Berlin. So hoch war das Niveau bei den Sing-Offs wohl noch nie. Das sorgt mehrfach für Tränen bei den Coaches – nicht nur bei Stefanie Kloß.

Die zweiten "Sing-Offs" haben es in sich. Das Niveau bei "The Voice of Germany" ist 2022 enorm hoch. Vor allen Dingen junge Talente überraschen mit sagenhaften Auftritten. Jeweils ein Talent pro Team kam an diesem Freitagabend eine Runde weiter und zieht damit in das Halbfinale, also die erste Liveshow, ein.

Im Team von Coachin Stefanie Kloß setzt sich Lizi Gogua durch. Die 18-Jährige kam vor zwei Jahren aus Georgien nach Deutschland, um bei ihrem kranken Vater sein zu können. Aktuell geht sie noch zur Schule. Wie in ihrer Blind Audition wählt sie auch diesmal einen Song von Etta James: "All I Could Do Was Cry".

Stefanie Kloß: "Du bist so eine Granate"

Bei den Proben ist nicht nur Coachin Stefanie dabei, sondern auch Lena Meyer-Landrut dabei. Sie empfiehlt Lizi ihre Energie beim Singen auch mal etwas zurückzuschrauben, um die Emotionen besser zu transportieren: "Du brauchst nicht mehr, du brauchst eher Entspannung und innere Ruhe."

Bei ihrem Auftritt bläst sie die Zuschauerinnen und Zuschauer schier von den Stühlen. Diese Energie, das große Volumen ihrer Stimme, die technisch einwandfreie Interpretation lassen einen ungläubig zurück. "Lizi, du bist so eine Granate. Du bist 18 Jahre alt. Ich muss mir das immer wieder sagen. Weil wenn man die Augen zu macht, denkt niemand an so jemanden wie du. Wenn man 'The Voice' sucht, dann bist du das im besten Sinne", lobt ihre Coachin und entscheidet sich gegen die anderen drei Talente.

"Wunderschöner Wahnsinn": Tones and I als Gast-Coachin bei Team Rea

Auch für Team Rea wird ein junges Talent im Halbfinale antreten: Tammo Förster. Mit Queens "Too Much Love Will Kill You" fasziniert er schon in den Proben. "Er ist wirklich einzigartig", so Gast-Coachin Tones and I. "Als ich die Augen aufgemacht habe, sah ich ihn, eine Hand am Klavier, eine an seinem Herzen. Es war wunderschöner Wahnsinn." Obwohl Coach Rea Garvey auch begeistert scheint, fordert er, weniger Druck zu machen. "Es muss eher mit viel echten Emotionen sein".

Die liefert das Talent am Freitagabend. "Ich sitze viel zu nah an Stefanie. Das färbt ab", kommentiert Rea die Tränen in seinen Augen, als der Song endet. Stefanie sitzt ähnlich gerührt neben ihm. Dieser Auftritt sei für ihn Magie gewesen, ergänzt Rea.

Von Moderator Thore Schölermann angesprochen auf seinen ungläubigen Gesichtsausdruck gibt Coach Peter Maffay zu: "Ich bin aufgeregt. Ich feiere diesen Augenblick geradezu. Wir erleben hier wahnsinnige Talente. Ich bewundere diesen Mut, sich ans Piano zu setzen, in sich zu versinken und alles um sich fast zu vergessen, um sich dem Lied voll und ganz zu widmen. Mit einer Intensität, die geradezu erschreckend ist."

Talent ist zu gut für Coaching-Tipps

Sein Team wird im Halbfinale von Susan Agbor vertreten werden. Das Lied "His Eye Is On The Sparrow" hat für das Talent eine wichtige Bedeutung: "Das gibt Mut. Das gibt Trost." Als ihre Söhne krank waren und sie viel Zeit im Krankenhaus verbrachte, habe sie immer diesen Song gesungen.

Schon bei den Proben kommt Gast-Coach Wincent Weiss gar nicht mehr aus dem Grinsen raus: "Du bist ne fantastische Sängerin. Das ist unfassbar. Also gesanglich braucht man dir nichts beibringen." Auch ihr Coach Peter findet es so gut, dass er nichts daran verändern würde. "Ich weigere mich geradezu, noch etwas dazu zu sagen, außer, dass es mich beeindruckt", so der Musiker.

Bei den Sing-Offs liefert sie mit ihrer warmen Stimme genauso ab wie in den Proben. "Ich sag nur 'Praise the lord! Hallelujah! Amen!' Ich wollte zu dir hochkommen und mich von dir taufen lassen. Das war so so so gut", gesteht Mark Forster. Ihr eigener Coach teilt die Begeisterung und entscheidet sich dafür, mit Susan als Halbfinalistin in die erste Live-Show einzuziehen.

Team Mark: „Fast einen Heulkrampf bekommen“

Den ersten Dämpfer gibt es im Team von Mark: Bei der Probe mit Calum Scott kann Marlon Falter nicht dabei sein. Er ist Corona-positiv. "Ich bin wirklich traurig, dich nicht persönlich zu sehen", sagt ihm Mark, als er ihn gemeinsam mit Calum anruft. Umso beeindruckender ist die Leistung, die das Talent bei der nachgeholten Probe mit Mark präsentiert.

Auch Marlon ist erst 18. Seit der Geburt ist er blind, das Klavierspielen hat er sich selbst beigebracht. Mit "In diesem Moment" erinnert er sich an einen Freund. Er sang diesen Song schon einmal auf dessen Beerdigung. Als Mark von ihm noch mehr Gefühle fordert, zeigt sich der 18-Jährige besorgt. "Ich weiß nicht, ob ich das kann." Beim nächsten Versuch hört man ihn in der Strophe schwer schlucken. "Was ist passiert?", will Mark wissen. "Es war insofern anders, als dass ich in der Strophe fast einen Heulkrampf bekommen hätte", gibt dieser zu.

Bei seinem Auftritt beweist er Perfektion, wenngleich eine weniger opulente Instrumentation dem Song sicher gutgetan hätte. "Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber das, was du da machst, berührt mich", lobt ihn sein Coach und entscheidet sich für ihn als Halbfinalisten.

Damit ist nur noch ein Platz pro Team im Halbfinale frei. Jeweils 3 Kandidatinnen und Kandidaten werden in der ersten Live-Show antreten. Die ersten Halbfinalisten wurden vergangene Woche festgelegt. Wer die letzten vier Plätze ergattern wird, gibt es nächsten Freitag, den 21. Oktober 2022 um 20:15 Uhr auf SAT.1 zu sehen.

Was bisher bei "The Voice of Germany" geschah

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.