Berlin. Grönlands Eis schmilzt. Teile sind bereits unrettbar verloren. Das beschleunigt den Anstieg der Meeresspiegel – in erheblichem Ausmaß.

Das Klima verändert sich, die Pole schmelzen. Die Meerespiegel steigen weltweit an – die Frage ist nur, wie schnell. Dem sind Fachleute aus Dänemark und Grönland nachgegangen. Sie kommen zu "schockierenden" Ergebnissen.

Die am Montag in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichte Studie geht davon aus, dass die Meerespiegel viel schneller ansteigen werden, als bislang vorhergesagt. Schon die bisherige globale Erwärmung wird demnach einen Verlust des Eisvolumens um 3,3 Prozent am grönländischen Eisschild verusachen.

Das allein würde zu einem Anstieg der Meeresspiegel um 27,4 Zentimeter führen und auch nur dann, wenn keine weiteren Emissionen mehr in die Atmosphäre gelangen. Schon im Jahr 2100 könnte es der Studie zufolge soweit sein. Bisherige Modelle wie etwa der Bericht des Weltklimarates IPCC aus dem vergangenen Jahr gehen von einem Ansteig um 18 Zentimeter bis 2100 aus.

Klima und Meeresspiegel: Ergebnisse nur Untergrenze

Bei den Ergebnissen der nun veröffentlichten Studie handele es sich zudem um die Untergrenze, da die Schätzungen eine zukünftige Erderwärmung nicht einbezögen, erklärte Hauptautor Jason Box vom Geologischen Forschungsinstitut für Dänemark und Grönland (Geus). Das Klima um Grönland herum müsse sich nur weiter erwärmen, um den Effekt zu verstärken.

Wenn sich die starke Schmelze aus dem Jahr 2012 jedes Jahr wiederholen würde, könnte der Meeresspiegel der Studie zufolge um 78 Zentimeter ansteigen. Genug, um weite Teile niedrig gelegener Küstengebiete zu schlucken und ihre Bewohner heimatlos zu machen.

Wichtige Zone im Eisschild zu klein

Anders als vorangegangene Untersuchungen nutzten die Forschenden keine Klimamodelle, sondern führten ihre Analysen auf der Basis von Beobachtungsdaten durch. Dazu zählen unter anderem Satellitenbilder und Messdaten aus der Zeit zwischen 2009 und 2019. Modelle können die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Eis, Atmosphäre und Ozean nur unvollständig erfassen. Die Forschung verfolgte einen ergänzenden Ansatz.

Konkret betrachteten die Fachleute die sogenannte Akkumulationszone, ein Gebiet in dem ein Gletscher selbst im Sommer Eis durch Schneefall hinzugewinnt. Die Größe dieser Zone gibt verglichen mit der Gesamtgröße eines Gletschers Aufschluss darüber, ob dieser über die Zeit bestehen bleiben kann.

Die Forscherinnen und Forscher ermittelten, dass diese Zone im grönländischen Eisschild kleiner ist, als sie sein dürfte. 59.000 Quadratkilometer Eisfläche werden unrettbar verloren gehen. (pcl/ mit AFP)

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.