Berlin. Auf den Balearen existiert sie bereits: die Tourismussteuer. Nun lebt die Diskussion über die Abgabe für Urlauber auf den Kanaren neu auf.

  • Die Kanarischen Inseln gehören zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Europa
  • Doch die Inselgruppe um Tenerrifa und Gran Canaria leidet unter dem Massentourismus
  • Müssen Urlauber nun bald eine Abgabe zahlen, wenn sie Urlaub auf den Kanaren machen?

In regelmäßigen Abständen wird über eine Tourismussteuer auf den kanarischen Inseln diskutiert. Die Befürworter erhoffen sich von der Steuer mehr Geld für die Einwohner der Inselgruppe sowie Infrastruktur und Umweltschutz. Hoteliers und Gastronomen fürchten die abschreckende Wirkung. Eine Ministerin der Regionalregierung hat nun ein klares Zeichen gesendet.

Urlaub auf den Kanarischen Inseln wird teurer – Ministerin fordert Ökosteuer

Noemí Santana von der Regierungspartei Podemos pocht auf ein Versprechen der letzten Wahl: "Die Zeit, für die Einführung gekommen ist." Als Kurtaxe oder Ökosteuer betitelt, könnte die Abgabe auf den Kanarischen Inseln bald zur Pflicht für Touristen werden. Besucher der Inselgruppe um Gran Canaria, Fuerteventura und Teneriffa sollen künftig von der autonomen Verwaltung zur Kasse gebeten werden. Die Ministerin für soziale Rechte hatte in der Tageszeitung "Canarias7" einen Meinungsartikel zum Thema veröffentlicht.


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Etwa 15 Millionen Touristen genießen pro Jahr die schwarzen Lavastrände, das subtropische Klima und Klettertouren auf den Vulkanen des kanarischen Archipels – und das bei nur rund zwei Millionen Einwohnern. Die Inselgruppe ist abhängig von der Tourismusindustrie, der Massenandrang ist aber auch ein Problem für Mensch und Natur. Sozialministerin Santana will die Steuer, um "die negativen Auswirkungen auf die Umwelt oder die öffentlichen Dienstleistungen, die die hohen Touristenzahlen für die Kanaren bedeuten" einzugrenzen.
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15 Millionen Touristen jährlich – Trotzdem sind 19 Prozent arbeitslos

Proteste gibt es von Seiten der Hoteliers und Gastronomen, die sich in Zeiten der Inflation um ihre Wirtschaftlichkeit sorgen. Interessenvertretern der Branche gelang es jahrelang, die Touristensteuer zu verhindern. Ihr Hauptargument ist die abschreckende Wirkung auf Urlauber. Santana hält dagegen, dass eine Ökoabgabe "in anderen touristischen Destinationen funktioniert und die Besucherzahlen sich nicht reduziert haben."

Der Vulkanausbruch auf La Palma 2021 machte Tausende obdachlos.
Der Vulkanausbruch auf La Palma 2021 machte Tausende obdachlos. © dpa | Emilio Morenatti

Santana meint damit konkret die Balearen. Bereits seit 2016 müssen Touristen hier eine Kopfsteuer entrichten. Auf 2,20 Euro beläuft sich die sogenannte Ecotasa für Mallorca-Besucher jeden Tag. Die Regierungspartei Podemos möchte mit der Umsetzung nun ein Wahlversprechen realisieren. Angesichts 19 Prozent Arbeitslosigkeit und der Monopolstellung der Tourismusbranche ringen die Kanaren mit ernsthaften sozialen Problemen.

In den Fokus ist in den vergangenen Jahren zunehmend die Umweltzerstörung durch Hotelbauten sowie die Gefährdung geschützter Arten durch die Schifffahrt geraten. Zudem sitzen die Kanaren auf einem Pulverfass. Der Ausbruch des Vulkans auf der Insel La Palma wütete Ende 2021 drei Monate und beraubte Tausende Insulaner ihrer Häuser.


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Tourismus erholt sich nach Corona – Mallorca als gutes Vorbild

Nach der Wahl der Regionalregierung vor drei Jahren hatte die Koalition der Tourismusindustrie noch eine Schonzeit gegeben. Obwohl die Steuer Teil des Koalitionsvertrags war, wurde sie zunächst nicht eingeführt, "da wir uns des Chaos bewusst sind, das Covid-19 im Tourismussektor verursacht hat", erklärte Santana. Die durch staatliche Hilfen geretteten Unternehmen müssten nun ihrer Verantwortung gerecht werden, forderte die Politikerin. Wegen ausgebuchter Hotels und überfüllter Strände sei jetzt der richtige Zeitpunkt für die Einführung der Steuer.

Naturphänomen Los Hervideros: Durch das Felsloch fällt der Blick aufs Meer. Lanzarote ist wie die Schwesterninseln bekannt für spektakuläre Geologie.
Naturphänomen Los Hervideros: Durch das Felsloch fällt der Blick aufs Meer. Lanzarote ist wie die Schwesterninseln bekannt für spektakuläre Geologie. © dpa

Einen Euro pro Nacht soll die Ökosteuer für jeden Tourist betragen. Mit dem Betrag sollen erneuerbare Energiequellen geschaffen sowie die von Hitze und Dürren gebeutelte Wasserversorgung sichergestellt werden. Gegnern der Steuer hält Noemí Santana entgegen: "Reisen Urlauber nicht mehr nach Paris, Lissabon, Rom, Berlin, Wien, Prag oder Barcelona, weil dort eine Steuer erhoben wird? Auf keinen Fall!"

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.