Berlin. Einer Prognose zufolge soll der Preis für eine Megawattstunde Strom bis 2023 enorm ansteigen. Wie stark, bestimmen mehrere Faktoren.

  • Die Inflation treibt die Energiepreise massiv nach oben
  • Auch die Strompreise sollen im nächsten Jahr drastisch steigen
  • Aber die Bundesregierung macht nun eine klare Ansage

Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Energie- und Preiskrise wirkt sich massiv auf die Verbraucher in Deutschland und Europa aus. Lebensmittel, Kraftstoffe, Heizen: Nahezu alles wird teurer.

Das spiegelt sich auch in der Inflationsrate wider, die laut Prognose des Statistischen Bundesamts (Destatis) im September diesen Jahres zehn Prozent betragen haben soll – ein neuer Rekord. Schon im August hatte die Inflation die Marke von sieben Prozent geknackt – ein Trend, an dem sich Experten zufolge wohl erst einmal nicht viel ändern wird.

Aber immerhin will nun der Bund einspringen. Der Bund will mit einem Zuschuss von 13 Milliarden Euro verhindern, dass die Netzentgelte, das sind Stromnetzgebühren, im kommenden Jahr stark steigen. Das notwendige Geld aus dem EEG-Konto zu nehmen und an die Unternehmen zurückzugeben, sei richtig, heißt es. Auf dem EEG-Konto sind zurzeit rund 17 Milliarden Euro. Auf dem Konto werden Vergütungen und Verkaufserlöse für erneuerbaren Strom gebucht. Wegen der hohen Strompreise ist das Konto stark im Plus.

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    Wirtschaftsverbände fordern aber noch weitere Schritte. "Die hohen Energiepreise sind eine erhebliche Belastung für unsere Wirtschaft und haben das Potenzial, zu großen sozialpolitischen Verwerfungen zu führen", sagte die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: "Insofern sind zielgerichtete Maßnahmen für eine Entlastung unbedingt anzugehen. Die Dämpfung der Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber sind hierfür ein wichtiger Schritt."

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      Ob das die Prognosen dämpfen kann? Die Erklärung für die nun neu prognostizierten Strompreiszahlen: Primär sind die Energie- und Lebensmittelpreise Treiber der Inflation in Deutschland, wie die vom Statistischen Bundesamt vorläufig veröffentlichten Werte für September zeigen. Die Energiekosten wiederum bestimmen die Preise für viele Alltags-Produkte, die ebenfalls von der Entwicklung auf dem Energiemarkt abhängig sind. Düster fällt auch die neue Berechnung des Schweizer Beratungsunternehmens "Prognos" aus, das für die Bayerischen Wirtschaft (vbw) ermittelt hat, wie sich die Strompreise entwickeln könnten. Lesen Sie hier: Diese Strom-Anbieter erhöhen Preise deutlich.

      Die Entwicklung der Strompreise seit 2016 – die Daten basieren auf Angaben von vergleich.de und Verivox:

      JahrStrompreis in kWh
      2022 (September)51,58 Cent
      202132,16 Cent
      202031,37 Cent
      201829,42 Cent
      201628,80 Cent

      Das Fazit der Experten ist, dass die Strompreise stark von der Entwicklung der Gaspreise in Deutschland bestimmt werden. Aber auch Faktoren wie die weltweiten Kosten für LNG-Gas, Steinkohle oder der Emissionshandel spielen eine entscheidende Rolle in der Berechnung.

      Die Schweizer Forscher gehen in ihrer Strompreis-Prognose für die vbw zudem davon aus, dass der Verbrauch insgesamt in den kommenden Jahren ansteigen wird. Der Hintergrund ist, dass auch in Deutschland die Nutzung von E-Autos, Wärmepumpen oder die Produktion von Wasserstoff tendenziell zunimmt, berichtet das Verbraucher-Portal CHIP 365.

      Bis zu 500 Euro pro MWh: Strompreise könnten enorm steigen

      Die Nachfrage steigt somit insgesamt an, was sich immer auch auf den Preis auswirkt, den Wirtschaft und Verbraucher zahlen müssen. Und im Hinblick auf den Strom sieht die Prognose düster aus. Im ungünstigsten Szenario könnte eine Megawattstunde (MWh) Strom 2023 im Großhandel bis zu 500 Euro kosten. Schon heute müssen auch die Verbraucher beim Abschluss neuer Stromverträge mit über 50 Cent pro Kilowattstunde (kWh) rechnen, berichtet der Online-Nachrichtendienst web.de. In der Prognose für 2023 der Schweizer Forscher sind die oben genannten Preisfaktoren sowie ein möglicher Gaslieferstopp aus Russland berücksichtigt.

      Megawatt, Kilowatt und Watt – die Maßeinheiten und wie sie umgerechnet werden:

      • 1 Megawatt = 1.000 Kilowatt
      • 1 Kilowatt = 1.000 Watt

      Immerhin: Bis 2030 könnte der Strompreis im genannten Szenario auf 98 Euro absinken – bis 2040 dann auf 80 Euro pro MWh. Für ein zweites Strompreis-Szenario haben die Forscher günstigere Faktoren als Grundlage genommen – also keinen kompletten Gaslieferstopp und niedrigere Kosten für LNG-Gas, Steinkohle und Co. Ganz anders sehen in dem Szenario die möglichen Strompreise aus: 2023 bis zu 104 Euro pro MWh – 2040 wäre ein Preis von 57 Euro denkbar. Entsprechend günstiger könnten die Strompreise für die Verbraucher ausfallen.

      Eines kann man aus beiden Szenerien aber ableiten: Die Entwicklung des Strompreises in Deutschland ist in Zukunft noch stärker von Faktoren wie der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg abhängig. Ebenso vom Ausbau neuer Energie-Partnerschaften, an welchen die Ampel-Koalition derzeit arbeitet – etwa mit Kanada oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Verbraucher müssen sich auf schwankende Preise einstellen, welche sich innerhalb kürzester Zeit ändern können. Auch genaue Prognosen, wie sich der Strompreis in Zukunft entwickelt wird, sind deshalb schwierig.

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      Strompreise 2023 wohl noch teurer: Wie Verbraucher längerfristig sparen können

      Trotzdem kann es im Hinblick auf die Entwicklung der Strompreise sinnvoll sein, in Sparmaßnahmen zu investieren. In Wohnungen können sich etwa Smarthome-Geräte auszahlen, die es mittlerweile auch von weniger bekannten Produzenten zu günstigeren Preisen gibt. Und auch ein Anbieterwechsel kann sich lohnen, sollte der bisherige Anbieter die Strompreise stark anziehen. Medienberichten zufolge sind die Preisunterschiede zum Teil erheblich, dennoch sollte man sich keine allzu großen Illusionen machen. Genau wie bei den aktuellen Preisen für Heizöl oder Pellets ist es schwierig, überhaupt noch ein günstiges Angebot zu finden.

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      Der Artikel "Strompreise sollen drastisch steigen: Neue Schock-Prognose" erschien zuerst auf morgenpost.de.