Berlin. Kiew vermeldet einen Frontdurchbruch im Ukraine-Krieg. Moskau teilt den Tod eines Vertreters im umkämpften Gebiet um Cherson mit.

In der südukrainischen Region Cherson ist offenbar ein ehemaliger Abgeordneter erschossen worden, der zuvor übergewechselt und in den Dienst der russischen Besatzer getreten war. Das teilten russische Ermittler am Montag im Messengerdienst Telegram mit. Zuvor waren ukrainische Truppen eigenen Aussagen zufolge immer weiter in dem von Russland besetzten, südukrainischen Gebiet vorgedrungen.

Wie Russland am Montag mitteilte, sei Alexej Kowalew, der stellvertretende Leiter der Militär- und Zivilverwaltung, am Sonntag in seinem Haus von Kugeln getroffen worden. Auch seine junge Mitbewohnerin sei dabei gestorben, so das russische Ermittlerkomitee. Weitere Angaben gab es dazu zunächst aber nicht.

Der 33-jährige Kowalew war 2019 zum Abgeordneten der Region Cherson gewählt worden und hatte sich im ukrainischen Parlament der Gruppe um Präsident Wolodymyr Selenskyj angeschlossen. Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges und der Eroberung von Cherson im März war er allerdings zur russischen Seite übergewechselt.

In den vergangenen Monaten waren in den besetzten Gebieten bereits mehrere von den russischen Truppen ernannte ukrainische Funktionäre bei Anschlägen verletzt oder getötet geworden. Auch Kowalew hatte bereits im Juni einen Anschlagsversuch überlebt.

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Ukraine-Krieg: Ukraine meldet Truppenvorstoß in Gebiet Cherson

Auf der ukrainischen Seite vermeldete Kiew dagegen diverse Vorstöße im Gebiet Cherson: Ukrainische Truppen sollen im Süden der Ukraine russische Frontlinien durchbrochen haben. Das vermeldete am Montag das Internetportal Hromadske und bezog sich dabei auf Aussagen der Pressesprecherin der Südgruppe der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk.

"Die Streitkräfte der Ukraine haben Offensivhandlungen in vielen Abschnitten im Süden der Ukraine begonnen", soll Humenjuk demnach gesagt haben. Der Pressesprecherin zufolge hätten die Truppen Einheiten der Donezker Separatisten und der unterstützenden russischen Marineinfanterie zum Rückzug gedrängt.

Der stellvertretende Chef des Regionalrats, Serhij Chlan, berichtete ebenfalls am Montag gegenüber dem Fernsehsender Pryamyj TV Ähnliches: In der gesamten Region um Cherson liefen "starke Artillerieangriffe auf feindliche Stellungen", sagte Chlan. "Dies ist die Verkündung dessen, worauf wir seit dem Frühling gewartet haben: Der Anfang vom Ende der Besatzung in der Region Cherson", so der Regionalrats-Chef.

Ziel ist es demnach, die russischen Truppen auf das andere Ufer des Dnipro zurückzustoßen. Die Angaben der Ukraine lassen sich allerdings bisher nicht unabhängig überprüfen. Genaue Ortsangaben gibt es zudem nicht.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Ukraine-Krieg: Cherson im März als erste Großstadt eingenommen

Vor etwas mehr als sechs Monaten hatte Russland die Invasion der Ukraine gestartet und seither große Teile im Süden und im Osten des Landes erobert. Das nahe der Halbinsel Krim gelegene Cherson war Anfang März als erste Großstadt nach dreitägiger Belagerung von der russischen Armee eingenommen worden.

Seit Juni nährt die ukrainische Führung Hoffnungen auf eine größere Gegenoffensive im Süden. Bereits am Sonntag hatten ukrainische Truppen erklärt, im Gebiet Cherson drei russische Kommandoposten und mindestens zwei Munitionslager angegriffen zu haben. Dabei seien elf russische Soldaten getötet worden.

Der von Russland eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Leontjew bestätigte Angriffe von ukrainischer Seite. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüfen. (dpa/afp/reba)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.