Bangkok. Pompöse Auftritte in Thailand, bizarre Ausflüge in Bayern: König Rama X. wird 70 Jahre alt – und verliert an Zuspruch bei seinem Volk.

  • Rama X. von Thailand gilt als der reichste König der Welt
  • Der Monarch hatte eine Vorliebe für Bayern und wird immer wieder dort gesichtet
  • So auch jetzt, als Rama X. von einem Touristen mit einem etwas merkwürdigem Outfit gefilmt wurde

Der drahtige Mann hat eine Radtour gemacht und will sich nun mit seiner Frau an einem schmalen Strand am Starnberger See sonnen. Wie es halt manchmal so ist, hat er eine für diese Zwecke ungünstige Unterhose an: Der schwarze Slip sitzt reichlich knapp, dazu trägt er orthopädische Strümpfe und ein schwarzes Oberteil.

Man mag es auf den ersten Blick nicht glauben: Dieser Mann ist der reichste König der Welt. Maha Vajiralongkorn regiert seit 2016 als Rama X. über Thailand. Schätzungen über sein Vermögen reichen von 30 bis 100 Milliarden Dollar.

Auch bei diesem scheinbar bodenständigen Ausflug in Bayern, den ein Tourist heimlich filmt, begleitet ihn eine 30-köpfige Entourage. Ein Butler serviert Champagner in Pappbechern, trägt dabei weiße Handschuhe. Der König spricht mit niemandem, auch nicht mit seiner Ehefrau: Königin Suthida (44), eine ehemalige Stewardess, die er erst zum Generalleutnant beförderte und vor drei Jahren zur Königin ernannte. Die Hintergründe: Partyprinz Rama X. wird zum König von Thailand gekrönt

König Rama X.: In Thailand ist sein Geburtstag ein Feiertag

Am Donnerstag (28. Juli) wird Rama X. 70. In Thailand ist sein Geburtstag ein offizieller Feiertag. Ob der König sich blicken lässt? Niemand weiß es. So richtig gerne ist er nicht in seiner Heimat. In Bayern oder auch in der Schweiz, dort fühlt er sich wohl. Hier hat er Lust, ganz normale Dinge zu unternehmen, so wie man es von skandinavischen Royals kennt.

Und doch gestaltet sich jede dieser Unternehmungen völlig überzogen. Als er in Luzern ein Velorad besteigt, mit Helm und im bauchfreien lilafarbenen Top, rennen Bedienstete zu beiden Seiten hinter ihm her und achten darauf, dass er das Gleichgewicht hält. Im Schnäppchenmarkt in einer Münchner Shoppingmall kombiniert er Hüftjeans mit einer Art Sport-BH. Auch interessant: König von Thailand hat Wahlheimat Bayern verlassen

Thailands König: Nur bei offiziellen Auftritten lässt Rama X. sich sehen, hier bei einer Zeremonie zu Ehren seines legendären Vaters Bhumibol.
Thailands König: Nur bei offiziellen Auftritten lässt Rama X. sich sehen, hier bei einer Zeremonie zu Ehren seines legendären Vaters Bhumibol. © aP

In seiner Heimat wird ein ganz anderes Bild von Seiner Majestät gezeichnet. Im Kino läuft vor jedem Film ein Zusammenschnitt der pompösesten Szenen aus seinem Leben, etwa von seiner Krönung. Seine „Goldene Krone des Sieges“ wiegt 7,3 Kilogramm, seit Beginn der Chakri-Dynastie 1782 haben erst neun Könige das gewichtige Stück getragen.

Winkend steht er mit seiner Familie auf einem Balkon, Zehntausende jubeln ihm zu. Dazu wird die feierliche Königshymne gespielt. Darin heißt es: „Wir, Diener des Königs, legen ihm unser Leben zu Füßen.“ Denn der siebenfache Vater wird in Thailand offiziell in die Nähe einer Gottheit gerückt. Schon die Bedeutung seines Namens schürt Erwartungen. „Maha Vajiralongkorn Bodin Dradebaya Warangkun“ heißt so viel wie „Der König der Blitze, Abkömmling von allmächtigen Gottheiten“.

Thailands König: Die Krone wird ihm zur Last

Sein verehrter Vater Bhumibol war im Auge des Volkes eine solche Gottheit. 70 Jahre regierte er volksnah und pflichtbewusst. Dass man seinen einzigen Sohn nicht ganz so anhimmelt, auch das wird im Kino deutlich. Eigentlich gilt die Regel: Jeder soll aufstehen. In jüngster Zeit befolgen aber längst nicht mehr alle die Vorgabe.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Demonstrationen, bei denen die Lockerung eines strengen Gesetzes gegen Majestätsbeleidigung gefordert wurde. Auf Kritik am König und seiner Familie stehen drakonische Strafen von bis zu 15 Jahren Haft.

Ehefrau Nr. 4: Königin Suthida, eine ehemalige Flugbegleiterin.
Ehefrau Nr. 4: Königin Suthida, eine ehemalige Flugbegleiterin. © Getty Images | Lauren DeCicca

Den hohen Erwartungen und dem rigorosen Protokoll entkommt Rama X. bei jeder Gelegenheit in seiner teakholzverkleideten Boeing 777 „Alongkorn“ (ein Teil seines Namens), die ihn in seine Herzensheimat Bayern fliegt. Dort besitzt er eine Villa in Tutzing am Starnberger See. Lesen Sie hier: Thai-König soll Steuern zahlen für Dorf in Bayern

Lieber noch checkt er in eine Etage im Grandhotel Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen ein. Dort ist Platz für alles, was er so braucht: seine Mätresse Nr. 1, genannt „Koi“, 250 Angestellte, viele davon junge Frauen, Juwelen, 30 Pudel. Für Normalwohlhabende ist es seit Jahren nahezu unmöglich, von der „König-Ludwig-Suite“ den Blick auf die Zugspitze zu genießen. Auch derzeit geht nichts: Aufgrund der „guten Buchungssituation“ nehme man keine Reservierungen entgegen, heißt es von einer Telefonansage.

Ein Bürgerverein forderte mal Steuern von Rama X., ansonsten lassen die Bayern den König wie bekanntlich auch den Herrgott einen guten Mann sein. „Wir kümmern uns nicht besonders um ihn“, sagt Landratsamtsprecher Stephan Scharf. „Wir sind in Garmisch gekrönte Häupter gewohnt. Der Sultan von Oman hatte hier jahrelang seinen Zweitwohnsitz. Wenn sich jemand über den König aufregt, dann sind das immer Leute von außerhalb.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.