Berlin. Samsungs Galaxy Z Fold 4 will Smartphone und Tablet in einem Gerät liefern. Was klappt gut und wo knarzt es noch? Ein Praxistest.

Halb Smartphone, halb Tablet: Samsung schickt mit dem Galaxy Z Fold 4 die vierte Generation seines hochpreisigen Falt-Smartphones ins Rennen. Die Südkoreaner wollen zeigen, dass Handys mit biegsamen Displays keine Nischengeräte mit Kinderkrankheiten mehr sind, sondern stabile und alltagstaugliche Alleskönner. Samsungs Vorzeige-Falter hat allerdings seinen Preis: Knapp 1800 Euro kostet das Z Fold 4 zum Marktstart.

Was fällt auf nach knapp zwei Wochen in der Praxis? Wie bequem lässt sich das neue Falt-Handy auf- und zuklappen und im Alltag bedienen? An welchen Stellschrauben hat Samsung erfolgreich gedreht und wo gibt es noch Nachbesserungsbedarf? Für wen lohnt sich das unverändert teure Klapp-Smartphone mit Tablet-Bildschirm? Das verrät der Praxistest.

Samsung Galaxy Z Fold 4: Bedienung und Haptik überzeugen

Wichtig für Käuferinnen und Käufer ohne Vorerfahrung: Samsungs Galaxy Z Fold 4 liegt wesentlich anders in der Hand als ein gewöhnliches Smartphone. Trotz aller Designanpassungen des Herstellers ist es mit 263 Gramm nach wie vor merklich schwer und zusammengeklappt doppelt so dick. Das trägt in der Hosentasche mächtig auf und passt nicht mehr locker in jede Handtasche.

Nimmt man das in Kauf, erfreut das Z Fold 4 in den Händen mit einer hochwertigen Anmutung. Die matte Glasrückseite, beim Testgerät ein dunkles Graugrün, ist griffig und zieht kaum Fingerabdrücke an – im Gegensatz zum Rahmen und dem Klapp-Scharnier aus glänzendem Armor-Aluminium.

Der häufigste Handgriff mit dem Z Fold 4 – das Auf- und Zuklappen – geht überwiegend mühelos von der Hand und macht einen noch ausgereifteren Eindruck. Samsung hat das Scharnier in der Neuauflage noch platzsparender gebaut. Das Gerät soll laut Hersteller mehr als 200.000 Klappvorgänge – also mehrere Jahre – problemlos überstehen. Beim Klappen knarzt nichts, es braucht aber beide Hände.

Samsung Galaxy Z Fold 4 – Die Pros:

  • Robuste und hochwertige Haptik
  • Sehr gute und helle Bildschirme
  • Sehr hohes Arbeitstempo
  • Hauptkamera deutlich verbessert
  • Faltdisplay stetig weiterentwickelt
  • Multitasking und praktische Taskleiste

Samsung Galaxy Z Fold 4 – Die Contras:

  • Sehr hoher Preis (knapp 1800 Euro)
  • Recht schwer und klobig (263 Gramm)
  • Langsames Ladetempo (maximal 25 Watt)
  • Unter-Display-Frontkamera bei hellen Inhalten deutlich sichtbar
  • Viele Drittanbieter-Apps noch nicht für großen Falt-Bildschirm optimiert
  • Eingabestift muss separat gekauft werden
Das Samsung Galaxy Z Fold 4 ist in Deutschland als Falt-Smartphone fast konkurrenzlos, kostet aber auch knapp 1800 Euro.
Das Samsung Galaxy Z Fold 4 ist in Deutschland als Falt-Smartphone fast konkurrenzlos, kostet aber auch knapp 1800 Euro. © ZRB | Maik Henschke

Faltbarer Vorreiter: Das gefällt beim Samsung Galaxy Z Fold 4

Die ersten Fold-Vertreter galten noch als anfällig und wenig alltagstauglich. In puncto Stabilität hat Samsung auch dieses Jahr wieder nachgelegt: Die Glasrückseite ist aus stoß- und kratzfestem Gorilla Glas Victus+, der führende Branchenstandard.

Der Rahmen aus Armor Aluminium soll ebenso widerstandsfähiger sein wie die Schutzschicht über dem Innen-Display. Erhalten bleibt der Schutz gegen Wasser nach IPX8-Standard. Die Tage, als man noch Scheu hatte, das Foldable wie ein gängiges Smartphone zu bedienen, sind vorbei. Eine separat erhältliche Schutzhülle ist dennoch sinnvoll.

