Berlin. Ein Haushaltsbuch zu führen hilft dabei, die eigenen Finanzen zu überblicken. Eine Expertin erklärt, wie Budgetplanung funktioniert.

Beim Einkauf einige Euro zu sparen, gleichzeitig aber ein teures Fitnessstudio zu zahlen, das man nicht besucht, ergibt keinen Sinn. Jedenfalls nicht, wenn man sparen will. Wie viel gebe ich für was aus, was nehme ich ein? Die Antworten auf diese simplen Fragen sind die Basis für jede gute Budgetplanung.

Doch nur die wenigsten verschaffen sich tatsächlich einen solchen Überblick. Laut einer Umfrage von Januar 2020 hält lediglich ein Drittel der Deutschen seine Ausgaben schriftlich fest. „Für Verbraucher geht es hauptsächlich darum, einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu bekommen und ein Planungsinstrument zu haben“, erklärt Sylvia Groh, Expertin der Gruppe Kredit und Entschuldung der Verbraucherzentrale NRW, den Sinn der Budgetplanung.

Haushaltsbuch führen: Jede Ausgabe nach dem Kauf eintragen

Vor der Planung kommt der Überblick. Den erhält man am besten mit dem guten alten Haushaltsbuch – egal ob klassisch in Papierform oder digital mithilfe einer App. Dort wird neben den festen monatlichen Einnahmen und Ausgaben auch jedes Brötchen, jedes Parkticket, jeder Kaffee außer Haus aufgelistet.

Dabei kann laut Finanzexpertin Groh eine App hilfreich sein, weil alle Ausgaben direkt nach dem Kauf eingetragen werden können – auch die bargeldlosen. Wer vor allem bargeldlos zahlt, dem fällt es oft schwerer, den Überblick zu behalten. Hier müssten alternativ die Kontoauszüge regelmäßig überprüft werden.

Grundsätzlich hilft es, Ausgaben in Kategorien einzuteilen, wie etwa Mobilität, Ernährung, Wohnen, Bildung. Und am Ende des Monats zieht man dann Bilanz. Im Fall einer negativ ausfallenden Budgetplanung sollten Verbraucherinnen und Verbraucher zunächst prüfen, ob sie auf laufende Verträge verzichten können.

Ausgaben im Griff: Auf welche Kosten kann ich am einfachsten verzichten?

Als häufigstes Beispiel nennt die Expertin den besagten monatlichen Fitnessstudiovertrag, der nicht genutzt wird. Außerdem sollten Verbraucher darauf achten, alle Ansprüche geltend zu machen, die ihnen zustehen. Das kann beispielsweise Wohngeld oder Bafög sein. Bei wem die Bilanz dauerhaft negativ ausfällt, sollte sich frühzeitig Hilfe suchen, beispielsweise in Form einer Schuldnerberatung.

Genaue Richtwerte, wie viel Verbraucherinnen und Verbraucher für einen Lebensbereich ausgeben sollten, gibt es nicht. Eine allgemeine Empfehlung lautet zum Beispiel, bei den Wohnkosten nicht mehr als ein Drittel des Einkommens auszugeben. Dies sei aber auch von dem Gehalt abhängig, so Groh. „Bei einem Drittel Wohnkosten haben Verbraucher noch ausreichend Spielraum für die restlichen Ausgaben.“

Es gibt aber die Möglichkeit, sich an Vergleichswerten zu orientieren. Die Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft gibt sogenannte Referenzbudgets an. Dafür werden Haushalte befragt, die über einen längeren Zeitraum ein Haushaltsbuch führen. Je nach Haushaltsform werden die Durchschnittswerte zu verschiedenen Kategorien ermittelt.

Expertin Groh empfiehlt die Übersicht des „Beratungsdienstes Geld und Haushalt“ der Sparkasse, die sich an diesen Referenzbudgets orientiert (referenzbudgets.beratungsdienst-guh.de). Verbraucher können dort unter anderem Informationen wie aktuelle Wohnsituation, Nettoeinkommen und Zahl der Kinder angeben und dann ihre eigenen Ausgaben für Wohnen, Ernährung, Mobilität und andere Lebensbereiche mit den deutschen Durchschnittswerten vergleichen.

Haushaltsbuch: Budget für Ausgaben am Monatsanfang aufstellen

Dazu gehört auch die Kategorie Freizeit. Da viele Menschen nicht wissen, was sie für Restaurantbesuche, Shoppen oder Theater im Monat ausgeben und sich diese Ausgaben auch von Monat zu Monat unterscheiden können, gibt Finanzexpertin Groh folgenden Tipp: Man nimmt sich am Monatsanfang vor, wie viel Geld man für die jeweiligen Aktivitäten ausgeben möchte. Dieses eingeplante Budget versucht man einzuhalten.

Während der Bilanzierung kontrolliert man dann, ob das geplante Budget ausreichend war oder man im nächsten Monat möglicherweise anders planen muss. „Das macht besonders Sinn, wenn eine große Anschaffung ansteht, für die gespart werden muss“, sagt Groh. So könne ausgetestet werden, ob das benötigte Geld wirklich zur Seite gelegt werden kann.

Ein Haushaltsbuch sollte jede noch so kleine Ausgabe auflisten und den Einnahmen gegenüberstellen.
Ein Haushaltsbuch sollte jede noch so kleine Ausgabe auflisten und den Einnahmen gegenüberstellen. © iStock | istock

Sparen für Rücklagen gehören auch ins Haushaltsbuch

Auch die Bildung von Rücklagen ist in der Budgetplanung von Bedeutung. Verbraucher können gezielt einplanen, dass sie monatlich zum Beispiel 50 Euro auf ein Tagesgeldkonto abbuchen. Es wird empfohlen, zwei bis drei Monatsgehälter zur Verfügung zu haben, „falls etwas Unvorhergesehenes passiert“, erklärt Groh.

Doch egal, ob Menschen die Möglichkeit haben, sich Rücklagen anzusparen oder nicht, ob sie viel oder wenig Geld haben: Groh rät jedem dazu, ein Haushaltsbuch zu führen und eine Budgetplanung zu machen. Eine Steuerung der Ausgaben nach Prioritäten sei auf diese Weise besser möglich: „So hat man es selbst in der Hand, wo das Geld hingeht.“ Es sei entscheidend, dass nicht dauerhaft der Dispo auf dem Girokonto genutzt werde, da dies zu hohen Kosten führen könne.

Haushaltsbuch führen: Die Top-5-Tipps der Expertin

Diese fünf Tipps sind aus Sicht von Finanzexpertin Sylvia Groh im Alltag am wichtigsten, um das eigenen Haushaltsbuch konsequent zu führen und die eigenen Finanzen im Griff zu haben:

  1. Disziplin: Die Erfassung jeder noch so kleinen Ausgabe.
  2. Durchhalten: Ein Haushaltsbuch sollte mindestens über drei Monate geführt werden.
  3. Kategorien bilden: Die Einteilung in sinnvolle Kategorien sollte individuell erfolgen.
  4. Kartenzahlungen nicht vergessen: Jede bargeldlose Zahlung muss erfasst und notiert werden.
  5. Umschlagmethode: Das eingeplante Wochen-Budget, zum Beispiel für Freizeitaktivitäten, in einen Umschlag legen und nur dieses Geld nutzen.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de