattes Plus von mehr als zwei Millionen neuen Kunden, da schafft der US-Medienkonzern bereits die Grundlage für künftige Einnahmequellen. Denn ab kommendem Frühjahr sollen Kunden, die ihr Passwort mit Freunden oder Angehörigen teilen, für die bisherigen "Schwarzseher" zusätzliche Gebühren bezahlen.

Netflix gegen Schwarzseher: Neue Gebühren fürs Passwortteilen

Bereits vor Monaten hatte die Online-Filmothek angesichts schrumpfender Nutzerzahlen und dem Abrutschen in die roten Zahlen angekündigt, gegen "Trittbrettfahrer" vorzugehen. Nun hat sich der Konzern offenbar für eine Strategie entschieden. Künftig sollen Kundinnen und Kunden Subkonten für "Mitgucker" – in der Unternehmenssprache "extra member" genannt – einrichten und dafür zusätzliche Gebühren entrichten, darüber informierte Netflix seine Aktionäre am Dienstag im Rahmen des Quartalsberichts. Die neue Regelung für Mehrfachnutzer soll im Frühjahr 2023 in Kraft treten.

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So entwickelte der Tech-Konzern mit Sitz im US-Bundesstaat Kalifornien bereits ein Tool, das bisherigen Schwarzsehern erlaubt, ihre Präferenzen und Nutzerhistorie ins Konto zu integrieren. Getestet wurde das Modell für Extra-Nutzer bereits in einer mehrmonatigen Testphase in einigen lateinamerikanischen Ländern. Zwischen zwei und drei Dollar Gebühren erhob Netflix für jeden zusätzlichen Haushalt, in dem das Programm gestreamt wurde.

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Höhere Zusatzkosten sind allerdings in Europa und den USA zu erwarten, da die Grundgebühren hier jeweils deutlich höher liegen als im Testgebiet. Wie viel Geld durch die Maßnahme erwirtschaftet werden soll, darüber gibt es noch keine Verlautbarungen.

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Gleichzeitig zur Monetarisierung der Trittbrettfahrer, plant Netflix eine weitere Einnahmequelle zu erschließen. Künftig könnten bei einigen Usern Werbeclips über den Bildschirm flimmern. Nicht mehr als fünf Minuten pro gestreamter Stunde veranschlagt das Unternehmen für das günstigste Abonnement. Das soll ab 3. November in Deutschland verfügbar sein und nach aktuellen Informationen von "ntv" etwa drei Euro günstiger sein als eine werbefreie Mitgliedschaft. Damit erweitert Netflix die Produktpalette und bietet ab kommendem Monat vier verschiedene Bezahlmodelle zwischen 4,99 Euro und 17,99 Euro pro Monat an.

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Über 200 Millionen Zuschauer: Netflix dominiert Konkurrenz

Die Neuerungen in der Unternehmensstrategie dürften das Ergebnis es Abwärtstrends im ersten Halbjahr 2022 sein. Im zweiten Quartal musste Netflix ein Rekordminus von 1,2 Millionen Mitgliedskonten verbuchen. Marktanalysten sehen den Absturz in der Inflation und dem Aufstieg von Konkurrenten wie Disney+ und Amazon Prime begründet. Im dritten Quartal vermeldete Netflix mit 7,9 Milliarden Euro Umsatz ein überraschend starkes Ergebnis. Mit den 2,4 Millionen neuen Kunden und einer weltweiten Abonnentenzahl von 223,1 Millionen Zuschauern, ist Netflix mit Abstand der beliebteste Streamingdienstleister der Welt.

Wie hoch die Zusatzgebühren für deutsche Nutzer ausfallen, ob Trittbrettfahrer für jede Monatsrechnung separat abgerechnet werden und wie Netflix eine Mehrfachnutzung verfolgen will, darüber gab es auf Nachfrage am Mittwoch noch keine Antwort vonseiten des Konzerns.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.