Berlin. Die Mobilisierung ist ein Akt der Verzweiflung. Die Entscheidung wird die Haltung der russischen Bevölkerung zum Krieg deutlich ändern.

Nur extrem naive Zeitgenossen haben geglaubt, dass die erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensiven ohne Antwort Moskaus bleiben werden. Jetzt hat Wladimir Putin reagiert: Er zwingt seinem Volk eine Teilmobilmachung auf. Sie ist das Eingeständnis des militärischen Scheiterns auf ganzer Linie.

Die angeblich so überlegene russische Armee hat es in einer gigantischen „Spezialoperation“ nicht geschafft, die viel schlechter bewaffneten Ukrainer zu überrollen und zu besiegen. Hohe Motivation und dosierte Waffenhilfen haben gereicht, um die militärische Weltmacht Russland zu stoppen. Jetzt muss Wladimir Putin offiziell auf „Krieg“ umschalten, um nicht in wenigen Wochen zum Rückzug gezwungen zu sein. Der Präsident hofft, dass 300.000 Männer, die er zusätzlich in die Schlacht werfen kann, am Ende den Unterschied machen. Lesen Sie auch: Atomdrohung und Mobilmachung: Wie weit geht Putin?

Putins Teilmobilmachung: Der Westen muss solidarisch mit der Ukraine bleiben

Jörg Quoos ist Chefredakteur der Funke Zentralredaktion in Berlin.
Jörg Quoos ist Chefredakteur der Funke Zentralredaktion in Berlin. © Foto: Dirk Brunieck

Für Wladimir Putin ist dabei das Risiko größer als für die Ukraine oder den Westen. Das Einziehen von Reservisten aus ihren Familien ist maximal unpopulär und wird die Haltung der russischen Bevölkerung zum Krieg drastisch ändern.

Das ist extrem gefährlich für den Präsidenten, der überraschend lange auf breite Zustimmung bauen konnte. Berichte über ausgebuchte Flüge und Staus an den Grenzen sind erste Hinweise darauf, dass Russlands Bevölkerung kriegsmüde ist und keine weiteren Opfer will.

Um Putins Dilemma zu nutzen, müssen Europäer und Amerikaner jetzt kühlen Kopf bewahren und solidarisch an der Seite der Ukraine bleiben. Sie dürfen sich keine Angst machen lassen. Je entschlossener und größer die Allianz wird, umso schlechter sind Putins Chancen mit seinem aggressiven Imperialismus durchzukommen.

NameWladimir Wladimirowitsch Putin
Geburtsdatum7. Oktober 1952
GeburtsortSankt Petersburg
SternzeichenWaage
AmtPräsident der Russischen Föderation
Im Amt seit2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012)
FamilienstandGeschieden, mindestens zwei Kinder
Größeca. 1,70 Meter

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.