Berlin. Britische Forschende befürchten, dass die Omikron-Subtypen die Atemwege wieder stärker angreifen. Das lassen auch Studien vermuten.

Seit Anfang des Jahres verbreiten sich zwei Subtypen der Corona-Mutation Omikron stark: die Untervarianten BA.4 und BA.5. Mittlerweile sind sie auch in Deutschland für einen Großteil der Neuinfektionen verantwortlich. Doch es gibt Hinweise, dass die Subtypen wieder tiefer in die Lunge eindringen. Britische Forschende befürchten erneute schwerere Pandemie-Verläufe.

Wie aktuelle Daten der britischen Gesundheitsbehörde NHS zeigen, gab es in England zuletzt wieder mehr Hospitalisierungen. Besonders nach den Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum der Queen waren die Neuinfektionen um 43 Prozent gestiegen. Dafür sollen der statischen Behörde Großbritanniens zufolge auch BA.4 und BA.5 verantwortlich sein.

Forschende äußern darüber Sorge: "Es sieht so aus, als würden wir uns wieder in Richtung der gefährlicheren Infektion bewegen", sagte der Virologe Stephen Griffin dem britischen "Independent" über die Omikron-Subtypen. "Sie dringen tiefer in die Lunge ein."

Corona: Omikron-Untervarianten infizieren Lungenzellen stärker

Das hatten auch Forschende aus Tokio in Studien herausgefunden: Bei Experimenten mit Hamstern hätten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkannt, dass die beiden Subtypen zu schwereren Krankheitsverläufen führen könnten – ähnlich wie Alpha und Delta. Das lag daran, dass die Untervarianten die Lungenzellen stärker infizieren als die vorherige Omikron-Mutation, die eher die oberen Atemwege befiel.

Die Gesundheitsbehörde der EU, das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), sieht derweil noch keine Anzeichen dafür, dass die Subvarianten für schwerere Krankheitsverläufe sorgen würden. Allerdings stufte es die neuen Subtypen Mitte Mai als "besorgniserregende Varianten" ein.

Die neuen Entwicklungen zeigten, dass Corona noch nicht vorbei sei, sagt Mary Ramsay von der britischen Gesundheitsbehörde dem "Independent". Man werde den Verlauf der Subtypen beobachten, erklärte die Verantwortliche für Immunisierung. Allerdings: "Wir sehen bisher keinen Anstieg bei den Neuaufnahmen auf der Intensivstation."

Corona: Omikron-Subtypen haben offenbar Mutation im Spike-Protein

Auch die deutsche Virologin Sandra Ciesek will die Situation zunächst weiter beobachten. Im Corona-Podcast des NDR erklärte sie, dass eine Veränderung im Spike-Protein verantwortlich für den Effekt der Subvarianten sei. Während die ersten Omikron-Linien diese nicht hatten, wäre diese Mutation auch bei Delta präsent gewesen.

"Studien zeigen, dass diese Position wichtig ist für die Infektiosität und dass eine Mutation dort das Lungengewebe wieder leichter infizierbar macht", so Ciesek. Sie könne sich vorstellen, dass BA.5 wieder etwas krankheitserregender sein könnte: "Aber das ist nicht abschließend geklärt." (reba)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.