Berlin. Es klingt wie ein Roman, aber es ist wahr: Wie ein Mann sechs Tage auf einer Insel überlebte. Mit zwei Zitronen und einem Stück Kohle.

Nelson Nedys Geschichte klingt irgendwie wie ein Sequel von "Cast Away". Nur verbrachte der Brasilianer nicht Jahre verschollen einsam auf einer Insel, sondern bloß sechs Tage; die allerdings ohne einen "Wilson", den Volleyball, den der Schauspieler Tom Hanks in dem Film zu seinem Freund machte.

Geschichten, die von einer unfreiwilligen Isolation auf einer Insel handeln, nennt man "Robinsonade" – nach dem Roman "Robinson Crusoe". Nedy ist kein Schiffbrüchiger, bloß ein 51 Jahre alter Gärtner aus Rio de Janeiro, der zur falschen Stelle am falschen Ort war. Zwischenzeitlich hatte er sich aufgegeben oder wie er sagt: sich Gott überlassen. Aber der Reihe nach.

Verschollen: Immer wieder trieb das Meer ihn zurück

Am 8. August, einem Montag, fährt Nedy am Nachmittag zu einem Aussichtspunkt am Meer, die Wellen schlagen hoch, spektakulär anzusehen. Das ist der Moment, in dem der Mann einen fatalen Entschluss fällt: Er versucht, sich das Naturschauspiel von einem Felsen aus besser anzuschauen.

Die nächste Welle ist so groß, dass sie ihn gleich mitreißt, "ich knallte mit meinem Hintern auf einen Felsen." Nedy stürzt ins Meer und versucht verzweifelt, zum Felsen zurück zu schwimmen, aber die Strömung ist stärker. Sie wird ihn unbarmherzig hinaus ins Meer ziehen, drei Kilometer weiter bis zur kleinen unwirtlichen und gottverlassenen "Palmeninsel".

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Verschollen: Zwei Zitronen für sechs Tage

Er kann von dort sogar die Strände an der Westküste von Rio sehen. Aber umgekehrt wird von Ipanema und anderen Stränden aus niemand von ihm Notiz nehmen, es ist zu weit; so oft er auch noch winkt, so laut er auch schreit.

Die erste Nacht schläft er in einer Grote, er friert, ist hungrig, zum Glück regnet es, so löscht er den ersten Durst. Am nächsten Tag macht er sich auf den Weg und entdeckt eine kleine Fischerhütte. Er findet eine Matratze, eine Decke, außerdem zwei Zitronen. Sie werden ihn am Leben halten.

Verschollen: Er probiert, an Kohle zu knabbern

Am Mittwoch und am Donnerstag versucht er bis zur Bucht von Grumari zu schwimmen, kommt aber nur maximal 1.300 Meter weit. Die Strömung treibt ihn jedes Mal wieder zurück. Nach einer Stunde gibt er den Kampf auf. Es ist der Punkt der höchsten Verzweiflung, Nedy überlässt seinen Körper den Wellen, "ich habe losgelassen und mir gesagt, ich überlasse mich Gott, er kann mich mitnehmen."

Am Freitag wird er vom Hunger übermannt. Nedy hat vor lauter Durst schon Süsswasser mit Salzwasser gestreckt, nun probiert er ein Stück Kohle. "Ich hatte im Fernsehen gesehen, wie ein Affe nach Kohle griff." Aber Kohle kann man nicht essen, sein Mund fühlt sich danach umso trockener an.

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Verschollen: Feuerwehr rettet ihn mit einem Hubschrauber

Felipe Padilha ist Surfer und Sportlehrer, sein Wochenende beginnt am Strand. Am Samstag ist er gerade mit seinem Jetski in Nähe der Insel, als er die verhärmte Gestalt entdeckt: "Was machen sie denn hier?"

Nelson Nedys Hilferufe werden erhört. Wenig später wird der geschwächte Mann von einem Hubschrauber der herbeigerufenen Feuerwehr gerettet. Fünf Nächte und sechs Tage hatte er auf den Insel verbracht, die schlimmste Zeit seines Lebens, wie er der Zeitung "O Globo" erzählte. Das Internet-Portal Metropeles twittert das Video von Nedys Wiedersehen mit seinem Retter: Zwei Männer fallen sich um den Hals.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.