Berlin. Seit zwei Monaten ist Pakistan von schwerem Monsunregen betroffen. Über eine Million Häuser wurden zerstört. Doch es gibt kein Ende.

33 Millionen Menschen sind von den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan bisher betroffen, mehr als 1100 sind dabei gestorben. Die Regierung geht von etwa einer Million beschädigten Häuser aus. Doch ein Ende der Katastrophe scheint nicht in Sicht, im Gegenteil: Vielmehr werde sich die Lage wohl noch weiter zuspitzen, sagte Außenminister Bilawal Bhutto Zardari am Dienstag.

Seit zwei Monaten werden manche Gebiete in Pakistan von Stürmen und Hochwasser heimgesucht, doch die schweren Monsun-Regenfälle dauern an. Um einen ersten Hilfsplan für die nächsten sechs Monate zu liefern, stellten die UN und die pakistanische Regierung Maßnahmen im Umfang von umgerechnet rund 116 Millionen Euro vor.

Ein Mann sucht in den Überresten seines Hauses nach Habseligkeiten.
Ein Mann sucht in den Überresten seines Hauses nach Habseligkeiten. © Zahid Hussain/AP/dpa

Pakistans Außenminister: "Kolossale Katastrophe" – Land überfordert

Der pakistanische Außenminister und Experten und Expertinnen machen den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich: Sie sei "in ihrem Ausmaß und ihrer Verwüstung kolossal" und habe die Ressourcen und Kapazität des Landes überstiegen, erklärte Bilawal Bhutto Zardari. "Pakistan ist zum 'Ground Zero' der größten existentiellen Bedrohung dieses Jahrhunderts geworden: der globalen Erwärmung", sagte er.

Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, mahnte angesichts der Katastrophe stärkere Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise an. "Lasst uns aufhören mit dem Schlafwandeln hin zur Zerstörung unseres Planeten", sagte er. "Heute ist es Pakistan. Morgen könnte es euer Land sein." Auch Guterres rief zu einer millionenschweren Soforthilfe für die Flutopfer auf.

Pakistan: Seit zwei Monaten Monsunregen

Die südasiatische Atommacht Pakistan mit ihren rund 220 Millionen Einwohnenden leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Betroffen ist besonders die Region Belutschistan im Südwesten. Doch auch der Nordwesten Pakistans hat wegen der Fluten inzwischen mit großen Schäden zu kämpfen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Regierung in Islamabad bereits den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten. Die Regierung selbst stellt nach eigenen Angaben 173 Millionen Dollar bereit. Nach Schätzungen des Planungsministeriums beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf umgerechnet rund zehn Milliarden Euro.

Überschwemmungen in Pakistan: 400 Kinder gestorben

Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hieß es. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind unter den Todesopfern auch fast 400 Kinder. Nahezu 3500 Kilometer Straßen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Bauern hätten rund 700.000 Tiere verloren.

Wie der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, in Genf erläuterte, sind etwa eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele seien von Verwandten und anderen aufgenommen worden, andere lebten in Camps. Es müssten schnell neue Behausungen gebaut werden.

Pakistan evakuiert tausende Menschen wegen Überschwemmungen

weitere Videos

    Pakistan: Nach dem Regen kommen die Infektionen

    Der in Genf vorgestellte Hilfsplan sieht unter anderem medizinische Hilfe vor. Dabei geht es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um Verletzungen etwa durch von den Wassermassen mitgerissene Trümmer und Schutt, elektrische Schocks durch abgerissene Kabel sowie um Infektionen wie Cholera. Diese breiten sich aus, wenn mit Fäkalien verseuchtes Abwasser nicht richtig entsorgt wird.

    Auch chronisch Kranke wie Diabetiker und Schwangere müssten in der Notlage weiter versorgt werden. Fast 900 Gesundheitseinrichtungen seien zerstört oder beschädigt worden. Pakistan habe schon vor den Überschwemmungen viele mangelernährte Kinder gehabt, berichtete das Kinderhilfswerk Unicef. Sie müssten jetzt besonders unterstützt werden.

    Die Malteser stellen nach eigenen Angaben 100.000 Euro für erste Nothilfemaßnahmen bereit. "Die Situation in den Überschwemmungsgebieten, wie in der Provinz Sindh, ist verheerend", sagt Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung von Malteser International, in Köln. Über lokale Partner würden mobile medizinische Teams in die besonders betroffenen Regionen entsandt. (reba/dpa)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.