Berlin/Los Angeles. Julian Reichelt ist längst nicht mehr bei der „Bild“, doch die Affäre um ihn hat ein Nachspiel: Eine ehemalige Mitarbeiterin klagt.

Die Affäre um Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt (42) hat für den Medienkonzern Axel Springer in den USA ein juristisches Nachspiel. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Boulevardzeitung hat vor einem Gericht in Los Angeles eine Zivilklage gegen das Unternehmen eingereicht, wie aus der Gerichtswebsite hervorgeht.

Ein erster Anhörungstermin ist für Dezember angesetzt. In den Anklagepunkten geht es unter anderem um sexuelle Belästigung.

Dem Konzern, der 2021 das US-Medium „Politico“ übernommen hatte, droht nun ein teurer Rechtsstreit. In den USA gelten strengere Regeln für den Umgang zwischen Vorgesetzten und Angestellten, hohe Schadenersatzforderungen sind bei ähnlich gelagerten Fällen nicht unüblich.

Julian Reichelt musste 2021 bei der „Bild“ gehen

Die ehemalige Mitarbeiterin ist zur Klage in den USA unter anderem deshalb berechtigt, weil sie dort für „Bild“ gearbeitet hat. Ein Sprecher von Axel Springer teilte am Dienstag auf Anfrage mit: „Wir prüfen die Klage und werden zu gegebenem Zeitpunkt dazu Stellung nehmen.“

Julian Reichelt war bis Oktober 2021 „Bild“-Chefredakteur.
Julian Reichelt war bis Oktober 2021 „Bild“-Chefredakteur. © picture alliance / dpa | Jörg Carstensen

In der Klage wird der Fall aus Sicht der Frau wiedergegeben, wie die „Zeit“ berichtet. Demnach war die ehemalige Mitarbeiterin 2015 über ein Praktikum zur „Bild“ gekommen und hatte dort Reichelt kennengelernt. Zwischen den beiden habe sich eine sexuelle Beziehung entwickelt. Der Anwalt der ehemaligen Mitarbeiterin hat dem Bericht zufolge gegenüber dem US-Gericht erklärt, seine Mandantin habe Angst vor einem Rausschmiss gehabt, wenn sie dem Drängen auf Sex nicht nachkomme.

Julian Reichelt ließ eine Anfrage dieser Redaktion zunächst unbeantwortet. Der gebürtige Hamburger musste 2021 als Chefredakteur gehen, Hintergrund waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Verbindung mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen. Springer hatte im Frühjahr 2021 ein internes Verfahren gegen Reichelt angestoßen und war zum Schluss gekommen, ihm eine zweite Chance zu geben. Im Oktober wurde er schließlich doch von seinen Aufgaben entbunden. Als Folge von Presserecherchen habe das Unternehmen „neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen“, hieß es damals. (fmg)