Berlin/Münster. Ein junger Mann ging dazwischen, als ein Pöbler Frauen am CSD beschimpfte und verlor sein Leben. Der Tatverdächtige wurde festgenommen.

Am vergangenen Freitag, 27. August, wurde ein 25-jähriger Transmann während des Christopher-Street-Days (CSD) in Münster brutal niedergeschlagen. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und in ein künstliches Koma versetzt. Sechs Tage später starb der junge Mann infolge seiner Verletzungen. Der Tatverdächtige wurde am selben Tag festgenommen.

Der Pöbler hatte Frauen, die am CSD teilnahmen als "lesbische Huren" beschimpft und "verpisst euch" gerufen. Malte C. eilte ihnen zur Hilfe und bat den Mann, die Beleidigungen zu unterlassen. Dieser schlug Malte daraufhin ins Gesicht, sodass dieser mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug und sofort das Bewusstsein verlor.

Queerfeindlicher Angriff: Tagelange Fahndung

Der Angreifer schlug flüchtete nach der Tat laut Staatsanwaltschaft und Polizei Münster mit einem Begleiter. Die Behörden nahmen am Montag die Ermittlungen auf. Nach einer tagelangen Suche und zahlreichen Befragungen wurde ein 20-jähriger Tatverdächtiger in Münster am Hauptbahnhof festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft will einen Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragen. Der Verdächtige soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann habe sich bislang nicht zum Tatvorwurf geäußert, sagte Oberstaatsanwalt Dirk Ollech.

Gegen den unbekannten Begleiter des Angreifers wird auch ermittelt. "Möglicherweise ist er an den Beleidigungen beteiligt gewesen", sagte Ollech.

Eine Frau entzündet eine Kerze in Gedenken an Malte C.. Menschen demonstrieren auf dem Prinzipalmarkt gegen Gewalt an queeren Menschen.
Eine Frau entzündet eine Kerze in Gedenken an Malte C.. Menschen demonstrieren auf dem Prinzipalmarkt gegen Gewalt an queeren Menschen. © Friso Gentsch/dpa

Angriff auf Transmann: Trauer und Wut

Malte sei sehr stolz gewesen bei der CSD-Demo am vergangenen Wochenende in Münster, sagte Felix Adrian Schäper, Vorstand des Vereins Trans*Inter*-Münster, der Deutsche Presse-Agentur am Freitag. "Er hat bei der Demo unser Banner getragen. Er war so glücklich wie lange nicht mehr."

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Der Vorfall sorgt deutschlandweit für Empörung. "Wir sind geschockt und traurig", schreibt der Verein Trans*Inter*-Münster in einem Beitrag auf Facebook. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: "Ein junger Mann wird totgeschlagen, weil er anderen helfen wollte. Auf einem CSD. Mitten in Deutschland. Im Jahr 2022. Das macht mich fassungslos und unendlich traurig. Solcher Hassgewalt müssen wir mit aller Härte entgegentreten."

In Deutschland gebe es ein großes Problem mit Hass gegen queere Menschen, teilte Sven Lehman, der Queerbeauftragte der Bundesregierung mit und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass Maltes Tod unsere Gesellschaft aufrüttelt."

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"Zu viele von uns werden durch seinen Tod einmal mehr daran erinnert, dass es Teile der Gesellschaft gibt, die uns die Menschenwürde absprechen", hieß es vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD). Die Tat zeige erneut deutlich, wie dringend es Aktionspläne gegen Trans- und Homophobie brauche.

Deutschlandweite Mahnwachen: Hass auf queere Menschen "geht uns alle an"

In Münster trauerten die Menschen am Freitag. An allen städtischen Gebäuden waren die Flaggen auf Halbmast gesetzt. "Er geht uns alle an", sagte Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) mit Blick auf den Angriff. "Unsere Stadtgesellschaft ist weltoffen und tolerant und wird weiter dafür kämpfen, ein sicherer Ort für marginalisierte Menschen zu sein."

In vielen Städten Deutschlands fanden Mahnwachen zu Ehren von Malte C. statt. NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul teilte mit, noch immer seien Diskriminierung, Hass, Hetze und Gewalt für viele queere Menschen eine leider alltägliche Erfahrung. "Das dürfen wir in einer offenen Gesellschaft niemals hinnehmen." (mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.