Berlin. . Wladimir Putin droht mit Atomwaffen. Will er einschüchtern oder steht ihr Einsatz bevor? Israel meldet jetzt “irreguläre“ Verlegungen.

Kreml-Chef Wladimir Putin steht im Ukraine-Krieg massiv unter Druck. Wiederholt drohte er mit Atomwaffen. Die USA sehen "keine Anzeichen" für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff. Auf ein alarmierendes Detail macht die israelische Militärexpertin Anna Ahronheim aufmerksam. Lesen Sie auch: Atomangriff auf Ukraine? Ex-General verrät Antwort der USA

Das auf weltraumgestützte Aufklärung spezialisierte Unternehmen ImageSat International stellt seit Wochen eine "irreguläre Präsenz" strategischer Bomber vom Typ TU-160 und TU-95 auf dem Stützpunkt Olenya nahe der Grenze zu Finnland fest. Auf Twitter verweist Ahronheim auf Satellitenbilder, die von der "Jerusalem Post" veröffentlicht wurden.

Verlegung von Atombombern fällt israelischen Spezialisten auf

Olenja ist der Flugplatz der russischen Nordflotte. Hier auf der Kola-Halbinsel bunkert sie Waffen und militärische Ausrüstung, auch taktische und strategische Atomwaffen.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Am 12. August waren laut der israelischen Spezialisten noch keine strategischen Bomber auf der Militärbasis. Am 21. August wurden vier TU-160 und am 25. September drei TU-95 entdeckt. Die Israelis glauben, dass sie aus dem Luftwaffenstützpunkt Engels kommen, das nahe der Ukraine liegt. Sie fragen sich, was der Grund der Verlegung sein könnte. Lesen Sie auch: Nach Teilmobilmachung: Drei Optionen bleiben Kremlchef Putin

Viele Experten glauben wie der frühere Washington-Botschafter Wolfgang Ischinger nicht, dass Putin ("kein Bluff") einen Tabubruch begehen wird. Es wäre der erste Einsatz solcher Waffen seit Hiroshima 1945.

Befürchtet wird weniger der Einsatz von (strategischen) Raketen mit langer Reichweite und hoher Sprengkraft, schon eher der von "taktischen Atomwaffen". Sie haben eine geringere Reichweite. In Frage käme ein Angriff auf einen Stützpunkt oder auf die Kommunikation, etwa mit der Zündung einer Bombe über der Ukraine, sodass ein elektromagnetischer Impuls die militärische Datenübermittlung entscheidend stören würde.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hält die Drohungen tendenziell für einen Einschüchterungsversuch. Bei einem Besuch in der Republik Moldau sagte sie, Deutschland nehme die Drohungen ernst. Doch dürfe sich der Westen nicht lähmen lassen.

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Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, es sei "sehr klar" an die russische Regierung herangetragen worden, dass ein Einsatz schwere Konsequenzen für ihr Land nach sich ziehen würde. "Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen und darf nie ausgetragen werden."

Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, sagte am Freitag, es gebe angesichts des "atomaren Säbelrasselns“ das Risiko, dass Putin einen solchen Angriff in Erwägung ziehen könnte. "Wir sehen derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Einsatz von Atomwaffen.“

In der Ukraine wächst die Sorge vor einem möglichen Einsatz einer taktischen Bombe. Ihr ehemaliger Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, sagte "Bild", "leider scheint die Gefahr, dass der Kriegsverbrecher und Massenmörder Putin auch taktische Atomwaffen einsetzt, zu steigen."

Russlands nächster Schachzug ist schwer zu erkennen

Ein bevorstehender Atomwaffeneinsatz ist schwer voraussehbar, da Russland über eine Reihe von Waffensystemen verfügt, die sowohl konventionell als auch mit atomarer Munition bestückt werden können, etwa die Kurzstreckenrakete Iskander.

Deswegen müssen Bewegungen wie auf den Flugplätzen Olenja und Engels auch so ernst genommen werden. Wird Munition verlegt, von zentralen Lagerstätten zu einer Abschusseinheit? Weichen die Russen von Routinen ab?

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.morgenpost.de.