Einen klasse Eindruck hinterlässt auch das 7,6 Zoll große Innen-Display – der wohl wichtigste Kaufgrund beim Z Fold 4. Das AMOLED-Display sorgt wie schon beim Vorgänger für knackige Farben, tolle Kontraste und mit bis zu 1000 Nits für ausreichend Helligkeit, auch im Freien. Die Displayränder sind minimal dünner. Die 120-Hertz-Bildwiederholrate macht das Wischen, Scrollen und Spielen zum ruckelfreien Vergnügen.

Apps wie Google Maps, die Kamera oder viele Spiele nutzen den gesamten Platz aus. Auch Webseiten im Browser kann man in der Desktopansicht genießen. Manche Apps lassen sich im Flex-Modus bedienen, der im halb geknickten Zustand den oberen (für die Anzeige) und unteren Bildschirmteil (für die Steuerung der Inhalte) clever ausnutzt. Beides kommt auch dem produktiven Arbeiten zugute.

Samsung Galaxy Z Fold 4: Ideal zum Arbeiten

Denn das Galaxy Z Fold 4 bietet mehr Möglichkeiten für Multitasking. Will man parallel arbeiten, zieht man ein App-Symbol einfach auf die bereits geöffnete App drauf, schon legen sich beide Apps nebeneinander und lassen sich in der Größe verschieben oder austauschen. Das klappt auf Wunsch mit bis zu drei Apps gleichzeitig.

Praktisch ist dabei die neue Taskleiste am unteren Rand, von der Nutzer ihre meistgenutzten Apps jederzeit erreichen. So durchdachtes Multitasking geht sonst nur mit einem Tablet. Das Tippen von Texten auf dem Tablet-Bildschirm klappt mit zwei Daumen entspannt und flink.

Praktisch ist ebenso die Unterstützung von Samsungs Dex-Modus, der beim Anschließen an einen Monitor das Arbeiten mit Maus und Tastatur wie an einem Windows-Rechner ermöglicht.

Stärken des Samsung Galaxy Z Fold 4 sind der große Innen-Bildschirm und die Möglichkeiten für Multitasking.
Stärken des Samsung Galaxy Z Fold 4 sind der große Innen-Bildschirm und die Möglichkeiten für Multitasking. © ZRB | Maik Henschke

Arbeitstempo und Leistung sind dem Preis entsprechend auf höchstem Niveau. Alle gängigen Apps und Spiele laufen ruckelfrei und erhitzen das Gerät nicht bedenklich. Kein Wunder: Samsung hat im Z Fold 4 den aktuellen Top-Prozessor von Marktführer Qualcomm verbaut: den Snapdragon 8+ Gen. 1, der mehr Leistung bei weniger Stromverbrauch bieten soll. Die 12 Gigabyte (GB) RAM Arbeitsspeicher sind ebenfalls üppig bemessen.

Bei der Dreifach-Kamera überrascht das Samsung Galaxy Z Fold 4

Bei der Dreifach-Kamera im Samsungs Z Fold 4 hat vor allem die Hauptkamera einen erfreulichen Sprung gemacht: Ihr Sensor hat jetzt 50 Megapixel (MP) und stammt wie die Telezoomlinse (10 MP) aus Samsungs Flaggschiffen S22 und S22+. Die Hauptkamera macht bei Tag hervorragende Fotos und überzeugende Aufnahmen bei wenig Licht. Der dreifach-optische Zoom liefert noch sehr brauchbare Fotos.

Die Ultraweitwinkelkamera (12 MP) stammt noch von den beiden Vorgängern (Winkel bis zu 123 Grad). Sie besitzt weder Autofokus noch einen Makromodus und kommt nie an die Hauptkamera heran. Videos gelingen bei ausreichend Licht einwandfrei und mit eingeschaltetem Stativ-Modus wackelfrei. Möglich sind im Pro-Modus Auflösungen bis zu 8K.

Die Selfie-Kamera auf dem Front-Bildschirm (10 MP) ist in Ordnung. Bessere Selfies als mit fast jedem anderen Smartphone schießt man aber deshalb, weil sich die starke Hauptkamera dafür nutzen lässt. Im aufgeklappten Zustand sieht man sich schließlich rechts daneben auf dem Frontdisplay – ein echter Trumpf.

Samsung Galaxy Z Fold 4: Solide Lautsprecher und Sensoren

An den Lautsprechern gibt es nichts auszusetzen, sie klingen gemessen am dünnen Gehäuse sehr solide. Der Fingerabdrucksensor entsperrte in der Praxis problemlos und schnell.

