Berlin. Gibt es für das beliebte 9-Euro-Ticket eine Verlängerung? Deutschlands oberste Verbraucherschützerin bringt eine neue Idee ins Spiel.

Volle Busse und Bahnen, etwas weniger Autos auf den Straßen – dank des 9-Euro-Tickets zeigt sich, dass viele Menschen bereit zum Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) sind. Bislang ist das bundesweit gültige Schnäppchenticket auf die Monate Juni bis August begrenzt. Nun macht sich Deutschlands oberste Verbraucherschützerin Ramona Pop für eine Verlängerung stark.

„Wir fordern eine Fortführung mit einem 29-Euro-Ticket ab September“, sagte die neue Vorständin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) unserer Redaktion. Die Verkaufszahlen und volle Züge zeigten, dass die Menschen das Ticket wirklich nutzen. „Ein großer Vorteil ist die Einfachheit, man muss nicht mehr die komplizierten Tarifstrukturen verschiedener Verkehrsverbünde verstehen, um das richtige Ticket zu kaufen“, sagte die frühere Berliner Wirtschaftssenatorin.

Mit einem günstigen Preis sei es für viele bezahlbar, klimaverträglich unterwegs zu sein. „Wir müssen den Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr fördern“, sagte die frühere Grünen-Politikerin. „Wenn man den Umstieg ernst meint, muss man dafür Geld in die Hand nehmen.“ Das auf drei Monate begrenzte 9-Euro-Ticket kostet den Bund 2,5 Milliarden Euro Steuergeld.

Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv)
Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Allerdings müsse auch das Angebot ausgebaut werden, insbesondere im ländlichen Raum, warnte vzbv-Chefin Pop. „Der Abbau von Bahnstrecken in den vergangenen Jahrzehnten war eine Fehlentscheidung.“

Tankrabatt: Warum die Verbraucherschutz-Chefin dagegen ist

Anders sieht es beim umstrittenen Tankrabatt auf Benzin und Diesel aus. Hier ist Pop gegen eine Verlängerung über den Sommer hinaus. „Das sehen wir skeptisch“, sagte sie unserer Redaktion. Gefördert würden vor allem jene mit großen Autos, die viel verbrauchen. „Menschen mit geringem Einkommen können sich solche Spritschlucker gar nicht leisten. Das ist nicht das gerechteste Modell.“

Zudem stehe die Frage im Raum, ob das Geld tatsächlich bei den Verbrauchern angekommen ist oder nicht doch vor allem die Gewinne der Konzerne erhöht hat. „Ein von der Höhe des Einkommens unabhängiges Mobilitätsgeld wäre da sinnvoller“, betonte die Verbraucherschützerin.

Bei der Neuordnung der E-Auto-Förderung müsse die Bundesregierung Klarheit schaffen, auf welche Förderungen sich Verbraucher verlassen können. Und auch die Automobilindustrie sei gefragt, für attraktive Preise zu sorgen. „Noch mehr muss beim Ausbau der Ladeinfrastruktur geschehen“, betonte Pop.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.