München. Nach dem Tod der Queen sind die zerstrittenen Brüder am Sarg vereint. Doch was nach dem Begräbnis passiert, hängt von einem Faktor ab.

Auf einmal marschieren Prinz William, 40, und Harry, 38, wieder Seite an Seite. Teilweise sogar mit ihren Frauen Kate, 40, und Meghan, 41. Als Zeichen einer Aussöhnung kann man das allerdings kaum sehen – eher als eine Geste des Respektes gegenüber ihrer verstorbenen Großmutter, Queen Elizabeth II. Was allerdings nach der Trauerfeier und Beisetzung am Montag geschieht, scheint völlig offen. Und dabei dürfte vor allem auch das Thema "Geld" eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Kurz vor dem Tod der Queen waren Harry und Meghan in London eingeflogen, um ihre "Invictus"-Games, eine Art Paralympics für im Einsatz versehrte Soldatinnen und Soldaten zu promoten. Es ist ein absoluter Zufall, dass Harry und Meghan ausgerechnet in den Tagen in Großbritannien waren, als die Queen starb. Eigentlich halten sie sich sonst fast ausschließlich in ihrer Wahlheimat Kalifornien, USA, auf oder absolvieren gelegentlich anderswo Auftritte. Dabei sind sie allerdings nicht mehr in offizieller Mission des Königshauses.

Immer wieder wird im Zusammenhang mit Harrys neuen Wegen von einem Zwist mit der Familie berichtet. Das zeichnete sich auch in diesen Tagen wieder ab: Obwohl es zwischen Harry und Meghans britischem Domizil "Frogmore Cottage" und dem neuen Wohnsitz von William in Windsor nur einige hundert Meter Entfernung sind, lehnte William offenbar ein Treffen ab. Wie zu hören war, weil er keine Lust hatte, Details eines solchen Gesprächs im Enthüllungsbuch zu finden, das Harry nach jetzigem Stand noch vor Weihnachten herausbringen will.

Prinz Harry (links), Meghan, Kate und Prinz William folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II..
Prinz Harry (links), Meghan, Kate und Prinz William folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II.. © Jacob King/PA Pool/AP/dpa

William und Harry präsentierten sich den Trauergästen

Der überraschend schnelle Tod der Queen änderte aber zunächst einmal alles: Sowohl William als auch Harry kamen zu spät zum Sterbebett ihrer Oma. Wenig später fuhren beide Prinzen mit Gattinnen in Windsor vor (gemeinsam in einem Audi Q7, den William steuerte), um die Beileidsbekundungen zahlreicher Gäste entgegenzunehmen, die sich vor dem Schloss eingefunden hatten.

Angenommen wurde, dass die Initiative von Vater König Charles III., 73, ausging – wenig später sickerte allerdings aus dem Palast durch: William war der Initiator. Nicht alle Trauergäste schienen begeistert: Es wurde vermeldet, dass manche vor allem Meghan nicht die Hand schütteln wollten oder sich wegdrehten, wenn sie und Harry vorbeigingen. Solche Probleme waren bei William und Kate nicht festzustellen.

William und Harry: Was passiert jetzt mit dem Buch?

Was nun geschieht, wird in erster Linie daran liegen, wie sich Harry jetzt aufstellt: Verzichtet er auf die Veröffentlichung seines Buches? Oder wird das Buch auf einmal so harmlos, dass der Rest der königlichen Familie keine Einwände mehr hat?

Angeblich soll Harry um die 20 Millionen Dollar für seine Memoiren oder Enthüllungen bekommen haben. Die enorme Summe dürfte daran liegen, dass der Inhalt nicht nur aus netten Kindheitserinnerungen oder Plaudereien besteht. Dazu ist noch ein Vertrag mit dem Streaming-Dienst Netflix vorhanden – Volumen bis zu rund 100 Millionen Dollar. Auch hier bestehen mit Sicherheit Erwartungshaltungen, die nicht darauf begrenzt sind, dass Harry und Meghan ein paar Tierschutz- oder Charity-Projekte präsentieren.

Da Harry allerdings so gut wie nicht mehr in London vor Ort ist, dürften die Windsor-Familiengeheimnisse damit zunächst auserzählt sein. Bemerkenswert ist überdies, dass sich US-Talk-Königin Oprah Winfrey öffentlich geäußert hat, es sei am Klügsten, wenn sich Harry und Meghan mit der Familie versöhnten. Oprah, deren TV-Interview mit dem Paar den großen Ärger mit dem Königshaus erst ausgelöst hatte, versteht sich nachweislich perfekt auf geschäftliche Dinge.

Das Interview mit Oprah Winfrey hatte für Unzufriedenheit gesorgt.
Das Interview mit Oprah Winfrey hatte für Unzufriedenheit gesorgt. © dpa

William und Harry: Charles' Vermögen könnte der Familie helfen

Als König Charles III. hat Harrys Vater nun auf einmal neue finanzielle Spielräume, insbesondere durch die Einnahmen des ihm nun zur Verfügung stehenden "Duchy of Lancaster" und den "Sovereign Grant", also seinen Anteil an den Einnahmen des Kronvermögens. Zuletzt bedeutete Letzteres um die 400 Millionen Euro im Jahr, auch wenn es bisher in die Kassen der Queen floss.

William dagegen wird als neuer Prince of Wales jetzt die Einnahmen des "Duchy of Cornwall" für sich verbuchen können. Bisher kassierte Charles diese ein. Mit rund 30 Millionen ist der Betrag aber viel niedriger als der, den der neue König bekommt.

Andy Englert, Adels-Experte der FUNKE Mediengruppe, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Königshäusern und ihrer Geschichte, derzeit als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften
Andy Englert, Adels-Experte der FUNKE Mediengruppe, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Königshäusern und ihrer Geschichte, derzeit als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften "Frau im Spiegel" und "Frau im Spiegel ROYAL" sowie als Royal-Experte des Schweizer Fernsehens SRF.

Bei ihrem Abschied aus England und von den offiziellen Geschäften des Königshauses hatten Harry und Meghan stets betont, sie würden gerne "eigenes Geld" verdienen. Doch würde sich der ehemalige Prinz aus den Geschäften zurückziehen, bei denen er royale Insider-Geschichten verkauft, könnte das auch ein entspannteres Verhältnis mit seinem Bruder William bedeuten.

Die Mittel, einen Deal für mehr Diskretion mit Harry zu erzielen, müsste allerdings König Charles zur Verfügung stellen. Und Harry und Meghan, die einen starken Einfluss auf den Prinzen hat, müssten akzeptieren.

Harrys Geburtstag hat William dann doch nicht vergessen

Restlos scheint das Band derweil noch nicht zerschnitten: Als William am 14. September erinnert wurde, dass an jenem Tag der Geburtstag von Harry sei, entgegnete er entspannt: "Nein, ich habe das nicht vergessen." Gut möglich, dass er seinem jüngeren Bruder an dessen Ehrentag sogar gratuliert hat. Und vielleicht ein Zeichen dafür, dass die beiden sich eines Tages doch wieder einander annähern.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.