Die Stärken des Tablet-Smartphone kommen auch deshalb zur Geltung, weil Samsung Android 12L zum Einsatz bringt. Die Oberfläche ist eigens für große Bildschirme entwickelt worden. Neben der erwähnten Taskleiste lässt sich am rechten Rand etwa eine weitere App-Leiste ins Bild rücken.

Vorbildlich ist beim Z Fold 4 auch, dass Käufer vier große Android-Versionen sowie fünf Jahre lang Sicherheits-Updates erhalten.

Noch nicht perfekt: Schwächen des Samsung Galaxy Z Fold 4

Größter Kritikpunkt bleibt das bei Samsung fast schon gewohnt behäbige Ladetempo. Zum einen liegt erneut kein Netzteil bei. Zum anderen sind mit einem separaten Netzteil höchstens 25 Watt Ladeleistung möglich. Im Praxistest waren nach 30 Minuten an der Steckdose gerade einmal 37 Prozent geladen – andere Android-Geräte sind in dieser Zeit komplett vollgeladen. Von 1 auf 100 Prozent dauerte es 1:38 Stunde.

Dabei ist die Akkugröße nicht angewachsen. Sie bleibt bei 4400 Milliamperestunden, was trotzdem für einen Tag ausreicht. Vier bis gut sechs Stunden Displaynutzung sind drin – je nach Bildschirm, Helligkeit und Anwendungen.

Samsung Galaxy Z Fold 4: So schneiden die Bildschirme ab

Beim Knick im Display, der durch das Falten entsteht, sind leider keine Fortschritte zu erkennen. Wer sich bislang an der sicht- und spürbaren Falz störte, wird das auch beim Nachfolger tun. Sichtbar ist der Knick vor allem bei hellen Inhalten und bei geneigtem Bildschirm. Beim Blick frontal ist er fast unsichtbar. Nach wenigen Tagen der Nutzung vergisst man ihn aber.

Der Flex-Modus bei geteiltem Bildschirm ist praktisch und schick, wo er klappt. Allerdings könnten mehr Drittanbieter-Apps den Klappmodus und auch das große Tablet-Format unterstützen.

Das Außendisplay ist für die meisten Aufgaben durchaus geeignet. Es ist aber ungewohnt schmal und hoch. Zudem regelt es auch bei statischen Inhalten wie Texten nur auf 48 Hertz herunter – statt auf 1 Hertz wie der Innenbildschirm. Die Idee, eine zweite Frontkamera (4 MP) unter dem Innen-Display zu verbauen, ist lobenswert. Bei hellen Inhalten ist das Loch dennoch deutlich sichtbar. Auch die Aufnahmen sind dürftig.

Schade: Der S-Pen für Notizen, Skizzen und Bildbearbeitung ist trotz des hohen Gerätepreises nicht dabei.

Der Flex-Modus vereinfacht zum Beispiel das Wischen durch die Bilder in der Fotogalerie.
Der Flex-Modus vereinfacht zum Beispiel das Wischen durch die Bilder in der Fotogalerie. © ZRB | Maik Henschke

Fazit zum Samsung Galaxy Z Fold 4: Fortschritt muss bezahlbar bleiben

Tablet-Bildschirm und durchdachte Bedienung: Multitasking gelingt auf keinem anderen Smartphone besser. Das Z Fold 4 ist ein starkes Werkzeug für Nutzerinnen und Nutzer, die viel unterwegs sind. Die neue Taskleiste und das Arbeiten mit mehreren Fenstern geht flüssig und produktiv von der Hand. Man spart sich das zusätzliche Tablet unterwegs. Begleitet vom Gefühl, fortschrittliche Technik mit außergewöhnlichem Design in der Hand zu halten.

Konkurrenzmodelle wie von Oppo oder Huawei sind kaum in Deutschland zu bekommen oder unterstützen kein Android. Noch ist Samsung hier der einzige Hersteller mit ausgereiftem Konzept bei Falt-Smartphones dieser Art und entwickelt seine Serie stetig weiter: robuster, alltagstauglicher und sicher auch langlebiger.

Knackpunkt ist und bleibt der hohe Preis. 1800 Euro sind nur für eine kleine Zielgruppe erschwinglich. Fortschritt muss bezahlbar bleiben. Wer unbedingt ein gutes Foldable möchte, aber nicht ganz das Budget hat, kann den Vorgänger mit wenig Abstrichen kaufen (ab 1300 Euro) oder sich das günstigere Z Flip 4 (rund 1100 Euro) ansehen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.