Venedig. Italien-Urlauber müssen aufpassen: Ein Besuch in Venedig ist nur noch nach Online-Buchung möglich. Die Stadt jubelt über den Schritt.

Was kann schöner sein als ein Espresso auf dem Markusplatz? Venedig ist ein Traumziel für Besucher – doch leider viel zu voll. Am Freitag wurde ein neues Tourismuskonzept vorgestellt, das die Besucherströme kontrollieren soll: Ab Januar 2023 kommt das „Eintrittsgeld“ für Tagestouristen in Venedig. Zwischen 3 und 10 Euro beträgt der Preis. Gebucht wird über ein Online-System.

Wer weit im Voraus seinen Besuch plant, zahlt nur den Mindestpreis. Ende des Jahres soll eine mehrsprachige Plattform mit Bezahlungsmöglichkeiten eingerichtet werden. Wer bucht, erhält einen QR-Code für den Zutritt zur Lagunenstadt, der auf dem Bahnhof, auf Parkplätzen und an bestimmten Zugängen kontrolliert wird.

Mit elektronischen Systemen soll die Zahlung des Eintrittsgeldes geprüft werden. Tagestouristen, die ohne QR-Code erwischt werden, müssen dann den Höchstpreis von 10 Euro zahlen. Die tägliche Zahl der Touristen soll auch mithilfe eines ständigen Monitorings der Mobilfunktelefone überwacht werden.

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Urlaub in Italien: Venedig will sich nicht abschotten

Das Buchungssystem soll bereits ab dem 1. August getestet werden. „Dieses System ist eine kopernikanische Revolution für Venedig: Seit 30 Jahren spricht man von der Notwendigkeit, die Tourismusströme zu regeln, endlich unternehmen wir einen entscheidenden Schritt, um Besuchern bessere Dienstleistungen zu garantieren und eine ausgewogenere Balance zwischen Einwohnern und Touristen zu finden. Wir sind weltweit die erste Stadt, die ein solches System testet“, berichtete der venezianische Tourismusbeauftragte Simone Venturini am Freitagnachmittag.

Gondelfahrten gehören zum Venedig-Besuch dazu.
Gondelfahrten gehören zum Venedig-Besuch dazu. © IMAGO / Andrea Merola

Die Einnahmen des Eintrittsgeldes sollen in die Instandhaltung und Reinigung der historischen Stadt fließen. Auch die Müllabfuhrsteuer für die Venezianer, die derzeit im gesamtstaatlichen Durchschnitt besonders hoch ist, soll reduziert werden.

Venturini bestreitet, dass sich Venedig gegen Touristen abschotte. „Wir bleiben eine offene Stadt. Abends oder an Jahreszeiten mit weniger Tourismus wird kein Eintrittsgeld erhoben. Die Einschränkungen sind notwendig geworden, um einen nachhaltigen Tourismus zu fördern, der auch den Besuchern zugutekommen wird“, betont der Tourismusbeauftragte.

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Venedig-Besuch wird immer teurer

Für Touristen kommen neben dem Eintrittsgeld zusätzliche Kosten bei einem Venedig-Besuch zu. Der Preis der Tageskarten für eine Fahrt an Bord eines „Vaporetto“, des Wasserbusses in der Lagunenstadt, steigt ab September von 7,50 auf 9,50 Euro.

Wer jedoch online und im Voraus bucht, wird weiterhin nur 7,50 Euro zahlen. „Wir wollen die Touristen daran gewöhnen, dass man Venedig nicht mehr ohne Anmeldung besuchen kann“, so Venturini.

Im Kampf gegen den Massentourismus will Venedig auch die Zahl seiner Ferienwohnungen begrenzen. So kann die Stadtverwaltung künftig Höchstgrenzen bei Kurzzeitmieten festlegen. Ziel ist es, langfristige Mieten und das Wohnen im Stadtkern zu fördern. Auch die Zahl der Bed and Breakfast mit günstigen Steuersätzen wird reduziert.

Damit will die Gemeinde auch Betrieben Schranken setzen, die unzählige Wohnungen kaufen, um sie an Touristen zu vermieten. Das Wachstum der Internetanbieter müsse endlich in geordnete Bahnen gelenkt werden, lautet das Vorhaben der Stadtverwaltung. Man müsse verhindern, dass der Massentourismus immer mehr Bewohner aus dem Stadtkern vertreibe, so Venturini.

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Venedig gegen Airbnb

Im Juni ist die Zahl der Bewohner der Altstadt erstmals unter die Schwelle von 50.000 gesunken. „In Sachen Ferienwohnungen folgt Venedig dem Beispiel und der Erfahrung vieler anderer europäischer Städte, die noch strengere Vorschriften haben. Es wird kein leichter Weg sein“, betonte Bürgermeister Luigi Brugnaro.

Venedig hatte sich 2020 der Kampagne von zehn europäischen Großstädten angeschlossen, um von der EU strengere Regeln für die US-Plattform Airbnb zu verlangen. Ziel sei es, die Zahl der an Touristen vermittelten Wohnungen einzuschränken und die Stadtkerne vor dem Massentourismus zu retten.